Jesus kommt als der Hirte zu uns. ... (vgl. Jes 40,11). Wenn er kommt, wird das Finstere in unserem Herzen von seinem Licht erleuchtet, das Verhärtete und Erstarrte blüht auf.
Anselm Grün:
Jesus kommt als der Hirte zu uns. ... (vgl. Jes 40,11). Wenn er kommt, wird das Finstere in unserem Herzen von seinem Licht erleuchtet, das Verhärtete und Erstarrte blüht auf.
Anselm Grün:
Der Advent lädt uns ein, dass es eine Spur der Liebe und des Lichtes ist, die wir in diese Welt eingraben.
Advent heißt Ankunft. Wir feiern eine dreifache Ankunft Jesu. Wir gedenken der Ankunft vor 2.000 Jahren, als Gott in Jesus Mensch geworden ist. Gott ist zu uns herabgestiegen.
Das ist die zentrale Botschaft, die uns Christen von anderen Religionen unterscheidet. Alle Menschen sehnen sich danach, zu Gott aufzusteigen.Doch Gott kommt zu uns.
Er ist dort, wo wir sind. Wir hören in der Adventzeit viele prophetische Texte. Die Liturgie bezieht diese Texte auf die Ankunft Jesu Christi. Da wird Wirklichkeit, was uns Jesaja verheißt: „Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes. Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest. Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht: Seht, hier ist euer Gott” (Jes 35,2–4).
Mit der Geburt Jesu verbinden wir, dass all das, was uns die Propheten an Heil und Heilung versprochen haben, Wirklichkeit wird.
Wir haben in unserem Leben noch nicht eingelöst, was da mit der Geburt Jesu für uns möglich geworden ist.
Die zweite Ankunft ist das Kommen Jesu in jedem Augenblick. Sein Kommen zu uns ist Einladung, dass wir bei uns selber ankommen, dass wir in unsere Mitte kommen, dass wir bei uns daheim sind, wenn er kommt. Und das Kommen Jesu in unser jetziges Leben soll von Neuem wahr werden lassen, was uns die Propheten verheißen haben.
Jesus kommt als der Hirte zu uns, der uns zur Weide führt, der uns behutsam auf seinen Armen trägt (vgl. Jes 40,11). Wenn er kommt, wird das Finstere in unserem Herzen von seinem Licht erleuchtet, das Verhärtete und Erstarrte blüht auf.
Jesu Kommen will unsere Wunden heilen und das Verzagte in uns aufrichten und ermutigen.
Die dritte Ankunft,von der uns die Adventszeit kündet, ist das Kommen Jesu am Ende der Welt.
Wir sollen da nicht spekulieren, wann das Ende der Welt sein wird. Für jeden von uns kommt die Welt ans Ende in unserem Tod. Da ist für uns die Welt zu Ende.
Und dieses Ende ist immer nahe. Denn keiner weiß, wann er sterben wird. Dieses dritte Kommen Jesu will uns einladen, jetzt im Augenblick zu leben.
Unser Leben ist begrenzt. Daher gilt es, diesen Augenblick bewusst zu leben und unsere Lebensspur in diese Welt einzugraben. Der Advent lädt uns ein, dass es eine Spur der Liebe und des Lichtes ist, die wir in diese Welt eingraben.
Aber der Advent ist auch die Verheißung, dass das Ende der Welt für uns keinen Schrecken mit sich bringt, sondern Vertrauen und Mut.
Jesus mahnt uns, wenn wir an das Ende der Welt denken und wenn wir all das Schlimme, das in unserer Zeit geschieht, wahrnehmen: „Wenn all das geschieht, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe” (Lk 21,28).
„Unser Leben ist begrenzt.
Daher gilt es, diesen Augenblick bewusst zu leben
und unsere Lebensspur in diese Welt einzugraben.
Der Advent lädt uns ein,
dass es eine Spur der Liebe und des Lichtes ist,
die wir in diese Welt eingraben.“
Anselm Grün OSB (*14. Januar 1945 in Junkershausen als Wilhelm Grün) ist ein deutscher Benediktinerpater, Autor spiritueller Bücher, Referent zu spirituellen Themen, geistlicher Berater und Kursleiter für Meditation, Kontemplation, geistliches Leben etc. Er ist einer der meistgelesenen deutschen Autoren der Gegenwart. Seine Bücher wurden in mindestens dreißig Sprachen übersetzt.
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien