Johannes tauft Jesus im Jordan.
Johannes tauft Jesus im Jordan.
„…Und du Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen, denn du wirst dem Herrn vorangehen
und Ihm den Weg bereiten.
Du wirst Sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken
in der Vergebung seiner Sünden.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes…“
Diese Worte wiederholt die Kirche jeden Morgen im Stundengebet und besingt darin Johannes den Täufer als Wegbereiter Jesu. Wie Maria am Anfang des Lebens Jesu steht, markiert der Täufer den Beginn seines öffentlichen Auftretens.
Johannes gilt den Christen im Osten als der größte Heilige nach der Gottesmutter und wird im Lauf des Jahres sechsmal gefeiert. In unserer westlichen Tradition prägt er abgesehen von seinen beiden Festen im Sommer vor allem den jeweils zweiten und dritten Adventsonntag.
Die Schwelle ist der Platz der Erwartung (Goethe)
In den Evangelien, besonders in den Stellen, die wir im Advent hören, wird Johannes als Vorläufer und Prophet beschrieben, dessen Predigt bereits die Botschaft Jesu vom Reich Gottes aufgreift. Die ausführlichen Berichte der Evangelisten über den Täufer belegen einerseits die große Wertschätzung, die er in der Kirche von Anfang an besaß, bei näherer Betrachtung, ist das jedoch alles andere als selbstverständlich.
Johannes ist nämlich eine keineswegs leicht zugängliche Gestalt. So zentral die Begegnung zwischen ihm und Jesus bei der Taufe am Jordan auch ist, so auffällig ist doch, dass er im Unterschied zu vielen seiner Jünger Jesus nicht nachfolgte.
Er tritt mit dem Auftreten Jesu gewissermaßen in den Hintergrund und begnügt sich mit der Rolle des – durchaus kritischen - Wegbereiters. Am eindrucksvollsten wird das in der Frage, mit der Johannes seine Jünger zu Jesus schickt.“ Bist du es, der da kommen soll oder müssen wir auf einen anderen warten?“
Der „Größte von allen, die je von einer Frau geboren wurden“, so Jesus selbst über Johannes, bleibt also gewissermaßen an der Schwelle.
Gerade als „Schwellenheiliger“ ist er Inspiration für viele herausragende Gestalten im Lauf der Kirche geblieben. Man denkt bei ihm unwillkürlich an die Mönchsväter, die den Rand von Kirche und Gesellschaft gesucht haben. Aber auch Gestalten wie Charles de Foucauld, der zum Unverständnis seiner Zeitgenossen allein unter muslimischen Nomaden lebte, Madeleine Delbrel, die ein Leben am Rand der Stadt und mitten unter Atheisten wählte, die Jüdin Simone Weil, die sich trotz ihres tiefen Glaubens an Christus nicht zur Taufe durchringen konnte, oder die Trappistenmönche von Tibhirine, die (bis heute) unverstanden das Leben mit Muslimen teilen wollten könnte man als johannäische Gestalten bezeichnen.