In vielen Pfarren sammeln Frauen die Kräuter und binden sie zu Sträußchen.
In vielen Pfarren sammeln Frauen die Kräuter und binden sie zu Sträußchen.
Volkskundeexpertin Helga Maria Wolf erklärt woher der Brauch stammt, am 15. August Kräuter segnen zu lassen.
Woher kommt der Brauch der Kräutersegnung?
Helga Maria Wolf: Ein Marienfest am 15. August war in Jerusalem schon im 5. Jahrhundert üblich, in Rom seit dem 7. Jahrhundert. Dieses, „Natale S. Mariae” genannt, wurde an der Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert mit einer Prozession ausgezeichnet.
Besondere theologische Bedeutung erhielt der Feiertag durch die Dogmatisierung der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel, 1950. Alte Gesänge preisen Maria als „Blume auf den Wiesen und Lilie der Täler”. Nach der Legenda Aurea aus dem 13. Jahrhundert trug ein Engel dem Leichnam Mariens eine Palme voraus, die unbeschreiblich guten Duft verbreitete.
Später erklärte man die Verbindung Maria - Blumen damit, dass nach ihrer Himmelfahrt im Grab Rosen gefunden worden seien. Der Brauch zum Tag, die Kräutersegnung, erfreut sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit. Man stellt – nach dem Vorkommen in Zahl und Art unterschiedliche – Kräuterbuschen („Würzwisch”) zusammen und lässt diese in der Kirche benedizieren (segnen).
Werden bestimmte Kräuter verwendet?
Helga Maria Wolf: In Niederösterreich ist die Zusammenstellung von sieben Pflanzen weit verbreitet: Hagebutte (Heckenrose, Rosa canica), Johanniskraut (Hypericum perforatum), Kamille (Matricaria chamomilla, Pfefferminze (Mentha piperita), Rainfarn (Chrysanthemum vulgare), Schafgarbe (Achillea millefolium) und die Wilde Karotte (Daucus carota).
Was erhoffen sich die Menschen von den gesegneten Kräutern?
Helga Maria Wolf: Die Verwendung des Kräuterbuschens, als Segen bringendes und Unheil abwehrendes Mittel, entspricht dem Palmbuschen. Also Segen für Haus und Hof, Gesundheit für die Menschen. Viele dieser Pflanzen sind tatsächlich Heilkräuter. Man schätzte ihre Wirkung als Hausmittel umso mehr, als die ärztliche Versorgung in ländlichen Gegenden oft nicht vorhanden war oder man sie sich nicht leisten konnte.
Gibt es da spezielles Brauchtum bei der Verwendung?
Helga Maria Wolf: Ich finde es besonders interessant, dass diese Segnung in den letzten Jahren weite Verbreitung gefunden hat. Daran knüpft sich in vielen Pfarren der neue Brauch, dass Frauengruppen Kräutersträußchen binden und den Gottesdienstbesuchern anbieten.
Mehr zum Fest: Aufnahme Mariens in den Himmel, volkstümlich Maria Himmelfahrt