"Back to the roots", "Zurück zu den Wurzeln", so lautet das Motto jeder Erneuerung. Durch alle Jahrhunderte haben Reformbewegungen der Kirche ihren Blick auf die Anfänge gerichtet.
"Back to the roots", "Zurück zu den Wurzeln", so lautet das Motto jeder Erneuerung. Durch alle Jahrhunderte haben Reformbewegungen der Kirche ihren Blick auf die Anfänge gerichtet.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Fest Christi Himmelfahrt, 29. Mai 2014 (Apg 1,1-11)
Der Bericht von der Himmelfahrt Jesu steht am Anfang eines Buches der Bibel, das "Apostelgeschichte" heißt. Wörtlich und genauer ist sein Titel: "Die Taten der Apostel". Es ist eines meiner liebsten Bücher der Bibel. Die vier Evangelien erzählen von den Taten und Worten Jesu. Die "Apostelgeschichte" handelt von den Taten und Worten der ersten Anhänger Jesu. Sie ist das Buch von den Anfängen der Kirche. Sie beschreibt die Ausbreitung des Christentums und das Leben der ersten Christen. Wer immer wissen will, wie alles anfing, dem wird die Apostelgeschichte unentbehrlich.
"Back to the roots", "Zurück zu den Wurzeln", so lautet das Motto jeder Erneuerung. Durch alle Jahrhunderte haben Reformbewegungen der Kirche ihren Blick auf die Anfänge gerichtet. Der heilige Franz von Assisi wollte die Kirche wieder zur Lebendigkeit der Anfangszeit zurückführen. Und Papst Franziskus hat dasselbe Anliegen: Die Reform der Kirche muss sich am Geist ihres Ursprungs orientieren.
In der Erzdiözese Wien haben wir den ganzen Erneuerungsprozess zuerst unter den Titel "Apg 2010" (Apostelgeschichte 2010) gestellt, und neuerdings unter "Apg 2.1": Erneuerung aus dem Ursprung!
Drei Dinge gehören zu jeder "Reform aus den Anfängen" des Christentums. Zuerst: Was Jesus selber wollte! Vierzig Tage lang nach Ostern, nach seiner Auferstehung, hat Jesus die ersten Jünger "geschult", hat zu ihnen "vom Reich Gottes gesprochen", das heißt vom Plan Gottes, von Seinen Wegen und Anliegen, kurz: von dem, um was es Jesus wirklich ging. Deshalb heißt Erneuerung der Kirche immer zuerst: neu hinhören auf das, was Jesus wollte und noch heute will. Eine Reform des Christentums, die nicht von Jesus und seinem Wort ausgeht, ist schlichtweg "für die Katz’".
Um auf Sein Wort zu hören, hat Jesus einen besonderen Rahmen gewählt: "das gemeinsame Mahl". In den Jahren seines öffentlichen Wirkens hat Jesus oft seine wichtigsten Lehren bei Tisch mit seinen Jüngern besprochen. Heute noch ist das Zusammenkommen um den "Tisch des Herrn", die heilige Messe, besonders am "Tag des Herrn", am Sonntag, der normale Weg, wie auf die Worte und Lehren Jesu gehört werden kann. Darum ist es so wichtig, dass der Sonntagsgottesdienst lebendiger und ansprechender wird.
Eine zweite Quelle der Erneuerung ist der von Jesus verheißene Heilige Geist. Jesus nennt ihn "die Kraft von oben". Ohne sie wird alle Reform nur ein äußerliches Renovieren der Fassaden. Der Heilige Geist ist der innere Motor jeder echten Erneuerung. Es geht nicht um die Wiederherstellung einer früheren "Machtposition" der Kirche, auch nicht um ihren weltlichen Erfolg. Die Versuchung, sich das zu wünschen, ist schnell einmal da. Der Heilige Geist macht die Kirche lebendig, nicht aber mächtig. Jesus wollte, dass seine Anhänger dienen, nicht herrschen. Nur so können sie seine Zeugen sein.
Das ist das dritte Element einer Reform aus dem Ursprung: "Ihr werdet meine Zeugen sein ... bis an die Grenzen der Erde". Im Buch der Apostelgeschichte werden die ersten Schritte der Kirche dargestellt. Papst Benedikt XVI. sagte 2007 der Kirche in Österreich: "Schreibt die Apostelgeschichte weiter!" Ein spannender Auftrag. Ich vertraue darauf, dass er gelingt!
Im ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus getan und gelehrt hat, bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde. Vorher hat er durch den Heiligen Geist den Aposteln, die er sich erwählt hatte, Anweisungen gegeben. Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen. Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt. Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft. Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde. Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.