Anbetung der Könige: Wie sie stammen auch wir nicht aus dem Hause Israel und sind angewiesen auf das 'Licht, das die Heiden erleuchtet' (Lk 2,32).
Anbetung der Könige: Wie sie stammen auch wir nicht aus dem Hause Israel und sind angewiesen auf das 'Licht, das die Heiden erleuchtet' (Lk 2,32).
Seit etwa dem 4. Jahrhundert feiert die weströmische Kirche am 25. Dezember die Geburt Jesu Christi. Sie gedenkt der Menschwerdung und Erlösung: Kreuz und Krippe verweisen aufeinander.
- Notizen zur Feier von Weihnachten und Epiphanie von Ingrid Fischer.
"Dein göttliches Wort wurde ein sterblicher Mensch, und wir sterbliche Menschen empfangen in Christus dein göttliches Leben." Mit diesen Worten beschreibt die dritte Präfation von Weihnachten den Inhalt des Weihnachtsfestes: Ein wundersamer, ja paradoxer Tausch findet statt, ein Tauschhandel (lat. commercium), bei dem die reich werden, die nicht zahlen können: "O admirabile commercium!"
Seit etwa dem 4. Jahrhundert feiert die weströmische Kirche am 25. Dezember die Geburt Jesu Christi. Dabei geht es weniger um die historischen Umstände als um die Heilsbedeutung des Geschehens: Grund zu feiern haben die, deren Erlösung und Erhöhung sich in der Entäußerung des "einzigen Sohnes" (vgl. Joh 1,18) ankündigt und vollzieht: "Erkenne, o Christ, deine Würde! Kehre nicht, nachdem du der göttlichen Natur teilhaftig geworden … zur alten Niedrigkeit zurück! Denke daran, welchen Hauptes, welchen Leibes Glied du bist! … Unterwirf dich nicht wieder der Knechtschaft Satans, denn der Preis für deine Freiheit ist das Blut Christi." So predigte Leo der Große († 461) in der Weihnachtsvigil. Das Mysterium der Menschwerdung – "Das Wort ist Fleisch geworden" (Joh 1,14) – ist also kein anderes als das in der Taufe geschenkte Mysterium der Erlösung: "Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden." (2 Kor 5,21). Ein wahrlich wunderbarer Tausch!
Im Jerusalem des 4. und 5. Jahrhunderts feierte man die Geburt Christi als seine "Epiphanie" (gr.: Erscheinung) in der Welt "passend zu Zeit und Ort": Am 5. Jänner nachmittags versammelten sich die Gläubigen zunächst zu einem Wortgottesdienst auf freiem Feld (Lk 2,8–20, Verehrung durch die Hirten); anschließend zog man in die Krypta der Geburtsbasilika und las dort das Evangelium von der Geburt Jesu (Mt 1,18–25). In der ausgedehnten nächtlichen Feier von 5. auf 6. Jänner wurden dann ähnliche Lesungen wie in der Ostervigil vorgetragen: Schöpfungsgeschichte, Rettung am Schilfmeer, drei Jünglinge im Feuerofen. Bei der Eucharistiefeier in der Grabeskirche (Anastasis) am 6. Jänner stand nochmals die matthäische Geburtserzählung im Mittelpunkt.
Unter dem Einfluss der römischen Liturgie, die am 25. Dezember das Kommen des Wortes Gottes "ins Fleisch" (Inkarnation) beging, wanderte im 6. Jahrhundert das Thema "Geburt" auch in der ostkirchlichen Liturgie auf diesen Tag, der bis dahin dem Gedächtnis der Patriarchen Jakob und David gewidmet war. Der 6. Jänner aber zog als Festinhalte jene drei Wunder (lat.: tria miracula) an sich, in denen Jesus vor der Welt als der endzeitliche und von Gott beglaubigte Heilsbringer offenbar wurde: Jesu Taufe im Jordan (Mk 1,9–11 parr), die Anbetung des Kindes durch die Sterndeuter (Mt 2,1–12) und Jesu erstes Zeichen bei die Hochzeit zu Kana (Joh 2,1–12).
In der römischen Liturgie setzte sich davon – außer im Stundengebet – nur das "Dreikönigsfest" durch: eine populäre theologiearme Variante der Anbetung der Magier, die leicht vergessen lässt, dass diese Weisen aus dem Osten unsere Vorfahren im Glauben sind: Wie sie stammen auch wir nicht aus dem Hause Israel und sind angewiesen auf das "Licht, das die Heiden erleuchtet" (Lk 2,32). Wie sie das Kind in der Krippe zu verehren, führt direkt in das Atem beraubende Geheimnis der Erlösung der ganzen Schöpfung: "Entäußert sich all seiner Gewalt, wird niedrig und gering und nimmt an eines Knechts Gestalt, der Schöpfer aller Ding." (vgl. Phil 2,6–8). Doch endet hier weder das Lied noch die Heilsgeschichte, denn erst im Leiden, Sterben und Auferstehen Christi hat sich erfüllt, was wir in der Weihnacht singen: "Heut’ schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis … ihm sei Lob, Ehr und Preis." (Gotteslob Nr. 247).
"Denn einen wunderbaren Tausch hast du vollzogen: dein göttliches Wort wurde ein sterblicher Mensch, und wir sterblichen Menschen empfangen in Christus dein göttliches Leben"
(Dritte Präfation von Weihnachten)
C M B ? Was schreiben die Sternsinger da an die Türe?
Die Autorin, Ingrid Fischer, ist Theologin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Theologischen Kurse. Der Artikel erschien zuvor in der Pfarrzeitung der Schottenpfarre.