Die Christinnen und Christen in der Ukraine folgen in ihrer Liturgie dem "julianischen Kalender", der zu unserem gregorianischen eine Differenz von 13 Tagen hat.
Die Christinnen und Christen in der Ukraine folgen in ihrer Liturgie dem "julianischen Kalender", der zu unserem gregorianischen eine Differenz von 13 Tagen hat.
Wie viele andere Mitchristen aus den verschiedenen Ostkirchen feiern auch die Ukrainerinnen und Ukrainer am 19. Dezember das Fest des Hl. Nikolaus. Warum das so ist und welche Traditionen Christen, speziell in der Ukraine, darüber hinaus pflegen berichtet V. John Reves aus dem katholischen byzantischen Gebetszentrum in Salzburg.
Die meisten Christen in der Ukraine gehören zu einer Kirche der byzantinischen Tradition, d.h. zu einer orthodoxen Kirche oder zu der mit Rom unierten ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche.
Die orthodoxen Kirchen und die ukrainisch-griechisch-katholische Kirche in der Ukraine feiern Weihnachten nach dem s.g. julianischen Kalender, was bedeutet, dass für sie der Heilige Abend am 6. Jänner stattfindet.
Die Adventzeit nach byzantinisch-ostkirchlicher Tradition ist eine Fastenzeit welche anschließend an das Fest des Hl. Apostel Philippus beginnt, also am 28. November, und 40 Tage dauert, analog zur gossen Fastenzeit vor Ostern, wenn auch das Fasten weniger streng ist. In dieser Zeit finden sich im liturgischen Kalender viele Gedenktage der Propheten des Alten Testaments und frühchristlicher Märtyrer.
Der wohl bedeutendste Heilige dessen Fest in die Adventzeit fällt ist der Hl. Nikolaus von Myra am 19. Dezember. Sein Fest ist von großer Bedeutung in den Kirchen des Byzantinischen Ritus, und wird in der Ukraine besonders groß gefeiert. Die Ikone des Hl. Nikolaus ist in jeder orthodoxen und griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine zu finden und ist oft eine der Hauptikonen in der Ikonostase. Nicht nur in der Liturgie wird der Hl. Nikolaus verehrt, sondern auch zu Hause in den Familien. Wie auch hier zu Lande, gibt es den Brauch eines Besuches des Hl. Nikolaus, der den Kindern Geschenke bringt und von ihnen Gedichte und Lieder vorgetragen bekommt. In der Ukraine ist das Nikolausfest auch der Tag an dem Geschenke gegeben werden und nicht zu Weihnachten.
Am 6. Jänner, am Heiligen Abend, findet in vielen Kirchen des byzantinischen Ritus ein sehr reichhaltiges liturgisches Programm statt. Schon am Vormittag werden in vielen Kirchen die s.g. „Königlichen Horen“ (feierliches Stundengebet) gesungen, und später die Vesper mit der Göttlichen Liturgie (Eucharistiefeier) des Hl. Basilius des Großen gefeiert. Bei diesen Gottesdiensten hören die Gläubigen viele biblische Lesungen und bei der Vesper mit Basiliusliturgie hören sie die Weihnachtserzählung aus dem Lukasevangelium. In der Nacht wird die feierliche Große Komplet gesungen.
In den Familien wird an diesem Abend zu Hause ein Festmahl gehalten, bei dem traditionell zwölf fleischlose Speisen serviert werden. Der Heilige Abend steht nämlich noch unter der Regel der Fastenzeit. Unter den traditionellen Speisen sind einige Klassiker der ukrainischen Küche wie Borscht [борщ] - Roterübensuppe, Wareniki [вареники] - gefüllte Teigtascherl mit u.a. Kartoffel- oder Krautfüllung und Kutja [кутя] - eine Süßspeise aus gekochten Weizenkörnern mit Nüssen und Trockenfrüchten zu finden.
Am Weihnachtstag selbst wird in den Kirchen die Göttliche Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomos gefeiert, in der - anders als im römischen Ritus - das Evangelium über den Besuch der Weisen aus dem Osten nach Matthäus gelesen wird. Zu Weihnachten und durch die ganze Weihnachtszeit grüßen die Christgläubigen einander mit „Christus ist geboren - verherrlichen wir Ihn!“
In den Weihnachtstagen findet das Weihnachtssingen- Koljaduwaty, [колядувати] statt, wo Weihnachtslieder gesungen und Menschen besucht werden und die Freude über die Geburt des Herrn geteilt wird. Außerdem gibt es Krippenspiele - Wertep, [верте́п].
Ähnlich wie in der römisch-katholischen Tradition, feiert man in den Tagen nach Weihnachten den Hl. Stephanus und die Unschuldigen Kinder. Obwohl die Oktave von Weihnachten mit dem 13. Jänner endet, dauert die Weihnachtszeit noch länger. Am 14. Jänner wird das Fest der Beschneidung des Herrn und des Hl. Basilius des Großen gefeiert.
Das Fest der Taufe des Herrn, zwölf Tage nach Weihnachten, am 19. Jänner, ist neben dem Fest der Geburt des Herrn, eines der allerwichtigsten Feste im byzantinischen Kirchenjahr und der zweite Höhepunkt der Weihnachtszeit. Hier wird die Taufe Jesu im Jordan gefeiert. Wie am Heiligen Abend ist der Vortag ein Tag des strengen Fastens, wo am Abend in vielen Familien wieder ein Festmahl mit Fastenspeisen wie am Heiligen Abend serviert wird. Ebenso werden auch die „Königlichen Horen“ und die Vesper mit der Göttlichen Liturgie des Hl. Basilius gefeiert.
Der Höhepunkt der liturgischen Feierlichkeiten zu diesem Fest ist die s.g. große Wasserweihe, die in den Kirchen entweder am Vorabend oder bei der Chrysostomosliturgie am Tag selbst gefeiert wird, wo die Gläubigen mit dem geweihten Wasser besprengt werden und das Wasser auch trinken und nach Hause nehmen. Oft gibt es eine zweite Wasserweihe an einem Fluss oder sonst einem nahegelegenen Gewässer - auch die Natur wird hineingenommen in die Feierlichkeiten. Das Fest der Taufe des Herrn hat wie Weihnachten eine Zeit der Nachfeier (Oktave), welche am 27. Jänner endet.
Traditionellerweise bitten die Gläubigen den Priester ihre Häuser für das neue Jahr zu segen, und so finden in dieser Zeit viele Haussegnungen statt.