Geworben wurde beim Benefizsuppenessen auch für eine Unterschriftenkampagne, mit der die Katholische Frauenbewegung den Arbeitsminister von Tamil Nadu in Indien auffordert, gegen Lohnsklaverei vorzugehen.
Geworben wurde beim Benefizsuppenessen auch für eine Unterschriftenkampagne, mit der die Katholische Frauenbewegung den Arbeitsminister von Tamil Nadu in Indien auffordert, gegen Lohnsklaverei vorzugehen.
Höhepunkt der diesjährigen Entwicklungshilfe-"Aktion Familienfasttag" der Katholischen Frauenbewegung mit vielen prominenten Gästen im Parlament. Fokus auf indische Textilarbeiterinnen.
"Die Armen der Welt brauchen unsere Solidarität": Diese Überzeugung, formuliert von der Vorsitzenden der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Barbara Haas, einte die Teilnehmenden am kfbö-Benefizsuppenessen am Mittwoch, 12. März 2014, in den zum Parlament gehörenden Räumlichkeiten des Palais Epstein. Bekenntnisse zur Entwicklungszusammenarbeit (EZA) legten beim Höhepunkt der diesjährigen "Aktion Familienfasttag" auch der Kärntner Bischof Alois Schwarz, die Präsidentengattin und Vorsitzende des Österreichischen Frauenrates, Margit Fischer, ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser sowie Nationalratspräsidentin Barbara Prammer ab.
Prammer begrüßte als "Gastgeberin" eine Reihe prominenter Unterstützer des Familienfasttages, u.a. den Apostolischen Nuntius Peter Stephan Zurbriggen, den Linzer Altbischof Maximilian Aichern, Grünen-Chefin Eva Glawischnig und weitere Abgeordnete zum Nationalrat sowie "stellvertretend für Tausende ehrenamtlich engagierte Frauen" die früheren kfbö-Vorsitzenden Margit Hauft und Ingrid Klein; weitere Gäste waren Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl, die KAÖ-Präsidentin Gerda Schaffelhofer, CIDSE-Präsident Heinz Hödl, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Fuat Sanac, sowie zahlreiche Vertreter der entwicklungspolitischen Szene innerhalb und außerhalb der Kirche.
Genugtuung darüber, dass im heurigen Jahr die staatlichen Ausgaben für EZA nicht gekürzt wurden, äußerte Nationalratspräsidentin Prammer. Trotz der budgetären Schwierigkeiten in Österreich dürfe auch in den kommenden Jahren auf die Entwicklungshilfe nicht vergessen werden, betonte die lange mit der kfbö kooperierende Politikerin.
Kfbö-Vorsitzende Haas erinnerte an die seit 1958 gleichgebliebenen Ziele des Familienfasttags, nämlich die Lebensbedingungen vor allem von Frauen und Mädchen im "Süden" zu verbessern und die Mitverantwortung bewusst mit einem Akt des Verzichts in der Fastenzeit zu verbinden. Erfolgreiche EZA geschieht laut Haas auf Augenhöhe und zwischen gleichrangigen Partnern: "Es geht um Dialog in gegenseitigem Respekt, in Liebe und Sorge."
Heuer stehen indische Textilarbeiterinnen im Fokus der traditionsreichen Spendenaktion. Sie bezahlen - wie die kfbö-Vorsitzende hinwies - den Preis für Billigkleidung in heimischen Läden. Haas schilderte, sie habe sich selbst bei einem Besuch im Bundesstaat Tamil Nadu einen Eindruck von der verbrecherischen Ausbeutung junger Frauen in dortigen Baumwollspinnereien verschafft und sei entsetzt über die Hitze, den Lärm und die Atemnot, unter der die Arbeiterinnen zu leiden haben.
Arockiasamy Britto von der kfb-Partnerorganisation "Vaan Muhil" berichtete über die in Tamil Nadu verbreitete moderne Form der Lohnsklaverei, die dem "Sumangali Schema" folgt: Junge Frauen aus armen Familien werden von Unternehmen in mehrjährige Arbeitsverträge gelockt, die eine Mitgift und damit eine Zukunft als "Sumangali" - als "glücklich verheiratete" Frauen - garantieren sollen. Tatsächlich werden die Lohnversprechen aber nicht eingehalten, die betrügerisch rekrutierten Mädchen werden unter sklavenähnlichen Bedingungen gehalten.
Eine Brücke zwischen den indischen Arbeiterinnen und dem früheren Besitzer des Ringstraßenpalais Epstein - wo das Benefizsuppenessen stattfand - schlug der Referatsbischof für die kfbö, Alois Schwarz: Der gebürtige Prager Gustav Ritter von Epstein kam als Textilfabrikerbe Mitte des 19. Jahrhunderts nach Wien, gründete ein Bankhaus, verlor aber beim Börsenkrach von 1873 sein gesamtes Vermögen. Einen Teil davon hätte Epstein durch "Finanztricks auf Kosten anderer" retten können, verzichtete aber zur Wahrung seiner Ehre darauf - "eine Haltung, die man heute meist schmerzlich vermisst", wie der Bischof anmerkte. "Wir schieben seit 150 Jahren den Skandal ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse und die Probleme der Finanzwelt offenbar nur vor uns, verlagern sie woanders hin", freilich ohne sie "auch nur annähernd in den Griff zu bekommen".
Die globalisierte Welt "lässt kein Auslagern zu", betonte der Kärntner Bischof. An den Fäden der hierzulande getragenen Kleidungsstücke "haften der Schweiß und die Tränen" überlanger Arbeitstage, an manchen auch Blut, wie Schwarz unter Verweis auf den Einsturz eines Fabriksgebäudes in Bangladesch hinzufügte. Er erinnerte an Papst Franziskus' Kritik an der "Globalisierung der Gleichgültigkeit" und bat um Unterstützung der kfbö-Hilfe für indische Arbeiterinnen: "Gehen wir beim Spenden an unsere Schmerzgrenze - oder auch über sie hinaus."
Margit Fischer stellte den heute oft komplexen und undurchschaubaren Weltwirtschaftsstrukturen jenseits demokratischer Kontrolle eine "einfache Wahrheit" gegenüber: die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. NGOs im Bereich der EZA wie die kfbö wirkten hier verdienstvoll, um Not zu lindern und gegen Unrecht anzukämpfen.
ÖGB-Vizepräsidentin Oberhauser wies auf die passende zeitliche Nähe des Familienfasttages zum Internationalen Frauentag hin, an dem auch die Gewerkschafterinnen als langjährige Partnerinnen der kfbö für das Teilen nicht nur mit nahen Bedürftigen, sondern auch mit weiter entfernten werben.
Geworben wurde beim Benefizsuppenessen auch für eine Unterschriftenkampagne, mit der die Katholische Frauenbewegung den Arbeitsminister von Tamil Nadu auffordert, gegen Lohnsklaverei vorzugehen. Für kulinarische Highlights beim Benefizsuppenessen sorgten Schülerinnen und Lehrende der Tourismusschule "Pannoneum" in Neusiedl am See, gereicht wurde etwa eine Kürbis-Curryschaumsuppe, eine Paprika-Krautsuppe und Seewinkler Krautfleckerl.
Informationen zu Projekten und Unterschriftensammlung auf www.teilen.at
Spenden für die "Aktion Familienfasttag"
PSK-Konto 1.250.000
BLZ 60000
IBAN: AT86 6000 0000 0125 0000
BIC: OPSKATWW
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