Gib, o Mutter, Born der Liebe, / dass ich mich mit dir betrübe, / dass ich fühl‘ die Schmerzen dein.- Gedächtnis der Schmerzen Mariens.
Gib, o Mutter, Born der Liebe, / dass ich mich mit dir betrübe, / dass ich fühl‘ die Schmerzen dein.- Gedächtnis der Schmerzen Mariens.
Das „Stabat Mater“ oder die „Pietá“ Michelangelos berühren bis heute. Beide sind nicht zu trennen von einem persönlichen Zugang zum Evangelium, der immer aktuell ist.
Die schmerzerfüllte Frau mit dem Leichnam ihres zu Tode gequälten Sohnes im Schoß gehört bis heute zu den beliebtesten Mariendarstellungen. Für Eltern gibt es vermutlich keine schmerzhaftere Erfahrung als den Verlust ihres Kindes - eine Erfahrung, die bis heute traurige Aktualität besitzt. Vermutlich liegen in dieser existentiellen Erfahrung auch die Wurzeln der Andacht zu den „Sieben Schmerzen Mariens“. Ihre Ursprünge reichen ins hohe Mittelalter zurück. In der Spiritualität der Zisterzienser rückte die persönliche Auseinandersetzung mit dem Evangelium ins Zentrum. Christus, den man bis dahin vor allem als glorreich triumphierenden Weltenherrscher gesehen hatte, wurde immer mehr auch als wahrer Mensch und Schicksalsgefährte entdeckt. Auch die sich ausbreitende Marienfrömmigkeit gehört in diesen Zusammenhang.
In dieser betrachtenden Frömmigkeit entstand unter anderem die Andacht zu den „sieben Schmerzen Mariens“. In der symbolträchtigen Zahl vermischen sich biblische und spekulative Motive:
1. Die Weissagung Simeons im Tempel
2. Die Flucht nach Ägypten
3. Der Verlust des jungen Jesus im Tempel
4. Die Begegnung mit Jesus am Kreuzweg
5. Das Stehen unter dem Kreuz Jesu
6. Die Abnahme Jesu vom Kreuz
7. Das Begräbnis Jesu.
Im klösterlichen Bereich entstand bald auch ein liturgischer Gedenktag, der ursprünglich am vierten Freitag nach Ostern begangen wurde. Auf den Servitenorden geht das Fest der Sieben Schmerzen Mariens am Freitag vor dem Palmsonntag zurück. Mancherorts, etwa in Maria Lanzendorf südlich von Wien, hat sich dieser Tag als „Schmerzhafter Freitag“ bis heute erhalten.
Als Dank für die Befreiung Papst Pius‘ VII aus der Gefangenschaft durch Napoleon Bonaparte wurde der Gedenktag seit 1814 zusätzlich am dritten Sonntag im September begangen. Von Papst Pius X auf den 15. September verlegt, wurde dieser Tag nach der Liturgiereform durch Papst Paul VI zum „Gedächtnis der Schmerzen Mariens“ und damit ausdrücklich mit dem Inhalt des Festes Kreuzerhöhung verknüpft.
Wie einflussreich das Thema dieses Tages war, zeigt auch seine Bearbeitung in der Kunst. Von den zahlreichen Darstellungen der „Pietá“ ist jene von Michelangelo für den Petersdom geschaffene wohl die bekannteste. Untrennbar verbunden mit dem Festtag ist auch der vielfach vertonte liturgische Gesang des „Stabat Mater“, das den Festinhalt eindrucksvoll zusammenfasst:
Angst und Trauer, Qual und Bangen, / alles Leid hielt sie umfangen, / das nur je ein Herz durchdrang. Wer könnt‘ ohne Tränen sehen / Christi Mutter also stehen / in so tiefen Jammers Not? Wer nicht mit der Mutter weinen, / seinen Schmerz mit ihrem einen, / leiden bei des Sohnes Tod?
Christi Mutter stand mit Schmerzen / bei dem Kreuz und weint‘ von Herzen, / als ihr lieber Sohn da hing.
Durch die Seele voller Trauer, / seufzend unter Todesschauer, / jetzt das Schwert des Leidens ging.
Welch ein Schmerz der Auserkornen, / da sie sah den Eingebornen, / wie er mit dem Tode rang!
Angst und Trauer, Qual und Bangen, / alles Leid hielt sie umfangen, / das nur je ein Herz durchdrang.
Wer könnt‘ ohne Tränen sehen / Christi Mutter also stehen / in so tiefen Jammers Not?
Wer nicht mit der Mutter weinen, / seinen Schmerz mit ihrem einen, / leiden bei des Sohnes Tod?
Ach, für seiner Brüder Schulden / sah sie ihn die Marter dulden, / Geißeln, Dornen, Spott und Hohn!
Sah ihn trostlos und verlassen / an dem blut‘gen Kreuz erblassen, / ihren lieben, einz‘gen Sohn.
Gib, o Mutter, Born der Liebe, / dass ich mich mit dir betrübe, / dass ich fühl‘ die Schmerzen dein.
Dass mein Herz von Lieb‘ entbrenne, / dass ich nur noch Jesus kenne, / dass ich liebe Gott allein.
*Heil‘ge Mutter, drück die Wunden, / die dein Sohn am Kreuz empfunden, / tief in meine Seele ein.
Ach, das Blut, das er vergossen, / ist für mich dahingeflossen; / lass mich teilen seine Pein.
Lass mich wahrhaft mit dir weinen, / mich mit Christi Leid vereinen, / solang mir das Leben währt.
Unterm Kreuz mit dir zu stehen, / unverwandt hinaufzusehen, / ist es, was mein Herz begehrt.
O du Jungfrau der Jungfrauen, / wollst in Liebe mich anschauen, / dass ich teile deinen Schmerz.
Dass ich Christi Tod und Leiden, / Marter, Angst und bittres Scheiden / fühle wie dein Mutterherz.
Lass mich tragen seine Peinen, / mich mit ihm am Kreuz vereinen, / trunken sein von seinem Blut.
Dass nicht zu der ew‘gen Flamme / der Gerichtstag mich verdamme, / steh, o Jungfrau, für mich gut.
Christus, um der Mutter Leiden / gib mir einst des Sieges Freuden / nach des Erdenlebens Streit.
Jesus, wann mein Leib wird sterben, / lass dann meine Seele erben / deines Himmels Seligkeit. Amen.