Die äußeren Übungen bleiben immer bruchstückhaft. Menschlich gesehen kann man nur „fast fasten“. Sowohl das „Reich Gottes“ als auch das „Leben in Fülle“ bleiben immer das Ziel am Horizont.
Die äußeren Übungen bleiben immer bruchstückhaft. Menschlich gesehen kann man nur „fast fasten“. Sowohl das „Reich Gottes“ als auch das „Leben in Fülle“ bleiben immer das Ziel am Horizont.
Ob der Gesundheit zuliebe, das Wesentliche in den Blick zu nehmen, von Abhängigkeiten frei zu werden: - Menschen fasten zu bestimmten Zeiten oder Anlässen. Der Verzicht auf bestimmte Speisen oder Lebensgewohnheiten ist in beinahe allen menschlichen Kulturen und Religionen bekannt.
Die österreichischen Bischöfe laden uns am Freitag, 24. Februar zu Fasten und Gebet für den Frieden in der Ukraine ein. Gebet und Fasten gehören schon in der Bibel eng zusammen. Fasten als Zeichen der Trauer und Buße, aber auch der Vorbereitung auf ein Fest oder eine religiöse Erfahrung ist ein allgemein religiöses Phänomen. Im Kontext einer säkularen Welt nimmt der Trend zur Reduktion, Wellness und bewusster Ernährung Anleihe bei den spirituellen Wurzeln der Askese.
Jesus hat einen erstaunlich kritischen Blick auf das Fasten. Bei seinen Gegnern hat er sogar den zweifelhaften Ruf eines „Fressers und Säufers“. Ausgerechnet am Aschermittwoch hören wir im Evangelium ausführlich seine Vorbehalte gegenüber den drei überlieferten religiösen Übungen des „Almosengebens, Fastens und Betens.“ Er kritisiert die immer aktuelle Versuchung zu Formalismus und Leistungsdenken unter frommen Menschen. Für Jesus geht es um die Reduktion auf das Wesentliche, auf die innere Haltung des Menschen, die sich jeder Messbarkeit entzieht. Religiöse Übungen erhalten für ihn ihre Legitimierung aus der inneren, verborgenen Gottesbeziehungen, die je einzigartig ist.
Trotz dieser fundamentalen Kritik hat das frühe Christentum die im Judentum selbstverständliche Praxis des Fastens aufgegriffen und sogar ausgedehnt. So bereiten sich in der frühen Kirche Katechumenen vierzig Tage lang auf ihre Taufe in der Osternacht vor. Bald wird diese Vorbereitungszeit auch zum Rahmen für die öffentliche Buße und schließlich allgemeine Hinführung zum Osterfest. Der klassische Dreischritt „Beten - Fasten - Almosen“ weist darauf hin, dass es nicht um bloße Einschränkung geht. Die Kirche ist sehr zurückhaltend, was die konkrete Fastenpraxis angeht. Sie gibt einige wenige Hinweise, die jeder in sein persönliches Leben erst übersetzen muss.
Das Ziel ist Erneuerung und Wachstum des Lebens, eine größere Offenheit für Gott und den Nächsten: ein „Leben in Fülle“, wie es das Johannesevangelium (Joh 10) nennt. Schon die frühen Kirchenväter erläutern die Dynamik dieses Dreischrittes in ihren Predigten zu den „Heiligen 40 Tagen“. Bischof Petrus Chrysologus von Ravenna drückt es in einer Predigt um 400 n. Chr. so aus: „Was das Gebet erfleht, vermittelt das Fasten und erlangt die Nächstenliebe.“ Wer seinem Leben in der Spur Jesu neuen Schwung geben will, kann sich weder mit Fasten noch mit Gebet begnügen, es braucht den offenen Blick auf den Nächsten.
Die äußeren Übungen bleiben immer bruchstückhaft. Menschlich gesehen kann man nur „fast fasten“. Sowohl das „Reich Gottes“ als auch das „Leben in Fülle“ bleiben immer das Ziel am Horizont. Im Christentum geht es weder primär um Askese und noch weniger um Rückzug in eine fromme Innerlichkeitaber auch nicht zuerst um äußere Wirksamkeit, sondern um größere Freiheit und eine Mehr an Leben.