„Erwartungsvolle Stille breitete sich aus. Und dann begannen die beiden Freunde zu singen ,Stille Nacht, heilige Nacht ...’ Die wunderschöne Melodie erfüllte den Kirchenraum.
„Erwartungsvolle Stille breitete sich aus. Und dann begannen die beiden Freunde zu singen ,Stille Nacht, heilige Nacht ...’ Die wunderschöne Melodie erfüllte den Kirchenraum.
Vor 200 Jahren erklang zum ersten Mal das Lied „Stille Nacht. Heilige Nacht“ in der Pfarrkirche St. Nicola in Oberndorf. Die Tiroler Schriftstellerin Brigitte Weninger hat anlässlich dieses Jubiläums ein Kinderbuch verfasst, das die Entstehungsgeschichte des Liedes für Kinder (und für Erwachsene) wunderbar nacherzählt: Eine Geschichte von Armut, Freundschaft und einem Stille-Nacht-Wunder, das die Herzen berührt.
Erstmals erklang die berührende Melodie im wiegenden Siciliano-Rhythmus 1818 nach der Christmette in der Pfarrkirche St. Nicola im salzburgischen Oberndorf.
„Erwartungsvolle Stille breitete sich aus. Und dann begannen die beiden Freunde zu singen ,Stille Nacht, heilige Nacht ...’ Die wunderschöne Melodie erfüllte den Kirchenraum. Die Menschen hörten ergriffen zu“, schildert die Tiroler Autorin Brigitte Weninger das erste Erklingen des Stille-Nacht-Liedes im neuen und sehr schönen Kinderbuch „Stille Nacht. Ein Lied geht um die Welt“.
Dichter des schlichten schönen Liedtextes: Hilfspfarrer Joseph Mohr. Komponist der einzigartig beruhigenden Melodie: Aushilfsorganist Franz Xaver Gruber. Mohr sang die Tenorstimme und spielte zugleich die Gitarre, Gruber übernahm die Bassstimme.
Brigitte Weningers Buch, das sie gemeinsam mit der französischen Illustratorin Julie Wintz-Litty gestaltet hat, hält sich an die historischen Hintergründe, doch die Autorin hat zwei Kinder als Identifikationsfiguren für junge Leser in die Geschichte miteingebaut.
So begleiten die beiden Kinder Lukas und Lisa Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber bei der Entstehung des heute berühmtesten Weihnachtsliedes. „Lukas und Lisa stehen stellvertretend für alle Kinder, die schon Not und Entbehrung kennengelernt haben, die aber trotzdem hoffen und träumen und Erwachsene brauchen, die ihnen zur Seite stehen“, sagt Brigitte Weninger. Auch Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber hatten in ihrer Kindheit Mentoren gehabt, die sich für ihre Ausbildung einsetzten. Aufgrund dieser Erfahrung haben sich Mohr und Gruber in ihren jeweiligen Wirkungsbereichen für Kinder sozial engagiert, betont Weninger.
Textdichter Joseph Mohr (1792-1848) stammte aus ärmsten Verhältnissen und wuchs als uneheliches Kind einer Stickerin und eines Soldaten in Salzburg auf.
Gefördert vom Domchorvikar Johann Hiernle konnte der begabte Bub die Schule besuchen und studieren. Schon 1815 empfing Joseph Mohr die Priesterweihe, für die er als uneheliches Kind eine Dispens durch Papst Pius VII. benötigte. Bald darauf kam er als Koadjutor in die Heimatpfarre seines Vaters Mariapfarr und verfasste hier 1816 die Textzeilen des Liedes „Stille Nacht“.
Als Inspirationsquelle des Dichters gilt u. a. das um 1500 entstandene Hochaltarbild von Mariapfarr, das einen lockigen Jesusknaben auf dem Schoß Mariens zeigt.
Franz Xaver Gruber (1787-1863) stammte aus Unterweitzberg in Oberösterreich und sollte eigentlich das väterliche Leinenweberhandwerk erlernen. Hier erkannte der Schullehrer Peterlechner die Begabung des Kindes und überzeugte dessen Vater, den Sohn das Lehrerseminar in Ried im Innkreis besuchen zu lassen.
Ab 1816 half Gruber (seit 1807 Lehrer im salzburgischen Arnsdorf) als Organist im benachbarten Oberndorf aus. Gruber war ein fleißiger Komponist geistlicher Werke und schrieb u. a. auch gesellige Gesänge für private Sängerrunden.
In diesen traf er immer wieder auf seinen Freund Joseph Mohr, ab 1817 Hilfspriester in Oberndorf. Als Mohr einmal nach Salzburg musste, verfasste Gruber ihm ein vierstimmiges Abschiedslied, „daß Mohr so sehr rührte, daß er wie ein Kind weinte“, wie Gruber 1819 in einem Brief festhielt.
Text und Melodie des Liedes „Stille Nacht“ entstanden in einer Zeit großer Not. Die Napoleonischen Kriege waren gerade zu Ende und Europa hatte auf dem Wiener Kongress eine Neuordnung erfahren.
Oberndorf wurde von seinem Stadtzentrum Laufen getrennt, da die Salzach zur Staatsgrenze wurde. 1816 galt zudem als „Jahr ohne Sonne“ aufgrund eines Vulkanausbruchs in Indonesien. Die Folge waren Missernten und Hungersnot.
Den Moment nach der Erstaufführung des Liedes „Stille Nacht“ am Heiligen Abend 1818 in Oberndorf schildert Autorin Brigitte Weninger in ihrem Buch so: „An diesem Abend gingen die Menschen seltsam getröstet nach Hause. Manche hatten Tränen der Freude und Rührung in den Augen. Alle spürten, dass sie etwas ganz Besonderes erlebt hatten. Und ein kleiner Funke Hoffnung wärmte ihre Herzen“.
In der Tat scheint es, dass Mohr und Gruber, mit ihrem Lied einen Nerv der Zeit getroffen haben. Die tröstende und beruhigende Wirkung des Stille-Nacht-Liedes ist unbestritten.
Sie wird dem für alte Wiegenlieder typischen Siciliano-Rhythmus zugeschrieben, den eine liebliche, schmerzhaft-süße Melodik kennzeichnet. Der Liedtext, bestehend aus sechs Strophen, vermittelt das Geheimnis der Weihnachtsbotschaft und verheißt Trost und Frieden für die ganze Welt.
„Für mich ist das Lied ein kleines Christ-Nacht-Wunder, ein Wunder des Herzens, das man nicht erklären muss wie vieles, das in stillen heiligen Nächten passiert“, sagt Autorin Brigitte Weninger.
Heute, 200 Jahre nach seiner Entstehung, wird „Stille Nacht“ am Heiligen Abend auf der ganzen Welt in mehr als 300 Sprachen gesungen und es werden immer mehr. „Es ist wie ein Fluss aus Klängen und Worten, der stetig größer und mächtiger wird“, sagt die Buchautorin.
Brigitte Weninger und Julie Wintz-Litty
Stille Nacht Ein Lied geht um die Welt“
Nord Süd Verlag.
48 Seiten
ab 4 Jahren.
EUR 15,40
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