15. August: der Beginn der Verherrlichung Mariens mit ihrem ganzen Menschsein, mit Leib und Seele.
15. August: der Beginn der Verherrlichung Mariens mit ihrem ganzen Menschsein, mit Leib und Seele.
Am 15. August feiert die Kirche „Mariä Aufnahme in den Himmel”: P. Karl Wallner über Marias „Geburtstag für die Ewigkeit”.
Stefan Kronthaler: Warum spricht die Kirche bei Maria nicht von „Himmelfahrt”, sondern von „Aufnahme in den Himmel”?
Wallner: In unserer deutschen Sprache hat es sich leider eingebürgert, dass wir sowohl von „Christi Himmelfahrt” als auch von „Mariä Himmelfahrt” sprechen. Es handelt sich aber um Verschiedenes: Christus ist der menschgewordene Sohn Gottes, der gleichsam „aktiv” mit seiner verklärten Menschheit in die göttliche Ewigkeit heimkehrt.
Im Lateinischen sprechen wir von der „Ascensio”, also „Himmelfahrt” Christi. Maria aber ist Mensch, wie wir. Von Anfang an war es immer Gott, der an ihr gehandelt hat. So auch am Ende ihres Lebens: Sie wird „passiv” in den Himmel verklärt. Im lateinischen sprechen wir von „Assumptio”, daher wäre die Bezeichnung „Aufnahme in den Himmel” theologisch korrekter.
Stefan Kronthaler: Die Orthodoxie nennt das Fest nicht „Aufnahme”, sondern „Mariä Entschlafung”, Entschlafung der allheiligen Gottesgebärerin. Warum?
Wallner: Wir haben in der Theologie ein Problem mit dem Wort „Tod”, denn dieses hat zwei Bedeutungen: eine biologische und eine theologische. Biologisch ist klar, dass jeder Mensch von Adam und Eva an sterben muss. Theologisch aber sagt uns die Bibel, dass der Tod erst durch die Sünde in die Welt gekommen ist. Was ist da gemeint? Tod meint den Abbruch der Beziehung zu Gott, das „In-der-Sünde-Sein”. Maria die Mutter des Sohnes Gottes ist aber ohne jede Sünde. Daher hat man es vermieden, von einem „Tod Mariens” zu sprechen.
Auch Papst Pius XII. hat bei der Dogmatisierung 1950 nicht vom Sterben oder vom Tod Mariens gesprochen, sondern von der „Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes”. Wir müssen sagen: Natürlich ist Maria biologisch gestorben, aber ihr Tod war kein „Angsttod”, wie wir Sünder ihn erleben müssen, sondern ein friedliches „Hinüberschlafen”.
„Entschlafung” heißt auf griechisch „Koimesis”, auf lateinisch „Dormitio”. Auf dem Zionsberg in Jerusalem ist eine Basilika – übrigens heute eine Benediktinerabtei – der „Entschlafung” Mariens geweiht. Bei uns im Westen hat man diesen seligen Tod Mariens immer mehr als Triumph verstanden.
Stefan Kronthaler: Was heißt es, wenn wir sagen, dass Maria „mit Leib und Seele” in den Himmel aufgenommen worden ist?
Wallner: Wir Zisterzienser sind der älteste marianische Orden der Kirche: unsere Väter haben von Anfang an, seit dem 12. Jahrhundert, alle Klöster der Aufnahme Mariens geweiht. Der 15. August ist unser Patronatsfest. Die Botschaft war: Das Leben eines Christen, und besonders das eines Mönches, ist ein „Himmelfahrtskommando”.
Wir gehen nicht ins Nichts, sondern in die Vollendung. Und diese Vollendung ist wirklich voll und rund: Nach dem Tod werden wir nicht leiblose Geister, sondern wir nehmen auch unsere Lebensgeschichte mit. Und dafür steht das, was wir „Leib” nennen. Denn unser Leib ist es ja, der uns in den Koordinaten von Raum und Zeit fixiert: An einem bestimmten Augenblick entstand unser Leib, als wir aus der Liebe unserer Eltern gezeugt wurden; und an einem bestimmten Augenblick wird unser Leib einmal sterben ... Aber die Lebensgeschichte, die wir mit diesem Leib erlebt und erlitten haben, ist keine Nebensächlichkeit, sondern sie wird in Gott eingeborgen. Also: Alles, was wir sind und tun, ist ewigkeitsfähig! Das feiern wir, wenn wir die Aufnahme Mariens mit „Leib und Seele” bezeichnen.
Missio Nationaldirektor Pater Karl Wallner spricht über die Marienstatue in der Missio Kapelle und erklärt, warum eine Marienstatue in unseren Kirchen nicht fehlen darf.
Aufnahme Mariens in den Himmel, volkstümlich Maria Himmelfahrt