,Ich will dich lieben, achten und ehren, solange ich lebe‘, heißt es im Eheversprechen. Nicht der Priester verspricht das, sondern die beiden Liebenden. Darum spenden auch sie einander das Sakrament der Liebe und Treue.
,Ich will dich lieben, achten und ehren, solange ich lebe‘, heißt es im Eheversprechen. Nicht der Priester verspricht das, sondern die beiden Liebenden. Darum spenden auch sie einander das Sakrament der Liebe und Treue.
„Wer kirchlich heiratet, holt Gott mit ins Eheboot“, sagt Pfarrer Josef Grünwidl. Der SONNTAG" berichtet.
Es waren 37.458 Paare, die sich im Jahr 2014 in Österreich „getraut“ haben, mehr als 11.000 davon auch kirchlich.
„Ich mache die Erfahrung, dass bei den allermeisten Paaren, die kirchlich heiraten, der Wunsch nach Segen und Hilfe von oben da ist“, sagt Josef Grünwidl, Pfarrer in Perchtoldsdorf im Gespräch mit dem „Sonntag“.
„Alle kennen ja Paare, die gescheitert sind, sich getrennt oder auseinandergelebt haben. Alle haben aber den Wunsch, dass es bei ihnen gut geht und dass ihre Ehe gelingt.
Auch wenn die jungen Menschen sonst keinen guten Draht zur Kirche haben, bei dieser wichtigen Entscheidung in ihrem Leben spüren sie, dass sie Hilfe brauchen und sie wünschen sich: Gott soll dabei sein.“
Gott also in das kirchliche Eheboot hineinholen? Eine „Ehe zu dritt“? Du, ich und Gott? „Kirchlich heiraten heißt, ich sage ja zu mir, ja zur Partnerin, zum Partner und ja zu Gott“, bringt es Josef Grünwidl auf den Punkt.
Klar sei, Gottes Ja-Wort bildet das Fundament der kirchlich geschlossenen Ehe. „Weil Gott mir sein Ja-Wort gegeben hat, kann ich mich auch bejahen und annehmen.
Weil Gott mich liebt und mir treu bleibt, kann ich Liebe und Treue leben.“ So gesehen gäbe die Ehe dem Hauptgebot der Liebe eine konkrete Form und Gestalt.
„Gottesliebe, Selbstliebe und die Liebe zur Ehepartnerin/zum Ehepartner sollen wie ein Dreiklang harmonisch zusammenklingen. Wer kirchlich heiratet, holt Gott sozusagen mit ins Eheboot.“
„Den sicheren Hafen der Ehe gibt es nicht“, sagt Josef Grünwidl: „Beziehungen sind gefährdet und brüchig, jeder Mensch weiß das. Auch denen, die kirchlich heiraten, bleiben stürmische Zeiten nicht erspart. Auch in der Ehe kann man Schiffbruch erleiden.“
Gerade deshalb sei es aber gut, dass ein Paar sich bei der kirchlichen Trauung bewusst macht: Zu unserer Liebe, zu unserem Treueversprechen gibt Gott seinen Segen dazu, er ist an unserer Seite, egal, was passiert. „Das ist ein großes Plus und eine starke Zusage!“
Brautpaare, die sich für eine kirchliche Hochzeit entscheiden, bereiten sie auch meist gut und liebevoll vor, erzählt Pfarrer Grünwidl.
Einladungen und Geschenkelisten, Kleidung und Blumenschmuck, Tischkarten und Fotograf – alles wird bis ins letzte Detail durchüberlegt.
„Mir ist es wichtig, dass bei den vielen Planungen auch die Planung des Gottesdienstes nicht zu kurz kommt. Und das sage ich den Paaren, die bei uns heiraten wollen, auch“, so Josef Grünwidl.
„Der Gottesdienst in der Kirche sollte meiner Meinung nach das ,Herzstück‘ des Hochzeitstages sein.“ Bibelstellen aussuchen, Fürbitten formulieren, passende Lieder finden, sich mit dem Eheversprechen auseinandersetzen, vielleicht sogar ein persönliches Eheversprechen formulieren – es gibt eine Menge Dinge, die bei der Planung der kirchlichen Hochzeit bedacht werden müssen.
„Wenn eine Hochzeitsgesellschaft am Tag danach zum Schluss kommt, das Festessen und die Musik waren ausgezeichnet, Brautkleid und Blumenschmuck waren wunderschön, aber der Höhepunkt des Tages war der Gottesdienst in der Kirche, dann bin ich zufrieden“, lacht Josef Grünwidl.
Was sonst noch nicht fehlen darf? „Das Herz muss dabei sein. Das gilt für das Brautpaar, für die Hochzeitsgäste und auch für mich als Liturgen“, sagt Josef Grünwidl.
Grundsätzlich sei es ja so, dass das Brautpaar einander das Sakrament der Ehe spendet. „Dass das Brautpaar einander das Sakrament der Ehe spendet, zeigt, dass dieses Sakrament auf der Liebe von Mann und Frau aufbaut.“ Die Liebe und der Wille zur Treue seien Wesensbestandteile des Sakraments.
„,Ich will dich lieben, achten und ehren, solange ich lebe‘, heißt es im Eheversprechen. Nicht der Priester verspricht das, sondern die beiden Liebenden. Darum spenden auch sie einander das Sakrament der Liebe und Treue.
Als Priester bin ich – nur – dabei, ich ,assistiere‘ sozusagen bei der Spendung des Sakraments und bestätige im Namen der Kirche, dass Braut und Bräutigam den Bund der Ehe geschlossen haben.“
Eine wichtige Rolle käme da auch den Trauzeugen zu. „Seit 2013 sind Trauzeugen am Standesamt nicht mehr vorgeschrieben. In der Kirche ist die Anwesenheit von zwei Zeugen Voraussetzung für die Gültigkeit der Ehe.
Trauzeugen bestätigen mit ihrer Unterschrift, dass sie dabei waren, das Ja-Wort der Brautleute gehört haben und somit bezeugen können, dass der Ehebund geschlossen wurde“, sagt Josef Grünwidl. Oft seien die Trauzeugen aber sogar noch mehr als das: Sie sind verlässliche Ansprechpartner vor der Hochzeit, aufmerksame Helfer bei der Hochzeit und gute Wegbegleiter im Ehealltag.
Aber ist kirchlich zu heiraten heutzutage überhaupt noch zeitgemäß? „Wo bei einem Brautpaar ein Funke Sehnsucht nach Gott und seinem Segen da ist, da ist eine kirchliche Heirat die richtige Entscheidung und da bin ich als Priester gern dabei“, sagt Josef Grünwidl:
„Die Ehe ist mehr als das Werk zweier Menschen. Ich habe den Eindruck, das verstehen die meisten. Die Ehe als Abbild des Bundes, den Gott mit den Menschen geschlossen hat, den Partner so lieben, wie Christus die Kirche liebt – diese tiefere, theologische Sicht der Ehe ist wohl nur denen zugänglich, die im Glauben fest verwurzelt sind.“
zum Thema Hochzeit und Ehe
zum Thema der Woche in "Der SONNTAG"
Von Kleidern, Sträußen und Torten.
Hochzeitsbräuche und ihre Bedeutung.
Was ist ein Eheseminar und wie läuft es ab?
Schwerpunkt Hochzeit auf meinefamilie.at
Lebenslang verheiratet! Wie kann es gehen?
Was es für mich bedeutet, kirchlich verheiratet zu sein
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien