Was man zu Ostern am wenigsten erwartet sind wohl Krippendarstellungen. In den vergangenen Jahren wurden die "Fasten"- oder "Passionskrippen" aber wiederentdeckt.
Was man zu Ostern am wenigsten erwartet sind wohl Krippendarstellungen. In den vergangenen Jahren wurden die "Fasten"- oder "Passionskrippen" aber wiederentdeckt.
In der Barockzeit erfreuten sie sich großer Beliebtheit. Im Zug der Aufklärung und des Josephinismus beinahe verschwunden, erfreuen sie sich heute neuer Beliebtheit. In den Tagen vor Ostern sind die Fastenkrippen wieder an verschiedenen Orten der Erzdiözese Wien zu sehen.
Was Osterbrauchtum angeht, denkt man gewöhnlich an Ratschen, Osterkerzen, Osterlicht oder gar Osterfeuern im alpinen Raum, Ostereier dürfen auf keinen Fall fehlen. Was man zu Ostern am wenigsten erwartet sind wohl Krippendarstellungen. In den vergangenen Jahren wurden die "Fasten"- oder "Passionskrippen" wiederentdeckt. Die ursprünglich aus Südeuropa stammenden, figürlichen Darstellungen von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu hatten in unseren Breiten in der Barockzeit ihre Blütezeit.
Für den Hausgebrauch waren sie trotzdem selten bestimmt. Nur in den wenigsten Fällen hatten sie nämlich wohnungstaugliche Größen. Ihr Platz war und ist zunehmend wieder in Kirchen und Klöstern. Dort stehen sie oft schon aus praktischen Gründen allerdings nicht nur in der Fasten- und Osterzeit, sondern durchaus auch das ganze Jahr über, was ihnen auch den Namen "Jahreskrippe" einbrachte.
Ein schönes Beispiel für eine Fasten- oder Jahreskrippe findet sich etwa in der Kirche Maria Geburt (Waisenhauskirche) am Wiener Rennweg. In der Peterskirche in der Wiener Innenstadt sind bis Ostern einige Exemplare zu sehen, die der „Verein von Krippenfreunden Wien-Niederösterreich“ zur Verfügung gestellt hat. Auch das „1.niederösterreichische Krippenmuseum“ in Vösendorf zeigt am 27. Und 28. März Fastenkrippen aus der ganzen Welt.
Ursprung der Osterkrippen sind oft aufwendig gestaltete Darstellungen des Heiligen Grabes. Jerusalempilger wollten ihre spirituellen Erfahrungen in ihre Heimat mitbringen. Meist handelt es sich bei diesen Krippen um lebensgroße oder gar überlebensgroße Darstellungen des Leidens und Sterbens Christi. Gefördert wurde diese Tradition vor allem von den Franziskanern, aber auch von den Jesuiten, die die Reform der Kirche in der frühen Neuzeit vorangetrieben haben. Die figurative Darstellung dient der persönlichen meditativen Aneignung des Heilsgeschehens. Die Empfehlung, sich betrachtend „mit allen Sinnen“ in die Szenen des Lebens Jesu hinzuversetzen, ist ein Gebetsweg, den Ignatius von Loyola, Gründer des Jesuitenordens, nachdrücklich empfiehlt.
Im Gegensatz zur liturgischen Strenge und Nüchternheit, die die Fastenzeit umso mehr prägt, je näher Karwoche und Osterfest herankommen, ist die oft detailreiche Darstellung der Fastenkrippe Einladung zu betrachtendem Verweilen. Das Ziel ist die individuelle Betroffenheit und ein Impuls für den persönlichen Glauben.
Die Fastenkrippen als verkleinerte „Heilige Gräber“ orientierten sich an ihrem weihnachtlichen Pendant und teilten mit diesen das Los der Ächtung in der Zeit der Aufklärung und sogar des Verbots im Zuge der Reformen Kaiser Josephs II. Während allerdings die Weihnachtskrippe relativ früh wieder Einzug hielt und seither allen kulturelle Stürmen standhielt, wird die Passionskrippe erst in den letzten Jahren wiederentdeckt. In den Pfarren Atzgersdorf, Hasenleiten oder Mühlberg am Manhartsberg wurden mit viel Liebe zum Detail neue Passionskrippen geschaffen und inspirieren Jung und Alt.