Im Mittelpunkt des Festes Maria Empfängnis steht vielmehr das grundsätzliche Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen.
Im Mittelpunkt des Festes Maria Empfängnis steht vielmehr das grundsätzliche Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen.
Am 8. Dezember feiern wir das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria („Mariä Empfängnis“). Die Kirche bringt damit die Überzeugung zum Ausdruck, dass Maria seit ihrer Zeugung durch ihre Eltern von der Erbsünde frei war.
Wenige Feste werden landläufig so häufig missverstanden wie „Mariä Empfängnis“. Es geht dabei nicht um die jungfräuliche Empfängnis Jesu durch Maria und auch nicht darum, dass die natürliche Entstehung des Menschen in irgendeiner Weise makelhaft ist.
Im Mittelpunkt des Festes steht vielmehr das grundsätzliche Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen. Wenn seit der Antike christliche Denker über die besondere Erwählung Marias nachdachten, war die eigentliche Ausgangsfrage, warum Gott in Christus mit uns Menschen in Beziehung getreten ist. Eine Antwort ist die grundsätzliche Unfähigkeit des Menschen Gott zu erkennen und sich ihm gläubig anzuvertrauen. Diese Unfähigkeit ist letztlich mit dem auf den Hl. Augustinus zurückgehenden Begriff der „Urschuld“ oder der „Erbsünde“ gemeint. Christen glauben, dass sich Gott in der Geschichte erst in Jesus Christus vollständig zu erkennen gegeben hat und so jeden Menschen zur Gemeinschaft mit ihm ruft.
In Maria ist das schon seit Ihrer eigenen Empfängnis durch ihre Eltern angelegt. Im Lukasevangelium wird sie als „voll der Gnade“ bezeichnet. Gnade meint im ursprünglichen Sinn die unmittelbare, geschenkte Gottesbeziehung. Damit wird an Maria vorweggenommen, was jeder Mensch durch den Glauben und die Taufe empfängt.
So wird auch verständlich, dass schon seit den ersten Jahrhunderten Maria im Leben der Christen eine besondere Rolle als Vorbild im Glauben spielt und die Stationen ihres Lebens in liturgischen Festen gefeiert werden. Der Tag ihrer Empfängnis, exakt neun Monate vor dem Fest ihrer Geburt am 8. September, wird seit dem Mittelalter feierlich begangen. Der große Theologe Anselm von Canterbury gab dazu den Anstoß. Die Franziskanertheologen machten sich seine Verbreitung zu eigen. Papst Sixtus IV., selber Franziskaner, führte das Hochfest der unbefleckten Empfängnis Mariens 1477 für die Stadt Rom ein und fixierte dafür den 8. Dezember. Seit 1708 wird das Hochfest in der gesamten katholischen Kirche gefeiert. Am 8. Dezember 1854 erklärte Papst Pius IX. die Lehre, dass „die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadengeschenk des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erretters des Menschengeschlechtes, von jedem Schaden der Erbsünde unversehrt bewahrt wurde“ feierlich zum Dogma und damit zur verbindlichen Lehre der katholischen Kirche.
In Österreich hat der Feiertag eine besondere Tradition. Kaiser Ferdinand III rief zum Dank für die Verschonung Wiens im Dreißigjährigen Krieg Maria am 8. Dezember 1647 zur Schutzfrau Österreichs und bestimmte den 8. Dezember zum Festtag für sein ganzes Reich. Die Mariensäule am Hof zeugt davon. Von den Nationalsozialisten wurde der Feiertag abgeschafft, nach dem Ende des Krieges aber durch ein Volksbegehren wiedereingeführt. Seit 1955 wird der 8. Dezember zum Dank für die Freiheit Österreichs in der Folge des Staatsvertrages wieder als Feiertag begangen.