Gelungene Erstkommunionvorbereitung durch die Familien-Katechese: Eltern und Kinder begleiten sich gegenseitig.
Gelungene Erstkommunionvorbereitung durch die Familien-Katechese: Eltern und Kinder begleiten sich gegenseitig.
Interview mit dem Tübinger Religionspädagogen Albert Biesinger zum Thema Erstkommunion.
Welche Chancen verbinden Sie mit einer guten Kommunionvorbereitung?
Albert Biesinger: Eltern und Kinder sind in diesen Wochen und Monaten auf dem Weg zur Erstkommunion in besonderer Weise offen für die Gotteskommunikation.
Manche Eltern knüpfen wieder neu an, auch wenn sie jahrelang nie mehr Kontakt mit der Kirche hatten. Oft sind die Kinder die „Engel“ am Wege ihrer Eltern.
Kommunionvorbereitung ist wie „für einander Engel sein“. Eltern und Kinder begleiten sich gegenseitig hinein in diese intensive Begegnung mit dem Heiland der Welt in den Abendmahlsaal.
Ich bin aufgrund von Forschungsergebnissen, aber auch von ganz persönlichen Erfahrungen in der „Graswurzel-Katechese“ von Gemeinden überzeugt, dass die Kommunionkatechese, als Familienkatechese gestaltet, nachweislich erstaunliche Veränderungen im Blick auf die Religiositätsentwicklung von Eltern und Kindern bringt und Vertrauen zur Kirche aufbaut.
Was tun, wenn die Kinderfragen in Glaubensthemen die Eltern überfordern und sprachlos machen ...?
Albert Biesinger: Kinder bringen manchmal ganz überraschende Fragen, auf die es gar nicht so schnell eine Antwort geben muss.
Wichtig ist für die Kinder viel mehr, dass sie mit ihren Eltern eine Gesprächssituation bekommen und merken: Die Mama und der Papa interessieren sich für meine Fragen. Manchmal wollen sie auch gar keine Antworten, wenn ich sie anleite: „Was denkst denn du selbst darüber“?
Oft ist es aber auch so, dass die Kinderfragen bei den Eltern etwas auslösen, sie selber wieder näher zu Gott finden und sich selber auch reflexiv Gedanken machen über ihren eigenen Glauben. Perfekt muss es nicht sein. Wir bleiben immer auf der Pilgerschaft – gerade auch in der Familie.
Wie kann Gott dann in der Familie zur Sprache gebracht werden?
Albert Biesinger: Seit Jahren motiviere ich bei meinen vielen Vorträgen und Diskussionen mit jungen Eltern: Am Morgen – wenn ihr Kind aus dem Haus geht – segnen Sie ihr Kind: „Gott beschütze dich“.
Kinder gehen anders aus dem Haus in den Kindergarten oder in die Schule, wenn sie mit diesem Elternsegen in ihren Tag verabschiedet sind.
Und (nach-)mittags ein Tischgebet?
Albert Biesinger: Einmal am Tag vor dem Essen kurz innehalten. Dies tut Eltern und Kindern gut. Heraus aus der Hektik und nicht einfach in das Essen hinein stolpern. „Lieber Gott wir danken dir, dass wir überhaupt etwas zu essen haben. Denke Du auch an die Kinder, die heute immer noch hungern müssen und traurig sind. Amen.“ Dann drücken wir uns die Hände und beginnen zu essen.
Was tun am Abend?
Albert Biesinger: Am Abend vor dem Einschlafen mit Kindern noch einmal den Tag durchgehen. „Was war heute schön, was war nicht so schön? Was wollen wir morgen anders machen?“ Wir vertrauen gemeinsam in einem kurzen Gebet den Tag Gott an.
Äußerst erfolgreich ist Ihr „Familienbuch" ...
Albert Biesinger: Gerade auf dem Weg zur Erstkommunion ist diese abendliche Situation besonders wichtig. Man kann mit dem Kind thematische Bausteine lesen. Wir haben dazu extra dieses alltagstaugliche „Familienbuch“ entwickelt, das bereits über 220.000 Mal in Familien angekommen ist. Man sieht daran, dass die Familien danach greifen und es für hilfreich halten.
Das Buch heißt: „Gott mit neuen Augen sehen. Familienbuch“ (Kösel-Verlag). Mit diesem Familienbuch werde ich beim „Familiennachmittag“ mit den Eltern einen alltagstauglichen und stressfreien Weg kommunizieren, wie sie in der Familie ihr Kind auf dem Weg zur Erstkommunion begleiten können.
Damit werden Eltern sicherer, wenn sie mit ihren Kindern auch über die „Goldstücke“ unseres Glaubens sprechen.
Warum ist die Freundschaft mit Jesus nicht nur für Kinder wichtig?
Albert Biesinger: Kinder sind Gottesberührung. Ein Mann und eine Frau werden durch ihr erstes Kind zu Vater und Mutter. Von daher gesehen ist es auch für Eltern spirituell eine ganz besondere Bereicherung, ja geradezu eine „heilige Zeit“, wenn ihr Kind in die Berührungen mit dem Leib Christi kommt.
Jesus Christus lädt schließlich nicht nur die Kinder in den Abendmahlsaal ein, sondern eben auch ihre Eltern. Erheblich mehr Eltern knüpfen auf dem Weg zur Erstkommunion wieder an ihre eigenen frühen Erfahrungen mit Gott an und reflektieren als Erwachsene in den mittleren Jahren ihren Glauben noch einmal neu.
Wenn man Erstkommunion als Familienkatechese strukturiert, werden zwei Generationen mit der Gotteskommunikation befasst. Dieser Weg kommt aus der „Graswurzel-Katechese“ in den riesigen Seelsorgeeinheiten Lateinamerikas. Im Kontext der Familien-Synode passt es geradezu wunderbar, Familienkatechese (endlich) ernster zu nehmen.
Dr. Albert Biesinger
Em. Univ.-Prof. für Religionspädagogik, Kerygmatik und kirchliche Erwachsenenbildung,
Eberhard Karls Universität Tübingen Katholisch-Theologische Fakultät
albert.biesinger@uni-tuebingen.de
Buchtipp:
Gott mit neuen Augen sehen. Wege zur Erstkommunion
(Völlig überarbeitete Neuausgabe 2012) - Familienbuch
+ CD mit 13 Liedern und Playbackversion
2012, Kösel
Auflage: Überarb. Neuausg.
Illustriert von Mascha Greune; Beiträge von Norbert M. Becker; Frank Barrois
Fester Einband
192 Seiten
ISBN: 978-3-466-36915-7
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