Die Feierinhalte am „Sonntag der Palmen von der Passion des Herrn“.
Die Feierinhalte am „Sonntag der Palmen von der Passion des Herrn“.
Historisches und Liturgisches zur Feier des Palmsonntags.
Der besondere Feierinhalt des „Palmsonntags“ entwickelt sich in Jerusalem. Dort feiern die Pilger spezifische Gottesdienste „passend zu Zeit und Ort“: Am Sonntag vor Ostern ziehen sie nach dem sonntäglichen Gedächtnis der Auferstehung im Nacht- und Morgengebet sowie der Eucharistiefeier auf den Ölberg. Dort liest man die Stelle vom Einzug Jesu in Jerusalem und kehrt gegen Abend in die Stadt zurück, wobei der Bischof wie „der Herr“ begleitet wird und die „Kinder“ Palm- und Ölzweige tragen. Der Tag endet wie jeder Sonntag mit der Vesper in der Anastasis (Grabeskirche). Die den Tag prägende Palmprozession bleibt so in das am Sonntag übliche Gottesdienstprogramm eingebunden.
Keine Rolle spielen Einzug und Palmen in den ältesten römischen Quellen. Sie sehen für den Sonntag vor der Hohen Woche lediglich eine Eucharistiefeier vor, in deren Zentrum die Passion (die ganze Leidensgeschichte nach Matthäus) steht; dazu Ps 22(21) und Phil 2,5–11. Diese und weitere Texte und Gesänge – auch der Tagzeitenliturgie – erschließen Entäußerung, Leiden, Kreuzestod und Erhöhung des Gottessohnes.
Erst im Hochmittelalter verschmilzt das römische Passionsgedächtnis mit der gallisch-fränkischen Tradition, die das Jerusalemer Einzugsgedächtnis übernommen und dramatisierend inszeniert hat. Seit dieser Zeit stehen am „Sonntag der Palmen von der Passion des Herrn“ die Feierinhalte „Einzug“ und „Passion“ nebeneinander – gegen den historisch „richtigen“ Ablauf, der jedoch kein Kriterium christlicher Liturgie ist: Scheinbar unvermittelt und doch aufeinander bezogen fordern sie uns auf, an diesem (wie an jedem) Sonntag das ganze Pascha-Mysterium Christi zu begehen.