Ursprünglich begann die Fastenzeit mit dem Ersten Fastensonntag, im Osten sogar am Montag. Doch warum wurde der Start auf den Mittwoch davor verschoben, der heute als Aschermittwoch bekannt ist?
Der Aschermittwoch unterbricht die Arbeitswoche und markiert eine unerwartete Wende. Ab jetzt heißt es das Wesentliche in den Blick zu nehmen. Wir stellen uns dem Horizont, in den unser Leben eingespannt und auf Hoffnung hin angelegt ist. Das Ziel heißt Ostern, Auferstehung, ewiges Leben. Die „heiligen vierzig Tage“ auf eine Fastenzeit zu reduzieren, ist zu kurz gegriffen. Wenn überhaupt, kommt der Vergleich mit 'geistlichen Übungen', also einer gemeinsamen Phase von Exerzitien, dem Sinn dieser Zeit am nächsten.
Die heiligen vierzig Tagen sind eine symbolisch dichte Zeit. Die Zahl „Vierzig“ erinnert an den Auszug aus Ägypten, die vierzig Tage der Einsamkeit von Mose mit Gott auf dem Berg Sinai, die Wüstenwanderung des Elija und schließlich die Zeit Jesu in der Wüste. Schon zur Zeit Papst Gregors des Großen (540-604) dauerte die österliche Bußzeit 6 Wochen, als eigentliche Fastenzeit galten aber nur 36 Tage: Sie begannen am Montag nach dem ersten Fastensonntag. Gregor deutete die Zahl 36 in Anlehnung an die im Ersten Testament vorgeschriebenen Opfergaben symbolisch als "den Zehnten des Jahres", den wir Gott darbringen (Gregor Serm. in Evang. XVI).
Es lässt sich nur andeutungsweise feststellen, wann die römische Kirche die vierzigtäige Fastenzeit (Quadragesima) festgesetzt hat und diese dazu mit dem Mittwoch vor dem ersten Fastensonntag beginnen lässt. Möglicherweise geht diese Reform noch auf Gregor den Großen selbst zurück. Fast die gesamte westliche Kirche folgt diesem Brauch, mit Ausnahme von Mailand. Dort pflegt man bis heute eine eigenständige liturgische Ordnung und beginnt die Fastenzeit mit dem 1. Fastensonntag. (Wem der Fasching zu kurz war, könnte ihn also in Mailand noch bis Samstag genießen). In den Kirchen des Ostens beginnt die Fastenzeit bereits am Montag vor dem ersten Fastensonntag, dem "Reinen Montag". Das Fasten selbst beginnt dort "stufenweise" zwei Wochen früher und ist ab Montag streng vegan.
Der Ritus der Aschenauflegung, der ursprünglich nur für öffentliche Sünder bestimmt war, die zu Beginn der Fastenzeit ihre Bußzeit antraten, wurde im 11. Jahrhundert auf der Synode von Benevent für die gesamte Kirche vorgeschrieben. Ursprünglich stand nur das Zeichen ohne Deutewort. Die Asche sprach für sich selbst. Die heute gebräuchlichen Worte zur Spendung "Bedenke Mensch, du bist aus Staub und wirst wieder zu Staub zurückkehren" wurden erst im 16. Jahrhundert in der Folge der Tridentinischen Liturgiereform Allgemeingut, nehmen aber eine antike, jahrhundertelang außer Gebrauch gekommene, Formel wieder auf.
Der Ritus des Aschenkreuzes war ursprünglich eine eigene Feier, die in Rom ihren festen Platz in der Kirche der Hl. Anastasia am Palatin hatte. Von dort zog der Papst mit den Gläubigen barfuß in einer Bußprozession nach San Sabina auf dem Aventinhügel, wo er während des Gottesdienstes seine Fastenpredigt hielt. Dieser Brauch verschwand spätestens in der Zeit, in der die Päpste im französischen Avignon residierten.
Erst Papst Johannes XXIII belebte ihn 1962 neu. Seither beginnt der Aschermittwoch in Rom mit einem kurzen Gebet in der Basilika von Sant’ Anselmo, von wo aus die Prozession nach Santa Sabina führt. Dort wird die Liturgie des Aschermittwochs gefeiert. Seit der Liturgiereform nach dem Vatikanum II ist die Spendung des Aschenkreuzes nach Evangelium und Homilie vorgesehen. Zudem stehen auch alternative Deuteworte zur Auswahl, besonders gebräuchlich der Ruf aus dem Evangelium: "Kehr um und glaube an das Evangelium!"