Menschen auf der ganzen Welt beten zu Maria, so wie hier im Stephansdom.
Menschen auf der ganzen Welt beten zu Maria, so wie hier im Stephansdom.
Maiandachten prägen den Marienmonat Mai. Dabei rückt die Gottesmutter noch mehr in den Blickpunkt unserer Aufmerksamkeit. Warum Maria aber keine Göttin ist und was die Bibel über Maria sagt.
Maria ist im Neuen Testament vor allem eines: die Mutter von Jesus. Lukas erzählt:
Dazu hat Gott sie erwählt – und dazu hat sie sich bereit erklärt; eine freie, fromme Frau. Als Mutter von Jesus hatte sie einen schweren Stand, aber eine einzigartige Nähe zu ihm. Das halten die Evangelien fest“, erklärt der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding.
„Auch wenn Maria Jesus im Moment nicht versteht, bewahrt sie doch im Gedächtnis und Herzen, was mit ihm geschieht. Am Anfang und am Ende seines Lebens ist sie ihm besonders nahe – und laut Apostelgeschichte dann auch eine Zeugin seiner Auferstehung.“
Thomas Söding weiß, dass sich viele Menschen mit der Vorstellung von Maria als Jungfrau schwer tun. Söding: „Im Glaubensbekenntnis bekennen wir die Jungfräulichkeit Mariens, weil sie in der Bibel steht. Nicht auf jeder Seite, aber direkt bei Matthäus und indirekt bei Lukas.“ Dahinter steht eine große jüdische Hoffnungsgeschichte, die sich in der griechischen Übersetzung des Jesaja-Buches niedergeschlagen hat, erklärt Söding weiter: „Dass Gott einen messianischen Retter senden wird, der seinen eigenen Namen trägt: Immanuel – Gott mit uns, geboren aus einer jungen Frau, die eine Jungfrau ist. Aus der Evolution heraus kann das niemand erklären. Es ist definitiv unerklärlich und es ist auch schier unglaublich. Man kann nur staunen. Aber Gott handelt.“
In der Bibel kommen zwei Seiten zusammen. „Auf der männlichen Seite: Der Stammbaum Davids ist abgeschlagen – aber ein frisches Reis treibt aus der Wurzel hervor (Jesaja 11). Auf der weiblichen Seite: Die junge Frau wird als Jungfrau entdeckt, der Königssohn als Messias (Jesaja 7)“, betont der Bibliker. Dafür gibt es seiner Meinung nach sicher keine medizinische Erklärung,aber definitiv eine theologische: „Für Gott ist nichts unmöglich. Denn der Heilige Geist lässt sich keine Fesseln anlegen (Lukasevangelium 1,35-36).“
Wie weit darf Marienverehrung gehen?
„Maria war ein Mensch von Fleisch und Blut, wie wir alle“, betont Thomas Söding.
Nach dem Lukasevangelium ist sie eine große Beterin: „Sie betet als Frau und als werdende Mutter. Sie gibt dem Gottesvolk eine Stimme; sie gibt also uns allen eine Stimme“, erklärt Söding: „Mit diesem Gebet ist sie eine Schwester im Glauben, der wir dankbar sein dürfen.“
Somit ist es laut Söding verständlich, dass so viele Menschen regelmäßig zu Maria beten. „Die selige Jungfrau wird unter den Titeln der Fürsprecherin, der Helferin, des Beistandes und der Mittlerin angerufen. Schon seit ältester Zeit wird Maria zudem unter dem Titel der „Gottesgebärerin“ verehrt, unter deren Schutz wir als Gläubige bittend Zuflucht nehmen können und dürfen.“
Marienverehrung hat auch ihre Grenzen. Söding: „Maria ist Gottesmutter und Gottesgebärerin – aber nicht Göttin.“