"Auf andere Weise geschieht das Wunder der Brotvermehrung auch heute noch. Von einem solchen Wunder möchte ich heute berichten", so Kardinal CHristoph Schönborn.
"Auf andere Weise geschieht das Wunder der Brotvermehrung auch heute noch. Von einem solchen Wunder möchte ich heute berichten", so Kardinal CHristoph Schönborn.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium am "Hochfest des Leibes und Blutes Christi" (Fronleichnam) am Donnerstag, 30. Mai 2013.
Der Hunger in der Welt macht mutlos. Jeder dritte Mensch auf dieser Erde hat zu wenig zu essen. Bei uns, in den reichen Ländern, werden täglich Tonnen von Lebensmitteln in den Müll geworfen. Angesichts dieser himmelschreienden Ungleichheit empfinde ich vor allem Ohnmacht. Was kann ich als Einzelner schon tun? Was können selbst die vielen Engagierten in der Entwicklungszusammenarbeit schon erreichen? Es ist doch immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Ich kann gut das Gefühl der Ohnmacht verstehen, das die Apostel empfunden haben müssen, als Jesus zu ihnen seelenruhig sagt: "Gebt ihr ihnen zu essen!" Denn da waren fünftausend Männer; Frauen und Kinder nicht gerechnet. Noch dazu in einer abgelegenen Gegend. Und vor allem: Woher sollten die Apostel das Geld nehmen, um für so viele Menschen Brot zu besorgen? Sie hatten gerade für sich selber armselige fünf Brote und zwei Fische, kaum genug um ihren eigenen Hunger zu stillen.
Damals kam es zum Wunder der Brotvermehrung. Von den fünf Broten wurden alle satt, und noch zwölf Körbe von Resten wurden eingesammelt (und natürlich damals nicht in den Müll gekippt). Aber solche Wunder geschehen nicht alle Tage. Nur zweimal, so berichten die Evangelien, hat Jesus große Menschenmengen auf solche Weise gespeist. Auf andere Weise geschieht das Wunder der Brotvermehrung auch heute noch. Von einem solchen Wunder möchte ich heute berichten.
Die selige Mutter Teresa von Kalkutta hat gesagt: "Wenn du nicht hundert Menschen nähren kannst, sättige wenigstens einen." Ein damals junger Schotte, Magnus MacFarlane-Barrow, hat diesen Rat wörtlich genommen. Die Ermutigung dazu hat er in Medjugorje, dem Marienwallfahrtsort in Bosnien-Herzegowina, erhalten. Kann eine Mutter zusehen, wie ihre Kinder hungern? Von Maria hat Magnus die Anregung empfangen, Kinder nicht hungern zu lassen. Es begann ganz einfach: 2002 hörten Magnus und seine Freunde von der Hungerkatastrophe in Malawi in Afrika. Sie sahen vor Ort das unbeschreibliche Elend, besonders der Kinder. Und sie begannen wenigstens für 200 Kinder eine tägliche Mahlzeit zu organisieren, mit Spenden aus Europa und ehrenamtlichen Helfern vor Ort. Heute können dank "Mary’s Meals" (Marias Mahlzeiten) schon 673.000 Kinder in Malawi ihre tägliche warme Mahlzeit bekommen.
Nun mag man einwenden: Es gibt aber 300 Millionen hungernde Kinder auf der Welt. Immer noch wächst die Zahl der Hungernden. Aber die Liebe und der Einsatz von Menschen wie Magnus wächst noch schneller. "Mary’s Meals" ist inzwischen weltweit tätig, mit einem Minimum an Organisation und einem Maximum an Ehrenamtlichen. "Es ist Mariens Werk", sagt Magnus. "Deswegen wächst das Projekt so."
"Gebt ihr ihnen zu essen!" Das schockierende Wort Jesu an seine ratlosen Jünger hat große Wellen der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Mit 10 Euro kann ein Kind ein ganzes Jahr ernährt werden. Das ist eine gute Nachricht zu Fronleichnam! Mehr dazu unter www.marysmeals.org.
In jener Zeit redete Jesus zum Volk vom Reich Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten. Als der Tag zur Neige ging, kamen die Zwölf zu ihm und sagten: Schick die Menschen weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen; denn wir sind hier an einem abgelegenen Ort. Er antwortete: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; wir müssten erst weggehen und für all diese Leute Essen kaufen. Es waren etwa fünftausend Männer. Er erwiderte seinen Jüngern: Sagt ihnen, sie sollen sich in Gruppen zu ungefähr fünfzig zusammensetzen. Die Jünger taten, was er ihnen sagte, und veranlassten, dass sich alle setzten. Jesus aber nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie und brach sie; dann gab er sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten. Und alle aßen und wurden satt. Als man die übrig gebliebenen Brotstücke einsammelte, waren es zwölf Körbe voll.