Zum Verräuchern eignen sich heimische Kräuter ebenso wie Tannennadeln oder Zimt.
Zum Verräuchern eignen sich heimische Kräuter ebenso wie Tannennadeln oder Zimt.
Das Räuchern mit Weihrauch und Myrrhe ist eine Wohltat für Körper und Geist. Kräuterpädagogin Christine Weber gibt Tipps.
Die Raunächte sind wieder ins Interesse gerückt. Je nach Region beginnen sie am 21. Dezember (Thomasnacht) und dauern bis 2. Februar (Maria Lichtmess). Oder sie beginnen am 24. Dezember (Weihnachten) und dauern bis 6. Jänner (Dreikönig).
„Die wichtigsten Raunächte sind die Weihnachtsnacht, die Silvesternacht und die Nacht vor Dreikönig. Wenn man in diesen Nächten räuchert, hat man schon sehr viel getan“, erklärt Kräuter- und Räucherexpertin Christine Weber im Gespräch mit dem SONNTAG.
Das Verräuchern von Kräutern und Harzen begleitet die Menschheit seit Urzeiten und wird bereits in den Büchern Moses erwähnt. „Im Mittelalter wurde in Seuchezeiten intensiv geräuchert, vor allem mit Wachholder, dem eine stark desinfizierende Wirkung zugesprochen wird“, erklärt Christine Weber. Die ausgebildete Kräuterpädagogin gibt in Workshops ihr umfangreiches Wissen und die Anleitung zum Räuchern weiter.
Heute gibt es in den ländlichen Gebieten noch den Brauch, in den Raunächten Haus und Hof zu räuchern. „Die Menschen haben sich früher gefürchtet. Es war dunkel und kalt. Es gab kein elektrisches Licht. Die Leute waren durch schlechte Kost geschwächt und mussten schauen, wie sie über den Winter kamen“, erklärt Weber. In diesen schweren, finsteren Zeiten machten sich die Menschen die positive Wirkung des Räucherns zunutze. So ist das Verräuchern von Harzen (Weihrauch) und Kräutern (Johanniskraut, Lavendel, Königskerze...) stimmungsaufhellend und keimtötend. „Wenn man durch ein geräuchertes Haus geht, hat man ein Gefühl der Frische und des Wohlbefindens“, sagt die Kräuterpädagogin.
Räuchern hat also, richtig angewandt, eine positive Wirkung auf Körper und Psyche. Wichtig ist, sich die Absicht beim Räuchern bewusst zu machen: „Möchte ich um Segen bitten, möchte ich danken? Will ich Räuchern, um eine gute Stimmung zu erzeugen oder war ein unangenehmer Besuch da? Will ich die Familie um mich scharen, dann werde ich etwas verräuchern, das Wohlgerüche erzeugt wie Lavendel, Fichte, Tanne, Orangenschalen, Nelken und Zimt. Letztere hat schon Hildegard von Bingen empfohlen, ebenso Weihrauch und Myrrhe“, führt Christine Weber aus.
Weihrauch und Myrrhe brachten die drei Weisen aus dem Morgenland dem neu geborenen Messias in Betlehem dar: „Der Weihrauch ist das Ätherische, er schafft die Verbindung nach oben. Die Myrrhe ist erdend und schafft die Verbindung zu Mutter Erde. Beide zusammen sind eine wunderbare Kräutermischung“, erklärt Christine Weber. Weihrauch wirke schmerzlindernd und stimmungsaufhellend, Myrrhe entzündungshemmend, entgiftend und sogar krebshemmend.
Sich mit Naturstoffen wie Kräutern und Harzen zu beschäftigen, diese vielleicht sogar selbst zu sammeln und zu verarbeiten, tut uns gut. Christine Weber: „Das ist in uns angelegt. Das haben schon unsere Vorfahren gemacht. In unserer Zeit, in der alles so schnelllebig ist, ist es eine feine Art zur Ruhe zu kommen – beim Räuchern muss ich mich darauf einstellen, innerlich leer werden, mich entspannen, ins Hier und Jetzt kommen. Mit der Zeremonie des Räucherns gelingt das ganz wunderbar.“
Feuerfestes Gefäß oder Räucherpfanne (auch ein mit Sand gefüllter Tontopf ist geeignet), Räucherkohle, Weihrauch, Kräuter, Holzstäbchen zum Abschaben verkohlten Weihrauchs und verbrannter Kräuter. Eventuell die Utensilien auf einem Tablett zusammenstellen.
Die Räucherkohle an einer Ecke mit einem Streichholz anzünden, ca. eine Viertelstunde warten, bis die Kohle durchgeglüht ist. Erst, wenn die Kohle weiß ist, Weihrauch und Kräuter darauf streuen - das Räuchern beginnt. Wenn das Harz und die Kräuter nach einiger Zeit verkohlt sind, diese mit einem Holzstäbchen von der Kohle abschaben und neues Harz/Kräuter darauf geben – neuer Wohlgeruch breitet sich aus.
Nach dem Räuchervorgang kräftig lüften.
Gebete, Texte und liturgische Hinweise unter www.erzdioezese-wien.at/weihnachten