In der Sakramentenvorbereitung wird das Thema Schuld und Versöhnung bearbeitet. Materialien werden dafür entwickelt.
In der Sakramentenvorbereitung wird das Thema Schuld und Versöhnung bearbeitet. Materialien werden dafür entwickelt.
In den vergangenen Monaten hat in unserer Wiener Erzdiözese ein großangelegter Prozess stattgefunden, an dem sich hunderte Pfarren und fast 1.000 Menschen aktiv beteiligt haben.
Konkret ging es darum, die Art und Weise zu definieren, wie die Pfarren in Zukunft mit den zentralen Sakramenten der Erstkommunion, Firmung – und mit der damit verbundenen Kinder- und Jugendbeichte – umgehen werden/sollen.
Von einer möglichen Anhebung des Firmalters, über eine mögliche verpflichtende Mitbeteiligung der Eltern und Taufpaten bei der Erstkommunionvorbereitung, bis hin zur Idee, dass die Firmvorbereitung zwei Jahre lang dauern könnte.
All diese Themen wurden diskutiert, um einen ganz bewusst möglichst offenen Nachdenkprozess zu fördern.
Das ganze Projekt wurde getragen und koordiniert von der „Jungen Kirche“, der Servicestelle der Erzdiözese Wien für Kinder-, Ministranten- und Jugendseelsorge. Und alle Pfarren unserer Diözese konnten sich in den vergangenen Monaten an diesem Prozess aktiv beteiligen – was sehr viele auch gemacht haben.
Hunderte Pfarrgemeinderäte, Tischmütter und Verantwortliche aus den Pfarren haben sich eingebracht und die gängige Praxis von Firmung und Erstkommunion hinterfragt. Zahlreiche Varianten wurden geprüft und es wurden auch nationale und internationale Experten hinzugezogen.
Jetzt sind die Entscheidungen getroffen worden.
Aus den Ergebnissen und den Vorschlägen hat die Diözesanleitung der Erzdiözese Wien acht konkrete Schritte beschlossen, die sie am Samstag, 15. Juni, im Erzbischöflichen Palais in Wien den Vertretern der Pfarren präsentiert.
Der SONNTAG veröffentlicht die wichtigsten Ergebnisse und nächsten Schritte:
1. Inhalte und Materialien erneuern
Grundbotschaften festlegen, Leitlinien entwickeln, Materialien erstellen
Die Diözesanleitung legt Grundbotschaften, Inhalte und Ziele für gelingende Sakramentenpastoral fest. Ausgehend davon werden neue Leitlinien entwickelt. Für die Umsetzung erarbeitet die „Junge Kirche“ Konzepte und Materialien, inklusive Online-Angebote.
Die Akteur/innen werden dabei weiterhin beteiligt. Wie Sakramentenpastoral mit Schule vernetzt ist, soll in Zusammenarbeit mit dem Schulamt neu bedacht werden.
2. Experimentierräum eröffnen
Pastorale Versuche in Pfarren begleiten
Die Diözesanleitung fördert Experimentierräume für neue Formen der Sakramenten pastoral im Kindes- und Jugendalter. Die Experimentierräume werden rund um unterschiedliche Zugänge und Inhalte eröffnet; schwerpunktmäßig in Entwicklungsräumen.
Die Diözesanleitung schätzt Firmung als wichtiges Sakrament an einer Lebenswende, es wird daher weiterhin im 14. Lebensjahr gefirmt. Neu sind die Zugänge, wie Jugendliche zur Firmung begleitet werden.
Es werden unter anderem diese Experimentierräume gestartet:
- Patinnen als Mentor/innen
- Firmvorbereitung ab 16/17 Jahren
- Mehrjährige Sakramentenvorbereitung
- Jugendpastoral nach der Firmvorbereitung
- onlineunterstützte Sakramentenvorbereitung
Diese Experimentierräume werden von der Jungen Kirche begleitet.
3. Verantwortliche vernetzen
Sakramente-Teams bilden, Vernetzung ermöglichen
Der Aufbau von Sakramententeams in Entwicklungsräumen wird gefördert, um Vernetzung, Fortbildung und Austausch zu ermöglichen und mehrjährige Mitarbeit von Ehrenamtlichen zu unterstützen.
4. Den Glauben feiern
(Neue) Sakramentalien entwickeln
Mit liturgischen Feiern wie Segnungen, die Feier der Tauferneuerung, die Obernahme des Glaubensbekenntnisses... kann im Rahmen der Vorbereitung gefeiert werden, was besprochen und erschlossen wurde.
Eine Handreichung mit neu entwickelten und überarbeiteten Feiern wird erstellt. Zusätzlich wird ein Gottesdienst-Modell entwickelt, welches die Messe mit mystagogischen Einschüben erklärt (= didaktische Messe).
5. Materialien für die Taufvorbereitung
Taufe im Grundschulalter neu organisieren
Durchschnittlich wird in jeder Pfarre ein Kind im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung getauft, daher wird ein einheitliches diözesanes Modell entwickelt, wie Kinder im Grundschulalter auf die Taufe vorbereitet werden.
6. Ehrenamtliche ressourcensensibel leiten
Stärkung Ehrenamtlicher
Wenig Zeit und viel Arbeit sind die Herausforderungen Ehrenamtlicher. Ihren katechetischen Dienst zu würdigen und sie zu begleiten, sind Aufgaben jener Personen, die Ehrenamtliche leiten. Für sie wird eine Handreichung und ein Coaching entwickelt, um sensibles Freiwilligenmanagement zu ermöglichen.
7. Versöhnungsfeier
Das Sakrament der Versöhnung gemeinsam feiern
In der Sakramentenvorbereitung wird das Thema Schuld und Versöhnung bearbeitet. Dabei sind Bußgottesdienste/ Versöhnungsfeiern die liturgische Form der Wahl. Das Angebot der Einzelbeichte ergänzt diese Form. Materialien werden dafür entwickelt.
8. Schwerpunkt: Eltern
Eltern und Familien neu in den Blick nehmen
Pfarren werden dabei unterstützt, Eltern und Familien verstärkt in den Blick zu nehmen:
1. durch die diözesane Aufmerksamkeit für dieses Thema.
2. durch die Erstellung von Konzepten für Elternabende mit besonderem Schwerpunkt auf religiöser Erziehung.
3. durch ein Büchlein für die Familie, mit Sakramentalien für Zuhause, Segensfeiern, Tischgebete, Hauskirche sein.
Auch im Rahmen der Firmvorbereitung wird Elternarbeit neu fokussiert, beispielsweise als Berührungspunkt zum Wachstum der Gemeinden.
Wie beurteilen Sie die Ergebnisse?
Ich bin alles in allem sehr zufrieden. Sowohl mit dem Prozess der vergangenen Monate als auch mit den nächsten Schritten, die jetzt beschlossen wurden.
Man muss klarerweise sagen, dass hier keine Revolutionen von oben herab verordnet werden. Sondern es werden ganz bewusst konkrete Maßnahmen gesetzt, die auf den Ideen und Anliegen der Engagierten vor Ort aufbauen.
Warum keine „Revolutionen“?
Die Herausforderung ist doch, mit den konkreten Entscheidungen auch wirklich Veränderung anzustoßen aber zugleich auch darauf zu achten, dass diese Entscheidungen überhaupt eine Chance haben, vor Ort umgesetzt zu werden.
Was hilft es, wenn die Diözesanleitung „radikale“ Entscheidungen trifft und davon nie etwas ankommt?
Es ist uns wichtig, auch bei den nächsten Schritten die Engagierten vor Ort mit im Boot zu haben. Deswegen wollen wir Impulse setzen und Rahmenbedingungen gestalten, damit vor Ort wirkliche Weiterentwicklung geschehen kann.
Das Signal ist klar: Pfarren und Gemeinden werden ermutigt bei Erstkommunion und Firmung neue Wege zu gehen!
Besonders kritische Leser könnten die Frage stellen: Besteht dann aber nicht die Gefahr, dass dann alles so bleibt, wie es jetzt ist?
Natürlich verstehe ich diese Frage. Ich sehe diese Gefahr jedoch nicht. Zu viele Menschen haben sich in den vergangenen Monaten aktiv in diesen Prozess eingebracht, zu viele Gemeinden suchen schon jetzt nach neuen Wegen und stellen ihre Sakramentenvorbereitung um, als dass das jetzt einfach so wieder versanden würde. Wir bestärken und ermutigen all diese Menschen.
Wir nehmen nicht nur zur Kenntnis, dass sich vor Ort etwas ändert, sondern wir wollen das auch aktiv fördern!
Was erwarten Sie jetzt?
Wir werden in den kommenden Jahren eine deutlich verbesserte Unterstützung der Engagierten vor Ort durch Ausbildungen, Vernetzung und erneuerte Unterlagen sehen.
Ich kann mir außerdem vorstellen, dass viele Gemeinden nach neuen Wegen suchen werden, Eltern und die Familien der Kinder und Jugendlichen aktiver anzusprechen und zu beteiligen.
Wie geht es weiter?
Zunächst wird die Diözesanleitung sogenannte „Grundbotschaften“ und neue Leitlinien festschreiben.
Diese werden beschreiben, welche zentralen Elemente – sowohl inhaltlich als auch formal – die Vorbereitung auf die Erstkommunion und Firmung zukünftig beinhalten werden. Dabei wird es eine Fokussierung auf einige wesentliche Kerninhalte geben, die jedenfalls zu beachten sind, um die herum jedoch eine größere Freiheit sein wird.
Ein besonderes Anliegen ist der Diözesanleitung dabei, dass Kindern und Jugendlichen während der Sakramentenvorbereitung die Möglichkeit eröffnet wird, eine persönliche Christusbeziehung aufzubauen.
Simon, Sie werden Ende September die Leitung der „Jungen Kirche“ nach vier Jahren wieder abgeben und eine neue Aufgabe in Deutschland übernehmen. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich habe ein Angebot bekommen, in einer großen Beratungsfirma Teil eines Teams zu werden, das Veränderungsprozesse im öffentlichen und kirchlichen Bereich begleitet.
Ich freue mich darauf, meine Erfahrungen in dieser neuen Aufgabe einbringen zu können, auch wenn mir der Abschied aus der Erzdiözese nicht leichtfallen wird. Zu sehr sind mir dafür in den vergangenen Jahren die vielen Engagierten hier und ihre Themen ans Herz gewachsen.
Stephansplatz 6/6/618
1010 Wien
T +43 (1) 515 52-3393
E-Mail: junge.kirche@edw.or.at
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Sakramente im Kinder- und Jugendalter gemeinsam neu denken
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