Was wir definitiv machen können ist, in den Sakramenten eine gute Grundlage – ein gutes Fundament – für eine gute Gottesbeziehung zu legen.
Was wir definitiv machen können ist, in den Sakramenten eine gute Grundlage – ein gutes Fundament – für eine gute Gottesbeziehung zu legen.
Simon Schmidbaur leitet die Dienststelle „Junge Kirche“ in unserer Erzdiözese. Er wird mit seinem Team den Prozess leiten und neue Visionen für Firmung, Erstkommunion und Beichte erarbeiten.
Warum wird die Praxis von Erstkommunion, Firmung und Beichte hinterfragt?
Simon Schmidbaur: Wir sehen, dass bei Firmung, Erstkommunion und Beichte überall in unseren Pfarren sehr viel Aufwand betrieben wird und viel Herzblut von Haupt- und Ehrenamtlichen hineingesteckt wird. Aber wir spüren auch, dass das Gefühl da ist, dass es nicht richtig wirkt.
Wie konkret?
Die klassische Szene, die immer wieder beschrieben wird: Es findet an einem Sonntag die Firmung oder Erstkommunion statt. Die Kirche ist voll und es sind viele Familien da – wunderbare Feste.
Und dann kommt man am Sonntag drauf in dieselbe Kirche und es ist nur noch eine kleine Anzahl der Jugendlichen und Familien da – im besten Falle. Genau das löst bei sehr vielen ein Gefühl der Hilflosigkeit aus, weil sie sehen, dass es offensichtlich nicht gelungen ist, eine langfristige Bindung herzustellen.
Was ist geplant?
Wir haben aus unseren Pfarren sehr viele Rückmeldungen bekommen und es ist der breite Wunsch da, dass ein Denkprozess in Gang gesetzt wird, der Erstkommunion, Firmung und Beichte neu denkt.
Die Diözesanleitung hat uns den Auftrag gegeben, das Thema gut zu reflektieren und gemeinsam mit unseren Pfarren zu schauen, wie der Weg bei den Sakramenten in Zukunft sein wird. Deswegen starten wir ab sofort in der Erzdiözese Wien einen Prozess mit dem Ziel, Kindern und Jugendlichen eine bessere Basis für eine Gottesbeziehung zu ermöglichen.
Wie sieht diese Gottesbeziehung aus?
Kennenzulernen, dass Gott eine Rolle im Leben spielt. Und zwar nicht wie eine Macht, die uns wie ein hilfloses Schiffchen hin- und her wirft. Sondern als Gegenüber, mit dem man sprechen kann, der uns wie ein guter Freund zur Seite steht.
Kann man das bei einer Erstkommunionvorbereitung oder Firmung überhaupt vermitteln?
Was wir definitiv machen können ist, in den Sakramenten eine gute Grundlage – ein gutes Fundament – dafür zu legen. Wir wollen uns die Frage stellen, was in die Vorbereitung reingehört.
Wir wollen uns überlegen, wie wir Tischmütter und andere Engagierte besser unterstützen können, damit sie fähig sind, diese Gottesbeziehung zu vermitteln.
Gleichzeitig schauen wir uns an, wie man die Sakramente besser in andere Angebote von Pfarren und Gemeinden einbetten kann, damit eine bessere und langfristige Bindung möglich ist.
Wie soll dieser Prozess ablaufen?
Vernetzt! Uns ist es zentral wichtig, dass wir die Pfarren einbinden.
Wir schreiben in den kommenden Wochen alle Pfarren in unserer Erzdiözese an und laden sie dazu ein, an einer digitalen Umfrage teilzunehmen.
Darüber hinaus haben alle, die in unseren Pfarren in der Sakramenten-Vorbereitung engagiert sind, die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Perspektiven laufend miteinzubringen.
Das Ganze wird ein Prozess, bei dem jeder mitmachen kann und soll. Denn es geht darum, die Sakramente in unserer Diözese fruchtbar zu machen.
Lisa Huber ist Fachreferentin für Erstkommunion & Versöhnung der Jungen Kirche. Im Projektteam wird sie den Denkprozess aktiv mitgestalten und mittragen.
Was ist Ihre Aufgabe?
Lisa Huber: Mein Job ist es hinzuschauen, was in der Diözese gebraucht wird und Multiplikatoren bestmöglich zu unterstützen.
Also alle, die in den Pfarren Erstkommunion und Beichte vorbereiten und gestalten. Uns ist es wichtig, diese Erfahrungen von den Menschen in den Pfarren wahrzunehmen und zu sammeln. Denn sie sind Experten für die Praxis.
Ich bin überzeugt davon, dass wir zeitgemäße Antworten auf die Herausforderungen, die sich stellen, finden werden. Gerade Erstkommunion, Firmung und das Sakrament der Versöhnung haben ein großes Potential für Wachstum in unserer Kirche.
Warum diese Kombination aus Erstkommunion, Firmung und Beichte?
Weil diese drei Sakramente das Christsein ausmachen. Sie sind prägend für das gesamte Leben als Christ.
Die erste Beichte findet meistens schon in Vorbereitung auf die Erstkommunion statt. Und da wissen wir aus Erfahrung, dass, wenn Kinder hier schlechte Erfahrungen machen, sie dann teilweise das ganze restliche Leben lang nicht mehr zur Beichte gehen.
Wenn sie hingegen erfahren, was das Sakrament der Versöhnung für ein wunderbares Geschenk ist, dann ist das etwas, was sie das ganze Leben lang über positiv begleiten kann. Deswegen ist es uns wichtig, auch dieses Sakrament besonders in den Blick zu nehmen.
Als Fachreferentin sind Sie ja auch für die Erstkommunion zuständig? Worauf legen Sie hier den Fokus?
Schon beim Sakrament der Erstkommunion soll den Kindern ganz klar werden, dass sie Teil einer Gemeinschaft sind und ein Leben mit Gott führen dürfen. Sie sollen wissen, dass er für sie da ist und dass sie sich ihm jederzeit anvertrauen können.
Wie soll und kann das gelingen?
Genau das wollen wir bei dem Prozess erarbeiten. Das Ergebnis ist dabei bewusst offen und vollkommen ergebnisorientiert.
Wir geben nichts vor, sondern in Zusammenarbeit mit den Pfarren werden wir Ergebnisse liefern, die für unsere Zukunft sinnvoll und zeitgemäß sind. Und daraus entsteht dann ein konkreter Maßnahmenkatalog, wie Sakramente neu umgesetzt werden können.