„Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. (Lk 2,10–11).
„Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. (Lk 2,10–11).
Mit den schönsten Advent- und Weihnachtsliedern durch den Advent. – In Martin Luthers berühmtem Lied „Vom Himmel hoch“ bringt ein Engel den Hirten und uns die Frohe Botschaft: Der Retter der Menschheit ist da.
Bibeltexte zu singen, ist so alt wie die Bibel selbst. Psalmtexte rufen geradezu nach Gesang und wirken für musische Menschen oft befremdlich, wenn sie im Chor gesprochen werden. Andererseits hören wir erzählende oder belehrende Texte vorwiegend gesprochen. Manche Bibeltexte wollen schon wegen der festlichen Gelegenheit gesungen werden. So geschah es auch mit der Weihnachtsgeschichte.
Die liedhafte Erzählung von Jesu Geburt im Stall, den Hirten und den Engeln nach Lukas gehört wohl zu den bekanntesten Kirchenliedern der europäischen Musikgeschichte: „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ (wobei das Gotteslob nur einen Teil enthält).
Früher war es unter Katholiken verpönt, weil Martin Luther der Verfasser des Textes ist. Heute gelten solche konfessionellen Grenzen erfreulicherweise nicht mehr. Schließlich singen auch Evangelische unbekümmert „Stille Nacht“, einen typisch katholischen Gesang aus dem 19. Jahrhundert – also 300 Jahre jünger als Luthers Lied. Über den Vorrang einer der beiden Lieder zu streiten, ist müßig. Sie unterscheidet nicht nur der große Abstand ihrer Entstehung, sondern auch die Ambition: Hier wird ein in poetische Verse gefasster Bibeltext gesungen – dort ein gemütvolles Lied über Text und Melodie im Volkston.
Um es drastisch zu sagen: Die Evangelischen singen den Bibeltext in Versform, die Katholischen kleiden ihn in poetische Volkstümlichkeit – also einerseits streng biblisch, andrerseits frei poetisch. Schön, dass hier die konfessionellen Eigenheiten zwar erkennbar sind, jedoch keine Trennung mehr bewirken. Streng gesagt: dem festlichen Weihnachtschoral steht ein gemütvolles Volkslied gegenüber. Das erste vielleicht passend zum Evangelium zu singen, das zweite etwa bei einer Krippenandacht – beides aber ohne Bedenken zur Christmette.
Die Melodie des Luther-Chorals hat seit der Reformation einen Siegeszug durch die Musikgeschichte angeführt. In vielen Kompositionen – Kantaten, Oratorien, Orgelwerken, Variationen – tönt das Lied nicht nur durch die evangelische Kirchenmusik, sondern auch in katholischen, sogar in weltlichen Werken.
Am kunstvollsten vielleicht in Bachs „Kanonischen Variationen“, einem der kunstreichsten kontrapunktischen Orgelwerke. Die lange evangelische Textfassung bringt in der 13. Strophe eine poetische Kostbarkeit, die man heute vielleicht schmunzelnd singen wird: „Ach mein herzliebes Jesulein, mach dir ein rein sanft Bettelein, zu ruhen in meins Herzens Schrein, dass ich nimmer vergesse dein.“ Hier mischt sich sogar die evangelische Strenge zum Bibeltext mit weihnachtlicher Poesie im Lied.
Veronika Prüller-Jagenteufel
leitet das Pastoralamt der Erzdiözese Wien.
Owi lacht in der Stillen Nacht
"Stille Nacht“ – spätestens bei der zweiten Strophe fange ich zu schmunzeln an, wegen der Geschichte von dem Kind, das zur Krippe nicht nur Och und Esel zeichnete, sondern auch einen sichtbar lachenden Buben. Auf die Frage, wer denn das sei, sagt es: „Das ist der Owi; der aus dem Lied: Stille Nacht – Owi lacht.“ Im Text steht: „Gottessohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, da uns schlägt die rettende Stund’‚ Jesus in deiner Geburt.“
Für mich ist dieses Schmunzeln über den Owi zu einem weihnachtlichen Risus pascalis geworden, einem Osterlachen am Heiligen Abend.
Denn die Freude über Christi Geburt ist dieselbe wie die über seine Auferstehung; beide bezeichnen unsere Erlösung aus Tod und Gottferne: Gott kommt zu uns und wir zu ihm – vollendet im ewigen Leben. Und jedes Jahr die Frage: Lache ich aus Glaube? Oder im Zweifel? Oder beides?
Kardinal Christoph Schönborn
Erzbischof von Wien
Mein liebstes Lied ist das schöne mittelalterliche Lied: Es kommt ein Schiff, geladen:
„Es kommt ein Schiff
geladen, bis an sein`
höchsten Bord, trägt
Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewigs Wort.“
Mir gefällt diese Metapher vom Schiff. Dass Gott zu uns kommt, wie ein Schiff, das seine kostbare Fracht zu uns bringt. Und dann landet dieses Schiff und bringt Gottes Sohn zu uns auf die Erde.
zum Nachlesen:
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Der Autor
Prof. Peter Paul Kaspar
Priester, Musiker und Rektor der Ursulinenkirche in Linz
Teil 5 von 5
Vom Himmel hoch
Vom Himmel hoch,
da komm ich her,
ich bring euch gute neue Mär,
der guten Mär bring ich so viel,
davon ich singn und sagen will.
Euch ist ein Kindlein heut geborn
von einer Jungfrau auserkorn,
ein Kindelein so zart und fein;
das soll eur Freud und Wonne sein.
Es ist der Herr Christ, unser Gott,
der will euch führn aus aller Not;
er will eur Heiland selber sein,
von allen Sünden machen rein.
Er bringt euch alle Seligkeit,
die Gott der Vater hat bereit‘,
dass ihr mit uns im Himmelreich
sollt leben nun und ewiglich.
Gotteslob 237
Ganz sicher ist der Text, sehr wahrscheinlich aber auch die Melodie dieses Liedes von Martin Luther (1483–1546). Der Reformator, der selbst eine musikalische Ausbildung erhalten hatte, schrieb rund dreißig Kirchenlieder. Angeblich schuf der Theologe, der Laute spielte und gerne sang, „Vom Himmel hoch“ aber zunächst nicht für die Öffentlichkeit, sondern für die Weihnachtsbescherung seiner eigenen Kinder. Das Lied hat in voller Länge ganze 15 Strophen, sieben davon stehen im Gotteslob.
zum Nachlesen und -hören:
Lesen Sie den ersten Teil dieser Adventserie
Wie Tau vom Himmel
Lesen Sie den zweiten Teil dieser Adventserie
Rosen in die Welt bringen
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Der Ruf aus dem Dunkel
Lesen Sie den vierten Teil dieser Adventserie
Wachet auf