"Statio - missa stationalis" ein alter Brauch, der nichts mit Haltestellen zu tun hat, sondern Fastengottesdienste in vierzig verschiedenen römischen Kirchen, den "Stationskirchen".
Der an sich militärische, lateinische Begriff "statio", Wachposten, findet sich in der "missa stationalis" wieder. Schon in den ersten Jahrhunderten hat es sich in Rom eigebürgert, sich mit dem Papst gemeinsam in der Fastenzeit und anderen geprägten Zeiten an bestimmten Tagen in einer speziellen Kirche zur hl. Messe zu treffen, so zu sagen "Station" zu machen. Papst Gregor der Große hat diese Sitte dann, wie so vieles andere auch, geordnet, und so gab es dann 101 römische Stationskirchen.
Mit der Zeit haben die Päpste immer weniger dieser Gottesdienste selbst gefeiert. Ganz Schluss war damit dann beim Exil in Avignon. In der Neuzeit gab es einige Wiederbelebungsversuche, hervorheben kann man hier etwa den seligen Erzbischof von Mailand Ildefons Schuster. Den Durchbruch hat der selige Papst Johannes XXIII. gebracht, indem er einfach dem allerersten Stationsgottesdienst am Aschermittwoch in Santa Sabina am Aventin selbst vorgestanden ist. Seit her halten sich alle Päpste an diese Sitte, so auch Papst Franziskus am Aschermittwoch um 16 Uhr.
Man könnte nun versucht sein, das als lustigen Brauch mit Lokalkolorit abzutun, aber wie so oft haben lokale römische Sitten in der römisch-katholischen Kirche weltweite Auswirkungen. Jeder Tag in der Fastenzeit hat seine eigenen Rubriken, also Tagesgebete, Gabengebete,…, und bei so manchem hat sich ein Bezug zur Stationskirche des Tages versteckt. Mit der Liturgiereform wurden zwar viele Gebetstexte auf andere Tage in der Fastenzeit verschoben oder verändert, weil sie so besser zu den Lesungstexten passen, aber manche Anklänge sind trotzdem noch zu erkennen.
Gegen die "Ansteckung des Bösen": die heiligen Märtyrer und Ärzte Kosmas und Damian.
Als Beispiel soll der Donnerstag der dritten Fastenwoche gelten. Da heißt es im Gabengebet: "Herr, unser Gott, reinige uns von der Ansteckung des Bösen, damit dir unsere Gaben gefallen." Selten hört man in liturgischen Gebeten von der "Ansteckung des Bösen", aber an diesem Tag ist die Statio in Sankt Kosmas und Damian am Forum Romanum. Die beiden, die auch im 1. Hochgebet Erwähnung finden, waren Märtyrer und Ärzte, und so wird die ganze Weltkirche ganz unauffällig mit dem Wort Ansteckung an den Stationsgottesdienst des Tages aufmerksam gemacht. Aufmerksame Beter können noch weitere ähnliche Fälle aufspüren.
Der selige Papst Johannes Paul II. hat die Päpstliche Akademie Cultorum Martyrum beauftragt, sich um diesen Brauch zu bemühen. So gibt es eine eigene Website, wo man die Liste dieser Kirchen findet.
Die Seminaristen des Nord-Amerikanischen Kollegs in Rom sind da ganz besonders treue Besucher dieser Stationsgottesdienste und haben, für Rompilger in der Fastenzeit spannend, eine eigene Website mit den Anfahrtsplänen der Buslinien erstellt, denn nicht alle Kirchen sind große und bekannte Basiliken, aber auf jeden Fall ganz alte, typisch römische Kirchen und einen Besuch wert.