Baumbestattung: Die Asche wird dabei in einer verrottbaren Urne bei den Wurzeln von Bäumen begraben, die dann als Erinnerungsort dienen.
Baumbestattung: Die Asche wird dabei in einer verrottbaren Urne bei den Wurzeln von Bäumen begraben, die dann als Erinnerungsort dienen.
Alles neu am österreichischen Bestattungsmarkt? Pastoraltheologin Teresa Schweighofer über Särge, Baumwurzeln, Diamanten und den Respekt vor Altem und Neuem.
DER SONNTAG: Welche Bestattungsformen sind heute in Österreich möglich?
Teresa Schweighofer: In Österreich gibt es zwei grundsätzliche Bestattungsarten: Die Erdbestattung in einem Sarg oder die Feuerbestattung (Einäscherung). Erdbestattungen sind nur auf Friedhöfen oder mit Genehmigung in einer Privatgruft möglich. Etwas mehr Gestaltungsmöglichkeiten gibt es nach einer Einäscherung: Bei sogenannten Baumbestattungen wird die Asche in einer verrottbaren Urne bei den Wurzeln von Bäumen begraben, die dann als Erinnerungsort dienen. An manchen Stellen der Donau ist es auch möglich, die Asche in einer Spezialurne im Wasser beizusetzen. Die vielleicht ungewöhnlichste Variante stellt die Diamantenbestattung dar: Dabei wird die Asche des oder der Verstorbenen zu einem oder mehreren Diamanten gepresst. Da die Bestattungsgesetzgebung Landessache ist, gibt es zwischen den einzelnen Bundeländern gerade bei den alternativen Formen große Unterschiede.
Warum hat sich diese neue Form der Bestattungskultur entwickelt? Reichen die "guten, alten Friedhöfe" nicht mehr aus?
Teresa Schweighofer: Ich glaube, dass sich in der Bestattungskultur auch immer etwas von der aktuellen Lebenskultur und den Wertvorstellungen der Menschen spiegelt. So ist es nur konsequent, dass sich in einer sich transformierenden Gesellschaft auch die Bestattungsformen ändern. So kann der Individualität der Person Rechnung getragen werden. Auch bringen neue Formen von Religiosität neue Vorstellungen von dem, was nach dem Tod kommt, mit sich, wofür wiederum neue Ausdrucksformen gesucht werden. Zum Beispiel ist eine Naturbestattung bei Personen gefragt, die sich mit der Natur besonders verbunden fühlten und nach dem Tod wieder vollkommen in der Natur aufgehen möchten.
Aber auch pragmatische Überlegungen führen zu Veränderungen: Wenn die Angehörigen weit weg wohnen oder häufig umziehen (müssen) – angesichts der steigenden Mobilität unserer Gesellschaft ist das keine Seltenheit mehr – bleibt die Frage, wer die Grabstelle pflegen soll. Die Verstorbenen in Form eines Diamanten immer bei sich zu haben oder eine Grabstätte zu wählen, die keine oder nur sehr wenig Pflege braucht, sind für manche Betroffene sicher interessante Alternativen. In solchen Fällen können auch virtuelle Gedenkstätten eine Hilfe darstellen. (Diese kann dann z.B. mittels QR-Code auch direkt vom Grabstein weg angewählt werden.)
Menschen in ihrer Trauer zu begleiten wird oft als eine der Kernkompetenzen der katholischen Kirche gesehen. Muss sich – bzw. wie muss sich – diese Begleitung ändern, wenn sich die Bestattungskultur ändert?
Teresa Schweighofer: Ich bin überzeugt davon, dass die Angebote zur Trauerbegleitung um neue Formen erweitert werden müssen. Dabei braucht es ein offenes Ohr und ein waches Auge für die Anliegen und die unterschiedlichen Lebensstile der Trauernden wie der Verstorbenen. Diesen müssen wir mit Respekt begegnen, auch wenn sie auf den ersten Blick vielleicht als unvereinbar mit christlichen Traditionen scheinen.
Verändern werden sich Trauerbegleitung und Trauerrituale vor allem auch deshalb, weil sich die Menschen und ihre Lebensumstände verändern. Und Kirche ist dazu verpflichtet, sich mit den Menschen von heute, mit all ihren Sorgen, Ängsten, aber auch Freuden zu solidarisieren.
Schwerpunkt Begräbnis und Bestattung auf erzdioezese-wien.at
Nicht alleine in der Trauer sein
Informationen und Angebote der Kirche, die Betroffenen durch diese schwere Zeit helfen.