Die Kirche versteht die Fastenzeit als geistlichen Weg auf das Osterfest zu.
Die Kirche versteht die Fastenzeit als geistlichen Weg auf das Osterfest zu.
Mit der Auflegung gesegneter Asche beginnt die Fastenzeit. Diese hervorgehobene liturgische Zeit war schon in der frühen Kirche bekannt und hat abhängig vom jeweiligen Kulturkreis unterschiedliche Akzente.
Papst Gregor der Große verlegt im 6. Jahrhundert den Beginn der 40-tägigen Bußzeit auf den Mittwoch vor dem 1. Fastensonntag. Bis dahin hat sie mit dem ersten Fastensonntag begonnen. Wie alle liturgischen Tage, die vom Osterfest abhängen, fällt auch der Aschermittwoch jedes Jahr auf ein unterschiedliches Datum. Der frühestmögliche Termin ist der 4. Februar, der späteste der 10. März.
Da die Sonntage das Fasten unterbrechen, wird mit der Entscheidung Gregors sichergestellt, dass bis Ostern inkl. Karsamstag 40 Fasttage gehalten werden.
Die Zahl 40 hat deutliche Bezüge in der Hl. Schrift. 40 Jahre dauert der Auszug Israels aus Ägypten, 40 Tage verbringt Mose auf dem Sinai vor dem Bundeschluss Gottes mit Israel, 40 Tage zieht der Prophet Elija durch die Wüste zum Gottesberg Horeb, innerhalb von 40 Tagen kündigt Jona der Stadt Ninive ein Strafgericht an und 40 Tage verbringt Jesus nach seiner Taufe in der Wüste.
Auf dem Hintergrund dieser überlieferten Pfade und Stationen versteht die Kirche die Fastenzeit als geistlichen Weg auf das Osterfest zu. Das Motiv des Weges prägt daher ursprünglich auch die römische Stadtliturgie.
Der Aschermittwoch beginnt im frühchristlichen Rom mit einer Bußprozession. Der Papst zieht mit den Gläubigen unter Bußgesängen barfuß von der Kirche der Hl. Anastasia am Palatin nach Santa Sabina auf dem Aventin. Die gesamte Fastenzeit ist von ähnlichen Prozessionen gekennzeichnet. Sie gehen jeweils von einer bestimmten „Stationskirche“ aus und führen zu einer anderen. Papst Benedikt XVI zufolge habe die alte römische Liturgie durch die sogenannten Fastenstationen „eine Geographie des Glaubens entworfen.“ Man sieht das christliche Rom als eine Rekonstruktion der Stadt Jerusalem zur Zeit Jesu, so Benedikt. Es geht darum, die Wege Jesu nachzugehen. Papst Johannes XXIII. nimmt zum Aschermittwoch 1960 diesen Brauch nach jahrhundertelanger Unterbrechung wieder auf. Die Prozession nimmt seither ihren Ausgang von der Benediktinerabtei Sant’ Anselmo. In der nur wenige hundert Meter entfernten Basilika Santa Sabina feiert der Papst dann die Liturgie zum Aschermittwoch, in deren Zentrum die Auflegung gesegneter Asche steht.
In den ersten Jahrhunderten sind die 40 Tage vor Ostern vor allem ein geistlicher Weg der Taufbewerber, der sie auf die Taufe in der Osternacht vorbereitet. Später werden öffentliche Büßer zunächst mit Asche bestreut und in einem groben Bußgewand bis zum Gründonnerstag aus der Kirche gewiesen. Symbolisch ahmen sie damit die Vertreibung aus dem Paradies nach. Im 10. Jahrhundert empfiehlt Papst Urban II. den Ritus der Aschenauflegung zum Beginn der Fastenzeit für alle Gläubigen. Seit dem 12. Jahrhundert ist er in der gesamten Westkirche verbreitet. Die Asche ist ein mehrdeutiges Symbol, das an die Sterblichkeit des Menschen und damit an die Notwendigkeit zu beständiger Umkehr mahnt. Gleichzeitig ist es ein Zeichen für Reinigung aber ebenso für Auferstehung und neues Leben.
In der Liturgie von Mailand kennt man den Aschermittwoch nicht. Sie hat innerhalb der römisch-katholischen Kirche zahlreiche eigene liturgische Gebräuche. Die Mailänder Fastenzeit beginnt bis heute am Ersten Fastensonntag. Der Ritus der Aschenauflegung ist in die Mailänder Liturgie innerhalb der ersten Fastenwocher üblich.
In der Ostkirche beginnt die Fastenzeit mit dem Montag vor dem ersten Fastensonntag. Ihm geht der „Sonntag der Versöhnung “ voraus. Am Ende der Vesper dieses Tages, auch „(nächtliche) Vesper der Versöhnung“ genannt, gehen alle Gläubigen zum Priester vor die Ikonenwand. Dieser bittet die Gemeinde um Vergebung, danach gehen alle einzeln an ihm vorbei, küssen ihm die Hand und bitten ihrerseits um Vergebung. Üblich ist es, an diesem Abend auch einige weitere Menschen zu kontaktieren, die man gerne um Vergebung bitten möchte (ob allgemein oder in einer konkreten Angelegenheit). In keiner der unterschiedlichen Riten der Kirchen des Ostens kennt man allerdings das liturgische Zeichen der Asche.