Ein gesuchter Beichtvater und regelmäßiger Pönitent: Kapuzinerbruder Albert Michelitsch.
Ein gesuchter Beichtvater und regelmäßiger Pönitent: Kapuzinerbruder Albert Michelitsch.
"Nach der Beichte erlebe ich aber jedes Mal, dass eine Last von mir abgefallen ist – und das ist jedes Mal befreiend. Diese Erfahrung und die Freude, neu anfangen zu dürfen, helfen mir auch, die Beichte nicht länger hinauszuschieben." Br. Albert
„Ich bemühe mich, dass ich selbst etwa alle zwei Monate zur Beichte komme“, erzählt der Kapuziner Br. Albert Michelitsch, Beichtvater in der Wiener Kapuzinerkirche, im Gespräch mit dem „Sonntag“. 1944 geboren, trat er 1964 bei den Kapuzinern als Novize ein und wurde 1970 zum Priester geweiht. Br. Albert war seit 1989 in Wien lange Jahre Hausoberer und Kirchenrektor. In dieser Zeit war er einen Halbtag pro Woche im Beichtstuhl, seit zwei Jahren ist er zwei Mal in der Woche je einen Halbtag im Beichtstuhl.
„So wie ich die Beichtlandschaft hier kenne, geht man einmal im Monat oder alle zwei Monate zur Beichte“, sagt Br. Albert. „Papst Franziskus, der nach eigener Aussage alle 15 Tage zur Beichte geht, sagte auf die Frage, wie er sich verstehe und sich selbst sehe: ‚Als Sünder‘“, erzählt Br. Albert: „Aber er hat dann hinzugefügt – und das ist das Wichtige und das will auch ich als Beichtvater bei jeder Beichte vermitteln: ‚als ein von Gott geliebter Sünder‘.“
Br. Albert: „Auch wenn ich als Sünder, als Sünderin Dinge getan habe, die mit dem Herrn nicht zusammengehen, so weiß ich doch, dass ich von Ihm geliebt bin. Das hilft mir, einen Neuanfang zu setzen.“ Ob einem Beichtvater wie Br. Albert das Beichten schwer oder leicht fällt? „Eine gewisse Schwierigkeit ist jedes Mal zu überwinden. Ich muss mir einen Ruck geben“, sagt er: „Nach der Beichte erlebe ich aber jedes Mal, dass eine Last von mir abgefallen ist – und das ist jedes Mal befreiend. Diese Erfahrung und die Freude, neu anfangen zu dürfen, helfen mir auch, die Beichte nicht länger hinauszuschieben.“
Warum viele heutzutage vor der Einzelbeichte zurückscheuen? „Ich glaube, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der man die Schuld möglichst wegdiskutiert“, sagt Br. Albert: „Dies bedeutet für viele eine große Überwindung, zur Beichte zu gehen und die Schuld offen vor Gott hinzulegen.“
Ganz bestimmt komme es „auf ein offenes und ehrliches Bekenntnis“ an. „Aber noch wichtiger ist das Vertrauen auf den Herrn, dass mir alle Schuld wirklich vergeben wird und dass ich wirklich vollkommen neu anfangen kann“, unterstreicht der Kapuziner: „Und dass ich sicher sein darf, dass mir Gottes Liebe weiterhin uneingeschränkt gehört und er mir als helfender Gott zur Seite steht. Dieser Glaube an den vergebenden und helfenden Gott ist das Fundament für das Bekenntnis.“
Br. Albert: „Dort, wo Dinge gutgemacht werden können, dort sollen sie auch gutgemacht werden. Aber es gibt Dinge, wo dies einfach nicht geht. Da führt nur das Vertrauen auf Gottes Güte zum Frieden des Herzens.“
Von dem großen Redemptoristen und Beicht-Theologen Alphons von Liguori heißt es, er habe keinen ohne Lossprechung aus dem Beichtstuhl geschickt. Wie hält es Br. Albert damit? „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich irgendjemandem die Lossprechung verweigert hätte“, sagt er.
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