Bei der „Nikolaus-Schulung“ der Jungschar werden die Darsteller gut auf ihre Aufgabe vorbereitet.
Bei der „Nikolaus-Schulung“ der Jungschar werden die Darsteller gut auf ihre Aufgabe vorbereitet.
Türke, Menschenrechtler, Heiliger und Kinderstar. Der Heilige Nikolaus ist nicht nur einer der beliebtesten Heiligen, sondern auch Symbol des gelebten sozialen Handelns.
Er ist das Vorbild und Urahn aller Schokoladenmänner im Supermarktregal: Der Heilige Nikolaus von Myra. Der beliebte Volksheilige lebte im 4. Jahrhundert in der heutigen Türkei. Er soll als Sohn reicher Eltern sein geerbtes Vermögen unter den Armen verteilt und als Bischof für seine sozialen Taten bekannt gewesen sein.
„Der historische Nikolaus ist noch immer ein Vorbild“, sagt Benni Dittmoser-Pfeifer von der Katholischen Jungschar Wien. Für ihn stellt der Bischof von Myra einen Menschen dar, der nicht darauf geschaut hat, wer die Menschen waren oder ob sie etwas Gutes getan haben. „Der Heilige Nikolaus hat darauf geschaut, was die Menschen brauchen und wie er ihnen helfen kann, ohne sie zu verurteilen“, meint Benni Dittmoser-Pfeifer.
Bis heute gilt Nikolaus von Myra als einer der am meisten verehrten Heiligen der Christenheit. Und das nicht ohne Grund. Um den Bischof, dessen Festtag der 6. Dezember ist, ranken sich zahlreichen Legenden. So soll er drei ermordete Schüler wieder zum Leben erweckt haben.
Laut einer anderen Legende schenkte Nikolaus drei Mädchen heimlich Gold für die Aussteuer, um sie vor der Tempelprostitution zu retten. Andere Mythen berichten von einem Kornwunder, dass die Bevölkerung der Stadt Myra vor einer Hungersnot bewahrte. Egal ob wahr oder nicht, der historische Nikolaus gilt als Mann, der sich auf die Seite der Schwachen gestellt hat.
„Wir wollen den Kindern zeigen, dass man für andere Menschen da sein kann und der Nikolaus bis heute unser Vorbild ist“, erklärt Benni Dittmoser-Pfeifer. Die Katholische Jungschar möchte vor allem das Bild vom guten Nikolaus und Schutzpatron der Kinder weitergeben. Der Brauch, den Nikolaus speziell zu den Kindern zu schicken, stammt aus dem Mittelalter. Klosterschüler wählten am Vorabend des Festes einen „Kinderbischof“.
Abt oder Bürgermeister gaben die Herrschaft für einen Tag symbolisch in die Hände der Kinder. Der „Kinderbischof“ verkleidete sich mit Bischofsgewändern, überprüfte die Klosterschule und tadelte oder belohnte mit Süßigkeiten. Ein Teil dieser Tradition hat bis heute überlebt. Wer kennt sie nicht, die roten Säckchen mit süßem Inhalt, wie Schokoladen-Nikolaus, Mandarinen oder Erdnüsse?
Die Gestalt des Heiligen Nikolaus kennt auch eine Schattenseite. Der Nikolausbesuch wurde lange als Erziehungsmaßnahme genutzt, inklusive Levitenlesen aus dem Goldenen Buch oder dem Krampus. Der finstere Begleiter des Heiligen sollte die Kinder mit Ruten und Kettenrasseln erschrecken und für schlechte Taten bestrafen. Die „guten“ Kinder bekamen Süßes. Die anderen Angst.
Der Nikolaus als strenger Erziehungshelfer hat ausgedient. Heute stehen die Bedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt. Die Katholische Jungschar unterstützt die Nikolaus-Darsteller mit speziellen Schulungen und Materialien. Dort erhalten Ehrenamtliche Hilfestellungen für eine kindgerechte Nikolaus-Darstellung, die nicht einschüchtert, sondern Kinderaugen leuchten lässt.
„Uns geht es dabei um den Nikolaus als Vorbild. Wir wollen die Person darstellen und den Menschen erklären, warum wir uns heute noch an ihn erinnern“, erklärt Benni Dittmoser-Pfeifer. Ob der Nikolaus von einer Frau oder einem Mann dargestellt wird, ist nicht entscheidend. Wichtig sei die historische Person des Heiligen, sagt Benni Dittmoser-Pfeifer und „es geht vor allem um die Freude an der Sache.“
Ziel der Nikolausschulungen der Katholischen Jungschar ist es, dass die Kinder eine Freude am Nikolaus erleben. „Wir wünschen uns, dass die Kinder den Heiligen Nikolaus als Vorbild nehmen“, sagt Benni Dittmoser-Pfeifer.
Benni von der Kath. Jungschar empfiehlt: „Eltern können sich an die nächste Pfarre wenden. Dort gibt es oft Ehrenamtliche, die schon seit Jahren als Nikolaus auftreten.“
Geschulte Nikolaus-Darsteller sind auch online zu finden: wien.jungschar.at/jahreskreis/nikolaus/
„Nein, ein Bart ist kein Muss“, sagt Benni, denn „auch nicht jeder Bischof oder Priester trägt Bart, warum also der Nikolaus?“ Der Heilige Nikolaus von Myra wird in der Kirche traditionell im Gewand eines katholischen Bischofs mit Mitra, Krummstab und in Messgewand dargestellt. Auf manchen Ikonen ist er mit Bart abgebildet.
Es bleibt also den Eltern und Nikolaus-Darstellern überlassen, ob sie ihren Heiligen lieber mit oder ohne Bart spielen wollen.
Der Gaben spendende, gütige Nikolaus bringt am 6. Dezember traditionell Äpfel, Nüsse oder Süßes. In manchen Regionen putzen die Kinder am Vorabend ihre Schuhe und finden darin am nächsten Morgen kleine Gaben vom Nikolaus. Manche Eltern füllen rote Papiersäckchen mit allerlei süßen Kleinigkeiten und überraschen damit ihre Kinder.
Gründen Sie doch Ihre eigene Tradition!
„Uns geht es um den Nikolaus als Vorbild“, stellt Benni Dittmoser-Pfeifer klar. Leider ist die Tradition eines „allwissenden“ Nikolauses, der über die guten und schlechten Taten der Kinder weiß, immer noch weit verbreitet.
Bei Kindern kann ein strafender Nikolaus aber krisenhafte Erfahrungen auf verschiedenen Ebenen auslösen.
Tipps finden Sie online: www.jungschar.at/praxis/nikolaus
Erzählen Sie ihren Kindern von ihren schönsten Kindheitserinnerungen rund um den Heiligen Nikolaus.
Sie können sich auch Anregungen von Büchern holen:
Die schönsten Geschichten und Legenden.
Von Richard Kleissner und Helmut Kaspar
Tyrolia Verlag 2005
ISBN: 978-3702227135
Der Jungscharbehelf:
Erhältlich online im www.jungscharshop.at
weitere Informationen zu
die Zeitung der Erzdiözese Wien
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at