Christen dürfen sich von den Thesen der Atheisten nicht gleich aus dem Gleichgewicht bringen lassen.
Christen dürfen sich von den Thesen der Atheisten nicht gleich aus dem Gleichgewicht bringen lassen.
Über die Inhalte der „alten“ und „neuen“ Atheisten: Hubert Philipp Weber (Institut für Dogmatik) im Gespräch.
Sind die „neuen“ Atheisten klüger als die „alten“?
Weber: Im ersten Moment ist man versucht, einfach zu sagen: Nein. Die vorgebrachten Argumente finden sich alle schon bei berühmten atheistischen Denkern des 19. Jahrhunderts wie Friedrich Nietzsche oder Ludwig Feuerbach.
Ist der Glaube vernünftig? Kann Theologie eine Wissenschaft sein? Hat nicht die Evolutionstheorie den Glauben an einen guten Schöpfergott erledigt?
Diese alten Fragen stehen auch bei den so genannten neuen Atheisten (etwa Christopher Hitchens oder Richard Dawkins) im Mittelpunkt. Die Inhalte sind also gleich geblieben.
Freilich sind heute die Methoden der Verbreitung vielfältiger und differenzierter. Insofern kann man sagen, dass die „neuen Atheisten“ klüger sind. Sie halten nicht nur Vorträge und schreiben Bücher, sondern sind viel kreativer und benützen die unterschiedlichsten Medien, um ihre atheistischen Botschaften unter das Volk zu bringen.
Sind sie also aggressiver im Auftreten?
Weber: Wenn man von „neuen Atheisten“ spricht, fasst man damit viele unterschiedliche philosophische Ansätze und publizistische Phänomene von Religionskritik zusammen.
Ein Merkmal eint all diese Bewegungen sicher: Sie sind sehr populistisch. Statt langer Abhandlungen, die nur schwer zu verstehen sind, werden kurze Thesen vorgetragen, gibt es Comics und Kinderbücher, bis hin zur „BusKampagne“, bei der Autobusse durch die Lande geschickt wurden mit der Aufschrift: „Es gibt wahrscheinlich keinen Gott ...“
Ich denke nicht, dass die Vertreter des Atheismus heute aggressiver sind als früher, aber die Auseinandersetzung hat sich verlagert: von der Diskussion unter Fachleuten hinein in die Medien, besonders ins Internet.
Wie setzt man sich richtig mit dem (neuen) Atheismus auseinander?
Weber: Schon die Frage zeigt die Richtung für die Antwort an: Christen müssen sich mit diesen Fragen auseinandersetzen.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat festgehalten, dass man die vielen verschiedenen Formen des Atheismus, nicht einfach nur als falsch oder unsinnig abtun kann. Die Argumente müssen beachtet werden.
Auch wenn manche Vertreter des neuen Atheismus an einem Gespräch mit Theologen wenig interessiert sind, viele Leser ihrer Schriften wollen Antworten auf die kritischen Fragen bekommen. Diese Diskussion kann nicht allein von den Philosophen und Theologen, also den Fachleuten geführt werden.
Wenn der Atheismus heute am Stammtisch und in den Boulevard-Medien angekommen ist, dann müssen auch alle Christen bereit sein, auf die Fragen von Atheisten, Agnostikern und Verunsicherten zu antworten.
Daher ist es unbedingt notwendig, den eigenen Glauben gut zu kennen und vor kritischen Fragen nicht zurückzuweichen.
Hubert Philipp Weber (Institut für Dogmatik)