"Anna selbdritt“ bezeichnet in der christlichen Ikonographie die Darstellung der hl. Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind.
"Anna selbdritt“ bezeichnet in der christlichen Ikonographie die Darstellung der hl. Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind.
In vielen Pfarrkirchen ist ein Bild oder eine Skulptur der heiligen Anna mit einem jungen Mädchen und einem Kind zu finden. Zu sehen sind bei der „Anna selbdritt“-Darstellung drei Generationen der heiligen Familie.
"Anna selbdritt“ bezeichnet in der christlichen Ikonographie die Darstellung der hl. Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind. Der Bildtyp gehört zu den Andachtsbildern, die sich im späten Mittelalter besonders häufig und vielgestaltig entwickelt haben.
Der Ausdruck „selbdritt“ ist ein altes Wort für „als Teil einer Dreiergruppe“ oder auch „zu dritt“.Typisch für die frühen Darstellungen ist die im Vergleich zur heiligen Anna verhältnismäßig kleine, mädchenhaft ausgeführte Marienfigur. Ein besonders bekanntes Gemälde ist eine Darstellung Leonardo da Vincis, die zwischen 1500 und 1510 während seines Aufenthaltes in Florenz entstanden ist
Die heilige Anna – der Name kommt vom hebräischen Hannah und bedeutet „Huld“, „Gnade“ – spielt in der Heiligenverehrung des Mittelalters eine große Rolle, da sie als Großmutter Jesu nach christlicher Tradition ihre Tochter Maria
auch unbefleckt, also ohne Erbsünde, empfangen hat. Ebenso ist die Zahl drei als göttliche Zahl von Bedeutung. Entstanden ist der Bildtyp der Anna selbdritt aus dem Annenkult.
Da es aber keine biblischen Quellen über die Existenz der Eltern Marias, Joachim und Anna, gibt, zu denen später noch die Mutter Annas namens Emerantia kam, bezogen sich die Künstler auf apokryphe Schriften und auf die populäre Legenda aurea des Jacobus de Voragine.
Dort wird vom betagten Tempelpriester Joachim berichtet, der nach langer Ehe mit seiner Frau Anna immer noch kinderlos war, und dessen Opfer im Tempel von seinem Vorgesetzten aus diesem Grund abgelehnt worden war. Daraufhin erschien den Eheleuten ein Engel, der ihnen die Geburt einer Tochter, Maria, weissagte.
Aufschwung erhielt der Annenkult durch die Einführung des Anna-Tages in den römischen Heiligenkalender durch Papst Sixtus IV. Mitte des 15. Jh. und die Einführung des Anna-Festes durch Papst Gregor XIII. (26. Juli).
Das bürgerliche Familienideal des späten Mittelalters förderte noch einmal die Verehrung Annas und der Heiligen Sippe – eine durch die hll. Joachim und Josef und weitere Angehörige zu einem größeren Familienbild erweiterte Schar.
Die Darstellungen der „Anna selbdritt“ breiteten sich rasch aus und die Vorstellung von der „mulier fortis“, der „starken Frau“, befördert durch die Lesungen der Liturgie am Annafesttag, machte sie zur Patronin von Zünften und von Handels- und Gewerbetreibenden.
Die Verehrung nahm weiteren Aufschwung im 13. und im frühen 16. Jh., als viele Annakapellen und tausende von Altären und Statuen zu ihren Ehren errichtet wurden. Annagürtel halfen gegen Unfruchtbarkeit von Frauen, Glocken wurden Anna geweiht, die neun Dienstage vor Ostern wurden als „Annadienstage“ begangen. Im 19. Jh. gab es im deutschen Sprachgebiet etwa 100 größere und kleinere Wallfahrtsstätten zu Ehren Annas. Viele bestehen bis heute.
Anna selbdritt, von Leonardo da Vinci
London National Gallery
Hl. Anna mit der Gottesmutter Maria als Kind
Anna-Kapelle
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