"Der Zweifel gehört zum Leben. Zweifel macht den Menschen menschlich. Solange der Mensch zweifelt, macht er sich auf den Weg, sucht er weiter nach der Wahrheit und nach dem Leben", so Anselm Grün.
"Der Zweifel gehört zum Leben. Zweifel macht den Menschen menschlich. Solange der Mensch zweifelt, macht er sich auf den Weg, sucht er weiter nach der Wahrheit und nach dem Leben", so Anselm Grün.
„Zweifelnden recht raten“ ist ein Werk der Barmherzigkeit. Mit den Zweifelnden, selbst mit Verzweifelten kann ich hoffen – mit ihnen und für sie. - Anselm Grün im "SONNTAG":
„Einen Rat zu geben heißt, den andern in Berührung zu bringen mit dem inneren Vorrat an Weisheit, den er in seiner Seele hat, ihn seine innere Quelle spüren zu lassen, aus der er schöpfen kann.“
Der Zweifel gehört zum Leben. Zweifel macht den Menschen menschlich. Solange der Mensch zweifelt, macht er sich auf den Weg, sucht er weiter nach der Wahrheit und nach dem Leben. Die Menschlichkeit des Zweifels kommt in dem Gedicht von Erich Fried schön zum Ausdruck:
Zweifle nicht
An dem
Der dir sagt
Er hat keine Angst.
Aber hab Angst
Vor dem
Der dir sagt
Er kennt keinen Zweifel.
Wer meint, er würde keinen Zweifel kennen, erhebt sich über sein Menschsein. Solange wir leben, zweifeln wir. Aber es kommt darauf an, durch den Zweifel hindurch immer wieder zum Glauben zu gelangen.
Wir zweifeln oft, ob wir richtig liegen, ob wir den rechten Weg gehen. Wir zweifeln vor einer Entscheidung, was die richtige Entscheidung ist. Und Zweifel gehört wesentlich zum Glauben.
Manchmal klagen sich alte Leute im Beichtstuhl an, dass sie am Glauben gezweifelt haben. Doch der Glaubenszweifel zwingt uns, zu unterscheiden zwischen den Bildern, die wir uns von Gott gemacht haben, und dem wahren Gott, der letztlich immer der ganz andere und unbegreifliche Gott ist.
Der Glaubenszweifel bewahrt mich davor, mich in Sicherheit zu wiegen. Und er bewahrt mich davor, mich über andere zu stellen. Die Zweifel laden mich ein, solidarisch mit all den Ungläubigen zu werden. Denn meine Zweifel zeigen mir, dass auch in mir Unglauben ist. Wenn ich ihn umarme, verliert er seine destruktive Kraft.
Beim Beten und Meditieren kommen mir manchmal Zweifel hoch: „Ist das alles nur Einbildung? Machst du dir deine Theologie zurecht, damit du dich besser fühlst und besser mit deiner Angst vor dem Tod und mit deiner Einsamkeit zurechtkommst?“
Ich lasse dann diese Zweifel zu und sage mir: „Ja, es kann sein, dass alles Einbildung ist. Aber wenn alles nur Einbildung ist, dann können wir letztlich gar nichts erkennen. Dann ist alles absurd.“
Wenn ich die Zweifel zu Ende denke, dann steigt in mir eine tiefe innere Gewissheit auf: „Ich traue der Bibel, ich traue der hl. Teresa, dem hl. Augustinus, der hl. Edith Stein. Ich setze auf diese Karte.“ Dieser Zweifel gehört zu unserem Beten. Aber es gibt auch Menschen, die verzweifelt sind, die keine Hoffnung mehr haben, weil sie zu viele Schicksalsschläge erlebt haben.
Raten heißt nicht: einen Ratschlag geben. Schon im Wort Ratschlag steckt etwas Aggressives. Rat ist ursprünglich der Hausrat, das, was ich zum Leben brauche. Einen Rat zu geben heißt, letztlich den andern in Berührung zu bringen mit dem inneren Vorrat an Weisheit, den er in seiner Seele hat, ihn seine innere Quelle spüren zu lassen, aus der er schöpfen kann, wenn er in Zweifel gerät.
Wenn aber einer verzweifelt ist, können wir ihm keinen Rat geben. Ich kann nur seine Verzweiflung aushalten und trotzdem an der Hoffnung für ihn festhalten. Ich hoffe auf ihn und für ihn. Das kann ihm helfen, dass er mitten in seiner Verzweiflung einen Grund der Hoffnung findet, auf dem er wieder fest stehen kann.
Barmherziger und
guter Gott,
Du kennst meine Zweifel am Glauben.
Schenke mir immer wieder die Gewissheit,
dass Du da bist, dass Du mich
in Deinen guten Händen hältst.
Schenke mir dieses Vertrauen gerade dann, wenn mich
eine Krankheit oder der Tod eines lieben Menschen
aus der Bahn wirft.
Sei du mir dann der Fels,
auf dem ich fest stehen kann,
trotz aller Zweifel und Unsicherheit.
Lass Deinen Segen immer um mich sein
wie ein schützender und wärmender Mantel,
damit die Zweifel nicht ins Herz
dringen können.
Amen.
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Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien