Im Judentum war die Idee verankert, dass man Sünden nur loswerden kann, wenn man sie auf Opfertiere überträgt. Und das musste in Jerusalem geschehen beim Tempel.
Im Judentum war die Idee verankert, dass man Sünden nur loswerden kann, wenn man sie auf Opfertiere überträgt. Und das musste in Jerusalem geschehen beim Tempel.
Warum musste Jesu leiden?
Die Botschaft des leidenden Gekreuzigten versteht man nur vom Urgrund des Judentums her:
Dort war die Idee verankert, dass man Sünden nur loswerden kann, wenn man sie auf Opfertiere überträgt. Und das musste in Jerusalem geschehen beim Tempel.
So wie der Jude immer mit einem Opfertier in die „Stadt des Friedens“, der Sündenvergebung, hinaufgezogen ist: bevorzugt mit einem Lamm.
Beim Tempel legte der Sünder die Hände auf das Lamm und „beichtete“ seine Sünden „auf“ das Tier.
Ein Priester schnitt dem Lamm die Kehle durch: Das Blut wurde auf den Tempelvorhang gesprengt, der Leib, der „zur Sünde“ geworden war, wurde verbrannt. Ohne Tempel, Opfertier und Blut keine Sündenvergebung!
Daher erregte Jesus so viel Anstoß, als er Sünden vergibt. Er griff damit den Tempelkult an.
Heute verstehen wir nicht mehr wirklich, was es heißt, dass „Jesus das Lamm Gottes ist, dass die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Johannes 1,29).
Oder wenn Paulus schreibt: „Gott hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht…“ (2 Korinther 5,21).
Jesus stirbt nicht irgendwo, er war zielstrebig nach Jerusalem gezogen.
Er stirbt nicht irgendwann, sondern zum Paschafest, wo es um den Ritus des Lämmerschlachtens ging.
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P. Karl Wallner OCist
Rektor der Hochschule „Benedikt XVI.“ in Heiligenkreuz.
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