Unmittelbar vor "den drei österlichen Tagen" weiht bzw. segnet jeder Bischof die Heiligen Öle für die Spendung der Sakramente.
Heute Abend um 18.00 Uhr feiert Kardinal Christoph Schönborn zusammen mit den Priestern der Erzdiözese Wien die Chrisammesse. Diese Feier ist im Messbuch für den Gründonnerstagvormittag vorgesehen, unmittelbar bevor das österliche Triduum beginnt. In den meisten Diözesen wird sie aus praktischen Gründen vorverlegt, in unserer Diözese traditionell auf den Montag der Karwoche. Unter der Leitung des Bischofs und unter möglichst vollständiger Beteiligung aller Priester der Diözese findet die Ölweihe immer in den Bischofskirchen statt. Die Bedeutung des Bischofs als Haupt seiner Ortskirche wird in den eindrucksvollen Riten der Ölweihe deutlich. Innerhalb der Liturgie erneuern die anwesenden Priester auch ihre Weiheversprechen.
Das Öl wird im Hinblick auf die bevorstehende Osternacht geweiht, da es unverzichtbarer Bestandteil der christlichen Initiationssakramente (Taufe und Firmung) ist. Die Osternacht ist ja das eigentliche große Tauffest der Kirche.
Olivenöl gehört zusammen mit Wasser, Brot und Wein zu den Grundelementen der christlichen Sakramente. Diese Elemente sind als Lebens- und Heilmittel in der mediterranen Welt bekannt. In der Heiligen Schrift wird das Öl an verschiedenen Stellen erwähnt: als kosmetisches Mittel, das dem Gesicht des Menschen Glanz verleiht (Psalm 104), als Heilmittel, wie im Gleichnis vom barmherzigen Samariter, der die Wunden des Verletzten mit Wein und Öl salbt, und vor allem zur Salbung von Königen und Propheten, wie bei der Salbung Aarons durch Mose oder Davids durch Samuel.
Mit Katechumenenöl werden Taufbewerber gesalbt. So wie sich die antiken Kämpfer im Stadion salbten, um für den Gegner schwerer angreifbar zu sein, so soll der Taufbewerber durch die Salbung mit Öl gegen das Böse unangreifbar werden. Er wird dadurch bereit, das Wort Gottes aufzunehmen, wie es im liturgischen Text dazu heißt.
Mit Chrisam, dem vornehmsten der drei heiligen Öle, wird der Neugetaufte gesalbt, um ihn an der Sendung Christi als Priester, König und Prophet teilhaben zu lassen. Dasselbe Öl wird auch bei der Firmung benutzt, um die Stärkung und Vollmacht des Heiligen Geistes zuzusprechen. In der Priester- und Bischofsweihe sowie in der Altarweihe wird die innige Verbundenheit mit dem einen Priester, Jesus Christus, zum Ausdruck gebracht, in dessen Namen und an dessen Stelle die Bischöfe und Priester handeln, wofür der Altar als Symbol dient.
Das Öl der Kranken ist bezeichnet Christus, der sich der Kranken erbarmt, sie aufrichtet, tröstet und heilt. Es erinnert an einen der ersten Aufträge Christi an die Apostel: 'Heilt die Kranken!' Auch der Jakobusbrief fordert ausdrücklich dazu auf, für die Kranken zu beten und sie mit Öl zu salben.
Die Grundsubstanz der heiligen Öle ist in der Regel reines Olivenöl; dem Chrisamöl wird wohlriechender Balsam oder Rosenöl beigemischt, um den 'Wohlgeruch Christi' auszudrücken, den die Christen durch ihre Taufe verbreiten sollen, wie Paulus an die Korinther schreibt; dem Katechumenenöl kann Grapefruitöl beigemischt werden und dem Krankenöl frisches Zirbelkieferöl.
Die christlichen Ostkirchen weihen ihre heiligen Öle ebenfalls in den Tagen vor Ostern, aber nicht jedes Jahr, sondern nur bei Bedarf; nur die assyrische Kirche (im heutigen Irak) verwendet ein Öl, das sie auf Jesus und die Apostel persönlich zurückführt und dem regelmäßig frisches Öl beigemischt wird.