Diese Kirche in Toledo war einst eine Moschee.
Diese Kirche in Toledo war einst eine Moschee.
Ist der biblische Monotheismus „gewalttätig”? Was hat es mit dem „friedfertigen” Polytheismus auf sich? Univ.-Prof. Jan-Heiner Tück im Gespräch.
Der biblische Monotheismus steht seit einigen Jahren unter „Gewaltverdacht”. Warum?
Tück: In der Tat, der biblische Monotheismus steht im Verdacht, gewaltsam und intolerant zu sein. Dabei sind es in der Öffentlichkeit vor allem nicht-theologische Stimmen, welche den biblischen Ein-Gott-Glauben, der bislang als Ausdruck aufgeklärter Religion galt, kritisieren.
So forderte schon vor Jahren der Philosoph Odo Marquard eine Gewaltenteilung des Absoluten und sprach sich keck für ein „Lob des Polytheismus” aus.
In jüngerer Zeit haben vor allem die „neuen Atheisten” Aufmerksamkeit erregt. Richard Dawkins meint in seinem Buch „Gotteswahn”, den biblischen Gott als „blutrünstiges Ungeheuer” demaskieren zu können. Dabei reißt er Stellen aus dem Zusammenhang und liest die Bibel geradezu fundamentalistisch, ohne zu beachten, dass innerhalb des Christentums schon früh entsprechende Lesetechniken ausgebildet wurden, um solche Stellen angemessen zu deuten.
Die aktuelle Kritik am Monotheismus hängt sicher auch mit dem Phänomen des gewaltbereiten Islamismus zusammen. Die Terroranschläge des 11. September 2001 haben jedenfalls nicht nur für eine neue Sichtbarkeit der Religion in den Medien gesorgt, sondern zugleich der Frage nach der friedlichen Koexistenz der Religionen in der globalisierten Welt eine bedrängende Aktualität verliehen.