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19.07.2019 · Glaube · Spiritualität

Ketzer – Origenes – Kirchenvater, Feuergeist, Ketzer

Origenes (um 185–254): "Die Menschen, welche die Worte kennen „Selig sind die Friedfertigen“ und „Selig sind die Sanftmütigen“, können die Verfälscher der Lehren des Christentums nicht verabscheuen und auch die Irrenden nicht als listige Unruhestifter bezeichnen."

Origenes war ein hervorragender Kenner der Bibel und ein sprudelnder Denker.

 

 

 

Geboren um 185 in einer wohlhabenden Familie, wurde Origenes in Alexandria in Ägypten christlich erzogen und in den Wissenschaften seiner Zeit umfassend gebildet.

 

Bereits als Kind setzte er durch seine Fragen zur Heiligen Schrift Menschen in Erstaunen. Origenes’ Vater Leonides starb bei einer Christenverfolgung 202. Origenes’ Mutter hielt ihren Sohn durch das Verstecken seiner Kleider davon ab, ebenso Märtyrer zu werden.

 

Als junger Mann unterrichtete Origenes Katechumenen, also Taufbewerberinnen und Taufbewerber. Er verließ diese auch in Verfolgungszeiten nicht. In Auslegung von Mt 19,12 ließ er sich kastrieren (diese Tatsache oder dieses Gerücht ist historisch umstritten).


In einer Metropole der spätantiken Welt

Origenes lehrte am Didaskaleion in Alexandria, gleichsam der ersten Schule für Theologie zur Ausbildung von Katecheten. Er war ein begnadeter Lehrer, und viele drängten in seine Vorlesungen. Das Christentum wurde für gebildete Kreise interessant.

 

Mit seinen Schülern studierte Origenes auch die Schriften der alten Dichter und Philosophen. Er war überzeugt, dass zum Studium des Wortes Gottes nicht weniger als die Bildungstradition seiner Zeit aufzubieten sei. Origenes selbst lebte arm und asketisch, er verzichtete auf Sandalen und Wein, er fastete und betete viel.


Lehrverbot und Übersiedelung

Um 230 wurde Origenes auf Reisen vom Bischof von Cäsarea in Palästina zum Priester geweiht. Der Bischof von Alexandria ließ Origenes daraufhin die Presbyterwürde aberkennen.

 

Origenes erhielt Lehrverbot und wurde aus der Gemeinde von Alexandria ausgeschlossen. Er verließ seine Heimatstadt und gründete eine neue Schule in Cäsarea, die zu einem geistigen Brennpunkt und zur Ausbildungsstätte der Bischöfe des Orients wurde.

 

Während der Christenverfolgung unter Kaiser Decius wurde Origenes 250 gefangen genommen und gefoltert. Er starb vermutlich 254 an den Folgen seiner Verletzungen.


Umstritten und verurteilt

Dank der Bekehrung eines vermögenden Mannes stand Origenes ein Schreibbüro mit sieben Schnellschreibern zur Verfügung, dazu Kopisten und Schönschreiberinnen, die seine Vorlesungen, Predigten und Briefe aufzeichneten.

 

Sehr viele seiner zahlreichen Schriften – Eusebius zählte 2000 – wurden vernichtet, nachdem Origenes am 5. Ökumenischen Konzil von Konstantinopel 553 als Irrlehrer verurteilt worden war.

 

Das Anathema, der Kirchenbann, wurde im Lauf der Zeit nicht nur einmal über ihn ausgesprochen. Er selbst hatte die schon zu seinen Lebzeiten umstrittenen und später verurteilten Lehren als zu diskutierende offene Fragen (griech. problemata) und nicht als „Glaubenslehren“ (griech. dogmata) verstanden. 


Zitate

Nicht an einem Orte soll das Heilige gesucht werden, sondern in Taten und Leben und Sitten. Sind diese Gott gemäß und werden sie dem Gebote gemäß erfunden, so dienst du dem Worte Gottes auch, wenn du zu Hause bist, auch wenn du auf dem Markt bist, und was sage ich auf dem Markte, auch wenn du im Theater sitzest, zweifle nicht, dass du an heiliger Stätte stehst!
Origenes (um 185–254)  

 

Die Menschen, welche die Worte kennen „Selig sind die Friedfertigen“ und „Selig sind die Sanftmütigen“, können die Verfälscher der Lehren des Christentums nicht verabscheuen und auch die Irrenden nicht als listige Unruhestifter bezeichnen.

Origenes (um 185–254)  


Das Leben des Origenes scheint mir sozusagen schon von den Windeln an rühmenswert zu sein.
Eusebius von Cäsarea (um 260 – um 340)

 

Lieber mit Origenes irren als mit den anderen Recht haben.
Vinzenz von Lerin († um 450)

 

Wer sagt oder daran festhält, die Strafe der Dämonen und gottlosen Menschen sei zeitlich und sie werde nach einer bestimmten Zeit ein Ende haben bzw. es werde eine Wiederherstellung (griech. apokatastasis) von Dämonen oder gottlosen Menschen geben, der sei mit dem Anathema belegt.
Edikt des Kaisers auf der Synode in Konstantinopel 543

 

Indem das Gefäß in tausend Splitter zerbrach und der Name des Meisters gesteinigt und verschüttet wurde, entquoll der Duft des Salböls und erfüllte das ganze Haus: Es gibt in der Kirche keinen Denker, der so unsichtbar-allgegenwärtig geblieben wäre wie Origenes.
Hans Urs von Balthasar (1905–1988)

 


Kurzkommentar

von em. Univ.-Prof. Dr. Josef Weismayer lehrte Dogmatische Theologie an der Uni Wien

 

Es verstört, wenn der große Theologe und Bibelgelehrte Origenes in einer Liste von Ketzern aufgeführt wird. Im Zug der christologischen Auseinandersetzungen wurde Origenes beim 5. Ökumenischen Konzil 553, dreihundert Jahre nach seinem Tod, als Häretiker benannt.

 

Er wollte immer ein Mann der Kirche sein, wie er selbst erklärt hat. Er war und ist ein Kirchenvater, auch wenn ihm dieser Ehrentitel nie „verliehen“ wurde. Er war ein Feuergeist, der ganz von der Bibel erfüllt war und auch die Bibel gelebt hat. Eine ganze Reihe von Werken und Predigten über die Bücher der Heiligen Schrift bezeugen das.

 

Origenes stammte aus einer christlichen Familie in Alexandrien, sein Vater Leonidas starb als Märtyrer. Bischof Demetrius beauftragte ihn, Taufkandidaten in das christliche Glaubensverständnis einzuführen. Diese Katechetenschule hatte großen Zulauf.

 

Einige Formulierungsversuche des Origenes hinsichtlich der Vollendung der Heilsgeschichte, konkret zur Frage einer „Apokatastasis panton“ sind bis heute in Diskussion.

 

Der Bischof von Cäsarea in Palästina lud Origenes ein, über die biblischen Bücher zu predigen. Er ordinierte ihn auch zum Presbyter, was vom Bischof von Alexandrien nicht anerkannt wurde.   

 


 

erstellt von: Der SONNTAG / Elisabeth Pernkopf
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Weitere Informationen:

Ketzer-Wissen

Auf den Spuren des göttlichen Logos in der Bibel

Origenes war der größte Exeget der Antike und kann als Begründer der Bibelwissenschaften gelten.

 

Schriftauslegung ist Ansatz- und Zielpunkt seiner Theologie. Er verfasste eine Vielzahl von Kommentaren, Predigten und Scholien (Anmerkungen zu schwierigen Stellen oder Worten der Bibel) und widmete sich über 20 Jahre hinweg der ungeheuren Anstrengung der „Hexapla“, einer sechsspaltigen Ausgabe des Alten Testaments in 50 Bänden, die neben dem hebräischen Text und seiner griechischen Umschrift vier griechische Übersetzungen enthielt.

 

Der erste Kirchengeschichtsschreiber Eusebius und der Bibelübersetzer Hieronymus sahen und benutzten dieses Werk im 4. und 5. Jahrhundert in Cäsarea


Den Sinn der Bibel suchen

Origenes suchte mit der Liebe der Braut im Hohelied nach dem verborgenen Sinn in der Bibel. In einem Brief schreibt er: „Wenn du dich mit der göttlichen Lesung beschäftigst, suche sorgsam  und mit festem Glauben an Gott, was vielen verborgen ist, nämlich den Sinn der göttlichen Schriften. Begnüge dich nicht, zu klopfen und zu suchen. Um das Verständnis des Göttlichen zu erlangen, ist nichts so wichtig wie das Gebet.“


Dreifacher Schriftsinn

Von Origenes stammt die Lehre vom dreifach gestuften Schriftsinn, dem buchstäblichen, dem moralischen und dem mystisch-allegorischen (gemäß Körper, Seele und Geist).

 

Die Schriftsinne sind bei der Auslegung sorgfältig zu unterscheiden.
Einziges Festhalten an der buchstäblichen Auslegung fällt bei Origenes unter die Weherufe Jesu über die Schriftgelehrten. Um die Bibel als inspiriertes Wort Gottes in ihrer Tiefe auszuloten, brauche es auch ihren „geistigen“ Sinn.


Allegorische Deutung ist nicht nur erlaubt, sondern unerlässlich, will man von den irdischen zu den himmlischen Dingen kommen, vom Sichtbaren zum Unsichtbaren. Daraus wurde später die Lehre vom vierfachen Schriftsinn entwickelt, die bis in die Neuzeit gebräuchliche exegetische Methode.


Von anderen Lehren lernen

In seiner Lehrtätigkeit setzte sich Origenes ohne Scheu mit anderen Denkweisen und auch mit so genannten Häresien auseinander, um von ihnen zu lernen. In gewisser Weise hält er sie für notwendig, damit sich der Glaube bewähren könne. Dabei geriet er in Gefahr, selbst als Häretiker zu gelten.

 

Sein Werk gegen den zeitgenössischen Philosophen Kelsos, demgegenüber er das Christentum rechtfertigt, ist eine der gelehrtesten apologetischen Schriften des christlichen Altertums.


Die Frage nach der Apokatastasis

Was Origenes zudem umtrieb, war die Frage nach der endgültigen Erlösung und Vollendung, die Hoffnung auf die „Wiederherstellung aller Dinge“ (griech. apokatastasis ton panton) ganz am Ende.


Origenes leugnete die Hölle nicht, aber er erkannte keine ewigen Höllenstrafen an.
Er entwickelte seine Überlegungen im Anschluss an das Wort von Paulus, dass Gott alles in allem sein werde (1 Kor 15,28).


Die Erwägung einer All-Versöhnung formulierte Origenes sehr vorsichtig, umso heftiger wurde er dafür zu Lebzeiten und noch Jahrhunderte nach seinem Tod angegriffen und abgelehnt. Die Behauptung, er lehre die Erlösung des Teufels und der bösen Geister, die ihm unterstellt wurde, wies er selbst deutlich zurück.


Heilsoptimist Origenes

Traditionalisten um Erzbischof Lefebvre warfen am 2. Vatikanischen Konzil Artikeln aus der Kirchenkonstitution Lumen gentium einen „origenistischen Heilsoptimismus“ vor.

 

Eine der Allversöhnungsoption vergleichbare Theorie wurde im 20. Jahrhundert vom englischen Religionsphilosophen John Hick formuliert.   


 

Glaubenswissen


 

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Ein Heiliger, der die Hand reicht – auch anderen Konfessionen und Religionen, wird er doch in der Ostkirche ebenso verehrt wie im Westen.

Papst mahnt: Synodaler Weg braucht mehr innerdeutschen Dialog

Papst Leo XIV. sieht den Reformprozess der deutschen Kirche noch nicht am Ziel. Beim Rückflug aus dem Libanon mahnte er mehr innerdeutschen Dialog an – und warnte vor Machtgefällen, die Stimmen vieler Gläubiger zum Verstummen bringen könnten. Vielfalt in der Synodalität sei kein Bruch, sondern Stärke.

Grünwidl: Kirche und Medien teilen Verantwortung für Wahrheit

Kirche und Medien tragen gemeinsam Verantwortung für Wahrheit, betonte der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl bei der Adventbegegnung mit ORF-Mitarbeitern.

Bürgermeister Ludwig: Bibelerzählung von Sturm am See „Anleitung für Politiker“

Herausforderungen mit kühlem Kopf zu meistern und die Nerven nicht wegzuschmeißen, könne man von der Bibel lernen, so der Wiener Bürgermeister bei der „Nacht der Stille“ im Stephansdom.

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