Hinter den Riten steht die Vorstellung über das, was nach dem Leben kommt.
Hinter den Riten steht die Vorstellung über das, was nach dem Leben kommt.
Ob in einem Holzsarg zwei Meter unter der Erde, nach der Kremierung zu einem Diamanten verdichtet oder im Meer verstreut – die Begräbnisarten sind so vielfältig wie das Leben selbst. Seit kurzem kann man seine Urne auch unter einer Eiche am Kahlenberg zur letzten Ruhe betten lassen.
Es ist der Wunsch vieler Menschen, als Verstorbene sichtbar wieder Teil des natürlichen Kreislaufes der Natur zu werden und zugleich den Hinterbliebenen die aufwändige Grabpflege zu ersparen, der die Nachfrage nach Naturbestattungen fördert.
Seit wenigen Tagen werden am Waldfriedhof am Kahlenberg, der einst nur für Prominente, unter ihnen zuletzt etwa der langjährige Caritaspräsident Prälat Leopold Ungar, vorbehalten war, nun auch solche Naturbestattungen angeboten.
Dabei werden biologische Urnen bei den Wurzeln eines Baumes beigesetzt. Rund 700 Plätze werden hier hoch über Wien nahe der St. Josefs-Kirche vergeben. Grabsteine oder Hinweise auf die Verstorbenen sucht man vergebens, lediglich der Baum trägt einen Namen und die Grabpflege übernimmt die Natur selbst.
Wer dieser Tage auf einen der zahlreichen österreichischen Friedhöfe geht, sieht sich allerdings mit einem „Meer“ von Blumen und Kerzen konfrontiert. Hierzulande überwiegt noch immer die Erdbestattung, denn lange galt die Einäscherung in der katholischen Kirche als Sünde und als Strafe für Sünder. Auch wenn sich das längst geändert hat, zieht am Land noch immer der ganze Ort nach der Allerheiligenliturgie von der Kirche auf den Friedhof und jeder besucht das Grab seiner Verwandten.
Die entzündeten Kerzen werden auch als „Seelenlichter“ bezeichnet, die das ewige Leben nach dem Tod symbolisieren sollen. Gestecke und Blumen verwandeln die Friedhöfe an diesen Tagen in einen überaus bunten Ort.
Immer öfter treffen die Friedhofsbesucher nun auch auf Gräber von Menschen aus anderen Kulturkreisen. Eindrucksvoll sind etwa die Grabsteine Verstorbener vom Balkan, die viel über deren Leben sagen – vom Sportwagen über das tolle Haus bis zum Computermonitor ist dort manches abgebildet.
Das hat auch damit zu tun, dass in der christlichen Orthodoxie Allerheiligen und Allerseelen nicht besonders gefeiert werden – stattdessen gibt es zwei spezielle Toten- oder Seelensamstage: den Samstag vor der Großen Fastenzeit zu Ostern und den Samstag vor Pfingsten.
Traditionell wird in der Orthodoxie im ersten Jahr nach dem Tod viermal der Verstorbenen gedacht, am dritten Tag nach dem Tod, am 40. Tag danach, ein halbes Jahr und ein Jahr danach. Verwandte, Nachbarn und Bekannte werden dann zum Totenmahl eingeladen.
Hinter den Riten steht die Vorstellung über das, was nach dem Leben kommt: Die Seelen der Verstorbenen bleiben in irgendeiner Form für die Lebenden präsent. Deswegen stellen die Leute auch gerne Kerzen, Speisen, Wein oder Schnaps auf die Gräber, damit es der Tote schön warm hat und genährt wird.
Auf jüdischen Friedhöfen wiederum liegen statt Blumen Steine auf den Gräbern. Die Tradition stammt aus der Zeit, als alle Gräber der Israeliten in der Wüste waren. Damals wurden über den Gräbern Pyramiden aus Stein errichtet, damit keine Tiere die Toten ausgraben konnten. Mit der Zeit drohten diese Pyramiden jedoch in sich zusammenzufallen. Damit die Ruhe der Toten trotzdem ungestört blieb, legten Juden bei einem Besuch einen neuen Stein auf die Grabpyramide. Die Gräber bei uns liegen nicht im Wüstensand. Doch die Tradition ist überall geblieben: Wer ein Grab besucht, hinterlässt einen Stein.
Nicht alleine in der Trauer sein
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