Katharina Sperrer bei der eucharistischen Anbetung in der Eligiuskapelle des Stephansdomes.
Katharina Sperrer bei der eucharistischen Anbetung in der Eligiuskapelle des Stephansdomes.
Normalerweise verzichtet man in der Fastenzeit auf verschiedene Dinge. Doch beim Beten ist es genau umgekehrt. Menschen wie Katharina Sperrer versuchen gerade jetzt mehr zu beten, als sonst.
Die Fastenzeit ist eine besondere Zeit und ich versuche sie besonders intensiv zu leben“, sagt die 26-jährige Kindergartenpädagogin Katharina Sperrer zum SONNTAG. Die gebürtige Oberösterreicherin hat in Wien seit einigen Jahren Anschluss an die Gemeinschaft „Emmanuel“ gefunden und engagiert sich in St. Florian (Wien 5). Im Augenblick schaut sie, ob dies ihr Weg ist, den sie gehen soll. „Hier kann ich meinen Glauben konkret leben“, betont sie.
„Heuer steht für mich das Mehr-Beten im Mittelpunkt der Fastenzeit“, sagt Katharina. Schon bislang hat sie täglich zwischen 15 und 20 Minuten gebetet. Jetzt hat sie sich seit Aschermittwoch vorgenommen, täglich 30 bis 45 Minuten für das Gebet zu reservieren. Dabei hat sie keine fixen Gebetszeiten. „Ich versuche im Alltag kleine Gebetsinseln zu finden“, erzählt sie. Das Gebet begleitet sie dann den ganzen Tag. Immer wieder sind es auch sogenannte Stoßgebete. „Wichtig ist es, sich immer wieder eine konkrete Zeit vorzunehmen“, erzählt sie von ihrer Erfahrung: „Zeit, um bewusst zu beten“.
Welche Bedeutung das Gebet für sie hat? „Gebet ist für mich wie ein Gespräch mit einem Freund“, sagt Katharina: „Wie mit einem Freund, der mich total gut kennt und dem ich alles sagen kann.“ Vor kurzem sprach sie mit einem Freund, der ihr erzählte, dass er viel meditiert, um zur Ruhe zu kommen. „Gebet und Meditation sind aber verschieden“, sagt Sperrer: „In einem Gebet bin ich nicht nur mit mir beschäftigt wie bei einer Meditation, sondern ich habe im Gebet ein Gegenüber, eine zweite Realität.“
Auf die Frage, ob sie beim Gebet als Gespräch auch Antworten bekommt, sagt Sperrer: „Ja, klar! Aber nicht immer die, die ich gerade will.“ Vor kurzem habe sie gebetet und „fast gejammert“, dass sie im Augenblick so energielos und müde ist. „Da fühlte ich nach dem Gebet, dass mir der Heilige Geist Kraft gegeben hat“, sagt Katharina. Im Moment stützt sie sich „eher wenig“ auf vorformulierte Gebetstexte wie den Rosenkranz oder das Stundengebet der Kirche. „Aber den Rosenkranz bete ich öfters um gut einzuschlafen“, unterstreicht Sperrer.
Die Psalmen betet sie gerne beim sogenannten „Nachtgebet“ der Kirche, der „Komplet“. „Ich bin ansonsten eher eine Freundin des freien Gebets“, betont sie: „Wenn es in der Beziehung mit Gott, die ja auch ihre Höhen und Tiefen hat, nicht gerade rundläuft, dann greife ich gern auf die bewährten alten Gebetstexte zurück.“ Oder sie nimmt die Bibel zur Hand, um auf das Wort Gottes zu hören, das sie dann anspricht.
„Ich bete auch gerne für andere“, sagt Katharina. Das fürbittende Gebet ist ihr wichtig, weil sie glaubt, dass das Gebet Vieles verändern kann. „Und oft ist das Gebet das Einzige, was man in bestimmten Situationen und Augenblicken noch hat“, betont sie: „Wenn ich nicht mehr weiter kann oder wenn andere große Sorgen haben und ich in solchen Momenten nichts tun kann.“ Dann denkt und betet sie oft: „So, Gott, jetzt musst du was machen und handeln.“
Das Fürbitt-Gebet führt Katharina auch von sich selbst weg, von ihren Problemen, hin zu den großen Fragen: „Wenn beispielsweise alle Gedanken um mich selbst kreisen, dann ist es gut, wenn ich auch Andere und Anderes in den Blick nehme.“ „Es ist unsere Aufgabe als Christen, auch für die Menschen zu beten“, fasst sie zusammen.
Gebet ist für Katharina so etwas wie der Atem des Glaubens. Und für die menschliche Seele das, was die Nahrung für den Leib ist. „Der Atem ist ja etwas Alltägliches, Notwendiges, ja Unbewusstes“, sagt Katharina: „Wir können nicht leben ohne zu atmen.“ „Es ist der Heilige Geist, der unser Gebet erst fruchtbar macht“, sagt sie überzeugt.
An einem Tag fand sie rückblickend nicht genügend Zeit für das Gebet. „Es war so viel los, ich war so fertig“, sagt sie: „Ich dachte an diesem Tag zwar immer wieder an Gott, war mit ihm auch verbunden, ich hatte aber nicht die konkrete Zeit, um mich hinzusetzen und zu beten.“ Das Wort von Martin Luther – „Ich habe soviel Arbeit, dass ich nicht auskomme ohne täglich mindestens drei Stunden meiner besten Zeit dem Gebet zu widmen“ – kann Katharina „bestimmt unterstreichen. Dieses Programm zu leben „ist wohl eher schwierig“. „Bei viel Arbeit noch mehr zu beten, fällt nicht leicht“, sagt sie: „Aber ich verstehe dieses Wort total, weil dann das Gebet alles trägt.“
Weil sie gerade viel Spanisch lernen muss für einen baldigen einjährigen Aufenthalt als Voluntärin mit „Jugend Eine Welt“ in Kolumbien, stand sie in der letzten Zeit oft vor der Frage: Spanisch oder Gebet? Wenn sie sich für das Spanisch-Lernen entschied, haderte sie hernach. Vor kurzem war im Sonntagsevangelium eine Stelle aus dem Johannesevangelium zu hören: „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“ Sperrer: „Man ist dann besonders fruchtbar, wenn man im Gebet ist.“
Gerne ist Katharina auch in der Eligiuskapelle des Stephansdomes bei der eucharistischen Anbetung. „Das ist eine besonders tiefe Form des Gebetes“, sagt sie: „Anbetung hat mich schon immer angezogen, noch bevor ich ein eucharistisches Bewusstsein gehabt habe. Da konnte ich schon früher besonders gut beten.“ Auch jetzt, „wenn auch nicht wahnsinnig oft“, schätzt und liebt sie die Anbetung.
Katharina Sperrer.
Fastenzeit - 40tägige Vorbereitungszeit auf Ostern
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