Der Morgentau, der für lebensspendende Kraft steht, legt sich übers Land.
Der Morgentau, der für lebensspendende Kraft steht, legt sich übers Land.
Im Advent begleiten wir Sie im SONNTAG mit den schönsten Advent- und Weihnachtsliedern. Am heutigen ersten Adventsonntag beginnt das Warten auf die ersehnte Wiederkunft Gottes. Teil 1 von 5
Ja der Tau hat mit kühlen Nächten und dem anbrechenden Tag zu tun. Jein, der Tau kommt vom Himmel: Er ist auf jeden Fall ein Phänomen, das durch Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit entsteht. Nein, ich habe noch niemanden sich den Tau herbeiwünschen gehört im Alltag. Er spielt bei uns keine wesentliche Rolle.
Wir besingen den himmlischen Tau immer erst im Advent und verwenden dazu – einmal im Jahr – ein Spezialverb: „so tau doch/so taut doch ihr Himmel“ heißt es da. Es ist eine Bitte aus einem anderen Kulturkreis, der wir uns mit diesen Worten anschließen. Es ist ein Bild, das dem Volk Israel vertraut war und das uns durch den Propheten Jesaja überliefert wurde. Den Vorgang, der dahinter steht, kennen die Menschen in Palästina: Nach Sonnenuntergang bringen westliche Winde vom See her so viel Feuchtigkeit, dass es über Nacht zu ausgiebigem Taufall kommt.
Im Alten Testament findet man mehrere Bezüge auf dieses – für die Gegend – wertvolle Naturphänomen. Der Tau wird als Segen gesehen, er zeichnet unter anderem das Gelobte Land aus. Gottes Liebe und Treue zu seinem Volk sind wie dieser Tau von oben. Auch seine Worte werden damit verglichen. Und bei Jesaja steht das uns so vertraute Gebet um Gottes Gerechtigkeit und um den Gerechten Gottes, der wie Tau vom Himmel kommen möge. Ein Vergleich, der Wohlergehen, Leben in Gerechtigkeit und Frieden meint. Im Lied wird die Bitte dem Volk Israel in den Mund gelegt, das trotz seiner Erwählung die Gottferne und die bangen Nächte kannte.
Wenn wir diese Worte singen, so knüpfen wir an die Erfahrungen unserer Schwestern und Brüder an. Wir besingen die Menschwerdung Gottes, geheimnisvoll wie der Tau, und wir ersehnen die Wiederkunft unseres Herrn, wir ersehnen den „Advent Gottes“. Jeder 4. Adventsonntag trägt diese Worte Jesajas (Jes 45,8) als Überschrift, denn sie sind der Eröffnungsvers des Gottesdienstes. Deutlicher als im Lied blickt er auch auf die Erde: sie möge sich auftun, bereit sein. Gott braucht Menschen, die sich ihm öffnen! Es war Maria, die es aussprach und lebte: „Ich bin bereit. Mir geschehe, wie du gesagt hast.“
Und wir heute? Die mir bis vor kurzem noch unbekannte dritte Strophe bringt wunderbare Bilder für unser Leben als Christinnen und Christen: So heißt es, man möge Jesus Christus als Gewand anziehen! Als Neugetaufte schlüpften wir in ein viel zu großes Taufkleid. Es ist eine lebenslange Aufgabe in dieses Kleid hineinzuwachsen und in der Christusähnlichkeit größer zu werden. Lassen wir uns in diesem Advent davon anregen!
Mag. Monika Fischer
ist Redakteurin bei radio klassik Stephansdom und beim SONNTAG
"Macht hoch die Tür“ habe ich schon als Kind mit Begeisterung gesungen, auch wenn ich damals nicht jede Textzeile verstanden habe. Bei „derhalben jauchzt“ habe ich mich gefragt, warum die andere Hälfte der Menschen sich nicht freut, und bei „Sanftmütigkeit ist sein Gefährt“ habe ich an einen fahrbaren Untersatz gedacht. Heute bin ich der Botschaft des Liedes auf andere Weise auf der Spur und ich erinnere mich an die Adventfeiern mit meinen Eltern und Geschwistern. Mit meinem Sohn werde ich bestimmt ganz oft sein Lieblingslied „Lasst uns froh und munter sein“ singen. Vielleicht verrät er mir, woran er dabei denkt.
Markus Langer
ist Redakteur beim SONNTAG
Wenn ich an den Advent in meiner Jugend denke, fällt mir das Lied „Weihnachtsstern“ ein, das wir im Schulchor in der vorweihnachtlichen Zeit in Kirchen sowie Senioren- und Pflegeheimen für viele Menschen gesungen haben. Die bekannte Melodie stammt aus dem zweiten Satz der 9. Symphonie von Antonín Dvorák „Aus der Neuen Welt“.
Wolfgang Linhart
ist Redakteur und Chef vom Dienst des SONNTAG und Gruppenführer der Wiener Pfadfindergruppe 14 „Mount Kenya“ in Breitenlee
Das Lied, das ich mit meinen Pfadfinderinnen und Pfadfindern in der Adventzeit besonders gerne singe, ist das englische „This little light of mine, I wanna let it shine“. Es entstand vor knapp 100 Jahren in Chicago als religiöses Kinderlied und ist seither wohl von allen großen Gospel- und Folksängern interpretiert worden. Für mich verkörpert es die innere Haltung, die wir besonders im Advent zeigen sollten: Lass dein Licht leuchten, versteck es nicht. Geh mit offenen Augen durch die Welt, hilf wo immer du kannst, geh auf Menschen zu und stecke sie mit deiner Lebensfreude an.
Lesen Sie den zweiten Teil dieser Adventserie
Rosen in die Welt bringen
Lesen Sie den dritten Teil dieser Adventserie
Der Ruf aus dem Dunkel
Haben auch Sie ein adventliches Lieblingslied? Wenn ja, welches und was verbinden Sie damit?
Schreiben Sie Ihre Gedanken zusammen mit einem Foto für diese Rubrik an: office@dersonntag.at.
Barbara Thielly
Liturgiereferentin des Pastoralamts der Diözese Linz
Teil 1 von 5
Tauet, Himmel, den Gerechten,
Tauet, Himmel, den Gerechten
Wolken, regnet ihn herab!“,
rief das Volk in bangen Nächten,
dem Gott die Verheißung gab,
einst den Retter selbst zu sehen
und zum Himmel einzugehen;
denn verschlossen war das Tor,
bis der Heiland trat hervor.
Voll Erbarmen hört das Flehen
Gott auf hohem Himmelsthron:
Alle Menschen sollen sehen
Gottes Heil in seinem Sohn.
Gottes Engel eilt hernieder,
kehrt mit dieser Antwort wieder:
„Sieh, ich bin des Herren Magd,
mir gescheh, wie du gesagt.“
Einen Zuruf hör ich schallen:
„Sünder, wacht vom Schlummer auf!
Denn es naht das Heil uns allen,
Nacht ist fort, der Tag im Lauf!
O, dann weg mit allen Taten,
die die Nacht zur Mutter hatten!
Wandelt auf des Lichtes Bahn,
ziehet Jesus Christus an!“
Gotteslob 790/791
Das Lied „Tauet, Himmel, den Gerechten“ ist ein deutsches Adventlied, das in mehreren Text- und Melodiefassungen vorliegt und in der katholischen Tradition der Rorate-Messen steht.
Die Erstfassung des Textes stammt vom österreichischen Jesuitenpater Michael Denis (1729–1800) und erschien 1774.
Lesen Sie den zweiten Teil dieser Adventserie
Rosen in die Welt bringen
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Der Ruf aus dem Dunkel
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