Kinderbibeln gibt es wie Sand am Meer. Es lohnt sich, sich in einem Buchgeschäft Zeit zu nehmen, um ein gutes, passendes Exemplar zu finden.
Kinderbibeln gibt es wie Sand am Meer. Es lohnt sich, sich in einem Buchgeschäft Zeit zu nehmen, um ein gutes, passendes Exemplar zu finden.
Zwischen Ostern und Pfingsten finden die meisten Erstkommunionfeiern statt. Ein beliebtes Erstkommunionsgeschenk für Kinder ist die Bibel. Doch wie finde ich eine wirklich gute Kinderbibel? Und was macht eine gute Kinderbibel eigentlich aus? Eine Orientierungshilfe:
Die erste Kinderbibel, die mein Sohn bekommen hat, steht immer noch in seinem Bücherregal – mittendrin zwischen Ronja Räubertochter, Harry Potter und den griechischen Sagen.
Es ist ein Buch mit einem weiß-goldenen Einband und einem sandfarbenen Band, mit dem man das Buch zubinden kann. Auf dem Cover findet sich eine Darstellung einer Szene aus der Geschichte der Arche Noah.
Ich kann mich noch erinnern, dass ich damals diese Kinderbibel gekauft habe, weil mich die Bilder angesprochen haben. Unzählige Male habe ich meinem Sohn daraus vorgelesen, oder habe die Illustrationen bei der Erstkommunionsvorbereitung verwendet. Und mein Sohn nimmt die Kinderbibel heute immer noch und immer wieder gerne aus dem Regal und schmökert darin.
Oft habe ich mich schon gefragt, ob ich damals eine „gute Kinderbibel“ erwischt habe? Leicht fiel mir die Wahl nämlich nicht.
„Ich denke, dass man sich, wenn man eine Kinderbibel kaufen möchte, zunächst einmal einige Fragen stellen muss“, sagt Elisabeth Birnbaum. Seit 1. September 2017 ist sie Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerkes mit dem erklärten Ziel, Lust auf die Bibel zu machen, Neugier auf das „Buch der Bücher“ zu wecken.
Zu diesen Fragen, die man sich vor dem Kauf einer Kinderbibel stellen sollte, gehören etwa Fragen wie:
„Wenn ich diese Fragen für mich beantwortet habe, schränkt das die Suche schon ein wenig ein und ich kann weiter in die Tiefe gehen“, meint Elisabeth Birnbaum.
„Weiter in die Tiefe“ – das bedeute dann zunächst einmal die Textauswahl näher anzuschauen. „Eine gute Kinderbibel hat eine ausgewogene Mischung aus Texten des Alten und des Neuen Testaments“, sagt Elisabeth Birnbaum: „Mir erscheint außerdem eine Vielfalt an Textsorten sinnvoll – Erzähltexte, Psalmen, Briefe – von allem etwas. Natürlich kindgerecht aufbereitet.“
Aber warum ist das so wichtig? „Eine Kinderbibel ist genau genommen keine Bibel, sie ist ein Buch, das zur echten Bibel hinführen sollte, das neugierig machen soll auf mehr.
Deshalb sollte in einer guten Kinderbibel auch all das drinnen sein, was die Bibel zu bieten hat“, sagt Elisabeth Birnbaum: „Nur dann kann sie einen Eindruck geben, was die echte Bibel ausmacht, denn auch sie besteht ja aus dem Alten und dem Neuen Testament und aus einer Vielfalt an Textsorten.
Die Bibel ist ja kein frommes Märchenbuch, in dem sich einfach ein Erzähltext an den anderen reiht.“
Ein Kriterium, ob es sich um eine gute Kinderbibel handelt, sei außerdem, in welcher Sprache die Kinderbibel die biblischen Texte erzählt. „Nehmen Sie sich die Zeit und lesen Sie im Buchgeschäft einmal in die vor Ihnen liegenden Kinderbibeln hinein“, sagt Elisabeth Birnbaum.
Bedient sich die Kinderbibel einer belehrenden Sprache, erzählt sie von oben herab oder „auf Augenhöhe“, liefert sie Antworten oder lässt sie Raum zum Weiterdenken?
„Eine gute Kinderbibel sollte keine vorgefertigten, keine vorschnellen Antworten liefern, sondern vielmehr zum Nachdenken anregen, zu einer Suche nach einer tieferen Botschaft, einer Suche nach Gott.“
Die Illustrationen sind gerade bei einer Kinderbibel ein großes Thema. „Das ist natürlich auch Geschmacksache“, sagt Elisabeth Birnbaum: „Ich zum Beispiel mag Kinderbibeln, die ohne diese stereotypen Darstellungen, ohne diese Darstellungen des Jesus mit langem Haar, Vollbart und weißem Gewand auskommen.
Wenn ich eine Bibel für ein älteres Kind kaufen möchte, finde ich es auch immer sehr hilfreich, wenn die Illustrationen nicht nur die Handlung der Texte wiedergeben, sondern Raum zum Weiterdenken, Raum für Interpretation lassen. Wenn es etwa Bilder aus der Kunst sind.“
Nicht zuletzt lohne es sich, eine Kinderbibel auch daraufhin anzuschauen, welches Jesus- und Gottesbild sie transportiert. Ist es etwa das des „Kuschel-Jesus“, der immer nur lieb, nett und furchtlos ist, oder strapaziert die Kinderbibel das Bild des „lieben Gottes“ zu sehr?
„Eine gute Kinderbibel verschweigt auch die schwierigen Themen nicht“, so Elisabeth Birnbaum: „Da ist Jesus nicht nur lieb und furchtlos – da hat er auch Angst, da wird er auch mal zornig. Da ist Gott gut, aber nicht lieb in dieser verkitschten Form. Da kommen nicht nur die Geschichten von Jona und dem Fisch oder von David und Goliat vor, da wird auch mal über Ijob gesprochen.“
Natürlich sei gerade das auch immer eine Gratwanderung, denn viele der zentralen Texte der Bibel seien eben nicht gerade „die süßen, nettesten Kindergeschichten.
Aber es lohnt sich, das nicht auszusparen – das Leben der Kinder ist ja auch nicht immer nur schön und lieb und nett. Und die Bibel ist ein Lebensbuch“.
zur Person
Elisabeth Birnbaum. Seit 1. September 2017 ist sie Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerkes
Rainer Oberthür:
2004, Verlag Kösel, 10. Auflage,
336 Seiten
ISBN: 978-3466366682
Das sagt Elisabeth Birnbaum: „Rainer Oberthür erzählt gut und erschließt die Bibel in ansprechender Art und Weise. Sie ist mit Bildern aus der Kunst illustriert, die von Rita Burrichter, einer deutschen Theologin, gedeutet werden.“
Albert Biesinger
2018, Patmos Verlag,
3. Auflage, 122 Seiten
ISBN: 978-3843605656
Das sagt Elisabeth Birnbaum: „Dieses Buch hat einen sehr schönen Zugang zum Thema Bibel. Kinder lernen hier die Bibel als Lebenshilfe kennen. Die Erstkommunionsbibel lässt viel Raum zum Nach- und Weiterdenken.“
1995, Ravensburger Buchverlag,
21. Auflage, 160 Seiten
ISBN: 978-3473339259
Das sagt Elisabeth Birnbaum: „Mir gefallen bei dieser Kinderbibel besonders die Auswahl der Texte und die nicht zu kleinteiligen Illustrationen.“
Werner Laubi:
Illustrationen von Annegret Fuchshuber. 2010,
Verlag Ernst Kaufmann,
11. Auflage, 276 Seiten
ISBN: 978-3780624093
Das sagt Elisabeth Birnbaum: „Werner Laubi bleibt mit seiner Kinderbibel nahe am Originaltext. Das lohnt sich. Besonders ansprechend sind hier auch die Illustrationen von Annegret Fuchshuber.“
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