Überraschend ist für viele sicher die Verbindung von Asche und Auferstehung. Asche als Dünger wurde zum Symbol für Fruchtbarkeit und neuem Leben.
Überraschend ist für viele sicher die Verbindung von Asche und Auferstehung. Asche als Dünger wurde zum Symbol für Fruchtbarkeit und neuem Leben.
Warum spielt gerade die Asche so eine große Rolle im Gottesdienst am Aschermittwoch?
Asche als die radikale Reduktion von Lebendigem auf seine Grundsubstanz ist ein sprechendes Symbol. Viele Religionen greifen ihre Vieldeutigkeit auf und verwenden sie in ihren Riten. Prominentestes Beispiel ist in unserem engeren Kulturkreis die Bestreuung oder das Bezeichnen der Stirn mit gesegneter Asche am Beginn der vierzigtägigen Fastenzeit.
Die traditionelle liturgische Formel: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ hat eine aufschreckende Funktion. Der Mensch, der sich diesem Ritus unterzieht schaut seiner Endlichkeit ins Gesicht und will sein Leben neu auf Gott ausrichten. Sich mit Asche zu bestreuen, war schon im alten Orient Ausdruck für Trauer und Buße. Im Alten Testament taucht es an vielen Stellen auf. Ijob, der in der Asche sitzend trauert, oder die Bewohner von Ninive, die sich nach der Predigt des Jona zur Buße mit Asche bestreuen, sind zwei bekannte Beispiele. Selbst im rabbinischen Judentum der ersten Jahrhunderte nach Christus lässt sich dieser Brauch noch nachweisen.
Asche steht auch für Reinheit. In Wasser gemischte Asche wird im 19. Kapitel des Buches Numeri als Mittel zur kultischen Reinigung erwähnt. In Wasser aufgelöste Asche diente, und dient auch heute noch, im Haushalt als Lauge zur Reinigung.
Trotz der eindeutigen biblischen Tradition findet sich Asche als gottesdienstliches Symbol nur in der Westkirche. Allen Kirchen des Ostens ist es bis heute völlig fremd. Dass sie in der römischen Liturgie Aufnahme gefunden hat, hängt möglicherweise mit einem vorchristlichen Brauch zusammen. Zu Neujahr, das damals in den März fiel, nahm man in Rom ein Reinigungsbad in Asche, um frisch ins neue Jahr zu gehen. Der antiken, römischen Kirche war dieses Ritual wohl vertraut und sie integrierte es möglicherweise schon aufgrund der zeitlichen Koinzidenz in ihre Liturgie. Von hier aus dürfte es sich im gesamten Westen verbreitet haben. Eindeutig belegen lässt sich die Aschenauflegung für öffentliche Büßer allerdings erst am Übergang von der Antike zum Mittelalter in der gallisch-fränkischen Liturgie (im “Pontificale Romano-Germanicum“). Manche nehmen ihren Ursprung daher auch in Gallien an. Als die öffentliche Kirchenbuße im zehnten Jahrhundert völlig abkam, wurde die Bezeichnung mit der Asche am Aschermittwoch für alle Gläubigen vorgesehen (Synode von Benevent 1091). Aus dieser Zeit gibt es auch erste Zeugnisse für ein Gebet zur Segnung der Asche.
Überraschend ist vielleicht die Verbindung von Asche und Auferstehung. Asche als Dünger wurde zum Symbol für Fruchtbarkeit und neuem Leben. Noch wirkmächtiger ist aber der Phönix. Der aus seiner Asche neu aufsteigende Vogel aus der ägyptischen Mythologie, wurde bereits im 3. Jahrhundert vom einflussreichen Kirchenschriftsteller Tertullian als Vorbild der Auferstehung Christi gedeutet. Die Asche spannt damit den Bogen von der Buße am Aschermittwoch bis zur Freude des Osterfestes, in dessen Zentrum Tod und Auferstehung Christi stehen.
Mehr zur Fastenzeit