Wenn wir Feste so feiern wollen, dass wir gestärkt aus den Feiern in den Alltag gehen, dann müssen auch wir selbst etwas dazu beitragen.
Wenn wir Feste so feiern wollen, dass wir gestärkt aus den Feiern in den Alltag gehen, dann müssen auch wir selbst etwas dazu beitragen.
„Feste zu feiern gehört ganz wesentlich zum Mensch-Sein dazu. Ein Mensch, der keine Feste feiern kann, kann im Grunde auch nicht gut leben“, davon ist Johannes Kittler, Theologe, Augustiner Chorherr des Stiftes Klosterneuburg und langjähriger Pfarrer in Maria Hietzing (Wien 13) überzeugt.
Kein Wunder also, dass er jetzt ein Buch über das Feste-Feiern im Kirchenjahr geschrieben hat. Mit dem SONNTAG spricht er darüber, warum christliche Feste mehr sind als bloßes Vergnügen.
Und: Wie im Feiern christlicher Feste der Sinn des Lebens greifbar, bemerkbar und erlebbar werden kann.
Nur noch eine Woche, dann beginnt er – der Advent. Haben Sie dafür schon Vorbereitungen getroffen? Einen Adventkranz gekauft? Die Termine für die Roratemesse im Kalender eingetragen? Die Zutaten fürs Keksebacken und die Ausstecher zurechtgelegt? Vielleicht eine Adventjause mit der Familie und Freunden geplant? Oder eine spezielle Playlist mit Advent- und Weihnachtsliedern erstellt?
Es lohnt sich nämlich, Vorbereitungen zu treffen, Festliches für den Advent zu planen, auf Weihnachten sozusagen hinzuarbeiten. Und das vor allem deshalb, weil der Advent und Weihnachten abseits von Kitsch und Lebkuchenseligkeit und trotz der Hektik und des Stresses, eine Zeit sein kann, in der wir den Blick auf das lenken können, was wirklich wesentlich ist.
„Feste wie Advent und Weihnachten können Sinn im Leben sichtbar machen“, ist Johannes Kittler überzeugt. Er ist Theologe und Augustiner Chorherr des Stiftes Klosterneuburg. Bis vor einem Jahr war er Pfarrer in der Pfarre Maria Hietzing, das Feiern der christlichen Feste im Jahreskreis gehörte zu seinem täglichen Brot.
Feste mit den Gemeindemitgliedern so zu gestalten, dass alle für sich etwas mitnehmen konnten, war ihm ein großes Anliegen. Das Buch „Freude am Leben. Feste feiern im Kirchenjahr“ zu schreiben war damit wohl so etwas wie die logische Konsequenz aus seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Seelsorger.
„Feste verdichten den Alltag und bringen Lebensinhalte auf den Punkt“, sagt er: „Feste können Menschen in ihrem Weg bestärken oder sie neugierig machen, auf die Suche nach dem zu gehen, was das Leben gut, reich und inhaltsvoll macht.“ Das gelte grundsätzlich für jedes Fest, aber ganz im Speziellen für die christlichen Feste im Kirchenjahr.
„Grundsätzlich ist es ja so, dass wir in der Feier christlicher Feste Gott begegnen. Christliche Feste zeigen, dass Gott uns nahe ist, beziehungsweise nahe sein will“, sagt Johannes Kittler. Christliche Feste seien damit auch mehr als bloße Freizeitgestaltung und mehr als Vergnügen. „Wobei gegen eine schöne Freizeitgestaltung, die auch Vergnügen bringt, natürlich nichts einzuwenden ist. Aber ich bin überzeugt davon, dass wir, um ein erfülltes Leben zu haben, beides brauchen: die leichte Unterhaltung, aber auch den Tiefgang.“
Und solche Erfahrungen von Sinn im Leben, wie sie christliche Feste für uns darstellen, müssen immer wieder gefeiert werden. „Ge-fest-igt werden“, wie Johannes Kittler sagt: „Gefestigt, um tragfähig für unser Leben zu sein, um uns selbst und andere immer wieder anzustiften, dem Leben, dem Sinn, Gott auf der Spur zu bleiben.“ Deshalb sei der Zyklus, in dem christliche Feste verlaufen, auch gut und richtig.
„Der Jahresfestkreis bringt es mit sich, dass sich die Feste jedes Jahr wiederholen, aber sie sind natürlich trotzdem nicht das Gleiche, weil wir selbst und auch die Menschen in unserem Umfeld sich ja weiterentwickeln. Das Kirchenjahr kennt damit einen Anfang und ein Ziel, aber kein Ende. Es ist vergleichbar mit einer Schraube, durch die sich unser Glaube, der Sinn in unserem Leben, festigt und vertieft, wie es Professor Philipp Harnoncourt in einem Vortrag in Maria Hietzing einmal sagte.“
Es lohne sich in jedem Fall, sich Gedanken – unter Umständen auch immer wieder neue Gedanken – darüber zu machen, wie man Feste feiern kann, beziehungsweise wie man sie nicht feiern sollte.
„Die große Voraussetzung, um Feste mit Tiefgang zu feiern, bei denen Sinn erkennbar, erlebbar wird, ist natürlich eine gewisse Bereitschaft mitzutun – mitzufeiern – nicht nur anwesend zu sein“, sagt Johannes Kittler: „Ich kann an einem Fest teilnehmen oder ich kann den Feiercharakter durch mein Mittun verstärken. Es gibt einen Wiener Ausdruck der heißt ,bummfestzua‘ – ein Ausdruck, der meint, wenn man sich bei einem Fest so betrinkt, dass man eigentlich nichts mehr mitbekommt, dann ist man eben ,zu‘, verschlossen. Da ist es dann auch vorbei mit dem Feiern.“ Anders gesagt: „Bummfestzua“ werde man kein schönes Fest feiern können, denn es braucht eine gewisse Offenheit für das, was da gefeiert wird und für die Leute, mit denen man feiert.
„Ich denke, es ist wichtig, dass wir uns das immer wieder vor Augen halten: Wenn wir Feste so feiern wollen, dass wir gestärkt aus den Feiern in den Alltag gehen, dann müssen auch wir selbst etwas dazu beitragen.“
Buchtipp
Johannes Kittler
Freude am Leben.
Feste feiern im Kirchenjahr
2019, Echter Verlag
ISBN: 978-3429053666
Erschienen im Rahmen der Schriften des Pius-Parsch-Instituts Klosterneuburg, begründet von Norbert W. Höslinger und Johannes H. Emminghaus, herausgegeben von Andreas Redtenbacher.
Das Buch geht den christlichen Festen im Laufe eines Jahres nach, verknüpft sie mit dem konkreten Leben und stellt einen Bezug zur Freude am Leben her.
Nach einer allgemeinen Einführung zu den Themen Freude und Feiern, Kirchenjahr und dem Sonntag als Urfeiertag der Christen werden Festkreise und besondere Festtage behandelt.
Pius-Parsch-Institut Klosterneuburg
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3400 Klosterneuburg
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