03.05.2013

Du sollst den Tag des Herrn heiligen

Nach dem Alten Testament ist der Sabbat, der siebte Tag der Woche, aus den Tagen der Woche herausgehoben. Er ist ein Ruhetag und heilig für Gott. Ähnliches gilt in der Folge für den Sonntag.

Dieser Tag unterbricht die alltägliche Arbeit. Er unterbricht das zweckmäßige Tun des Menschen. Die Ruhe schenkt Freiheit von allen alltäglichen, vor allem den wirtschaftlichen Zwecken. Wie der Prolog zu den Zehn Geboten deutlich macht, ist der, der diese Freiheit schenkt, Jahwe, der Gott, der Israel aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Deshalb ist dieser Tag auch diesem befreienden Gott geheiligt. "Heiligen" heißt eigentlich "aussondern": Der siebte Tag ist ein besonderer Tag, ausgesondert für Gott. Indem der menschliche Alltag unterbrochen wird, entsteht Freiheit für das Wesentliche: Der Mensch wird sich abseits jeder Leistung seiner Menschenwürde und seiner Gottesbeziehung bewusst und darf sie feiern.

Ein Ruhetag für alle
Aber die Liste der Adressaten zeigt, dass von diesem Tag der Freiheit nicht nur die Befreiten profitieren, sondern "du" - damit war der freie Israelit und die freie Israelitin gemeint - , "dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat." Das Recht zur Ruhe am siebten Tag gilt auch und gerade den Unfreien: Auch die Sklaven und Sklavinnen mussten an diesem einen Tag der Woche nicht arbeiten (im Gegensatz zur römischen und griechischen antiken Gesellschaft, die solch einen Ruhetag nicht kannte), sogar das Vieh, das ja zur Feldarbeit gebraucht wurde, genießt dieses Vorrecht.

Warum der Sabbat?

In der Begründung des Sabbats unterscheiden sich die beiden Fassungen der Zehn Gebote in der Bibel. Das Buch Exodus (Ex 20) argumentiert theologisch und verweist auf die Schöpfung: Gott selbst hat nach den sechs Tagen des Schöpfungswerkes am siebten Tag geruht und diesen Tag für heilig erklärt. Wer den Sabbat hält, bekennt sich zu diesem Gott und seiner guten Schöpfung. DAs Buch Deuteronomium (Dtn 5) betont die mitmenschlich-soziale Komponente: Weil die Israeliten und Israelitinnen selbst in Ägypten Sklaven waren, sollen sie diesen Ruhetag auch denen zugestehen, die für sie arbeiten. In diesem emanzipatorischen und solidarischen Verhalten gegenüber den gesellschaftlich Benachteiligten handeln sie Gott selbst vergleichbar.

Ist der Sabbat heute noch aktuell?

Wer heute die Abschaffung des arbeitsfreien Sonntags aus wirtschaftlichen Interessen fordert, handelt gegen die Menschenwürde. Der gemeinsame und öffentliche Ruhetag ist ein Mahnmal der Menschlichkeit für die einzelnen und die Gesellschaft jenseits des wirtschaftlichen Nutzens, ja der Nützlichkeit der Menschen überhaupt. Im zweckfreien Nichts-tun-müssen und gemeinsamen Feiern kann erst die spirituelle Dimension als ein Wesentliches des Menschseins wahrnehmbar und in den Beziehungen untereinander und zu Gott lebendig werden. Wenn Menschen am Sonntag arbeiten, darf das nur eine Ausnahme bleiben. Der Sonntag ist so Zeichen des göttlichen Anspruchs an die Menschen, das sie stets erinnert, dass sie mehr sind als nützliche Arbeitskräfte und Konsumenten, dass sie nach dem Bild Gottes gemacht sind, auch wenn sie noch Kinder oder schon alt, wenn sie krank, behindert, arm oder arbeitslos sind.

erstellt von: Agnete Siquans

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"Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt." (Ex 20,9-11)

"Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat. Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten." (Dtn 5, 12-15)

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