Die Feier der heiligen Messe ist kein sentimentales Zurückerinnern an die Zeit Jesu, sondern ein Feiern seiner Gegenwart: Der Auferstandene ist unter uns, er schenkt sich uns und verwandelt uns. Gedanken zur Eucharistiefeier von Pfarrer Gerald Gump.
Jerusalem vor 2000 Jahren: Der große Eklat wirft seine Schatten voraus und zeichnet sich ab, Jesus fühlt sich hin- und hergeworfen zwischen seinem tiefen Vertrauen in Gegenwart und das Wirken Gottes einerseits und den sich immer stärker abzeichnenden Hasstiraden derer, die sein Sprechen und Handeln in der Vollmacht der Liebe Gottes nicht mehr aushalten. In diese Spannweite hineingestellt begibt sich Jesus nach Jerusalem, um mit den Seinen das Pessach, das alte Mahl der von Gott geschenkten Freiheit zu feiern.
Jesus brach das Brot: "Das bin ich für euch!"
Und als er dann Brot nahm, das große Lob- und Dankgebet sprach, es brach und den Seinen gab, gab er diesen einfachen Zeichen eine neue Bedeutung: "Das ist mein Leib!". Oder vielleicht etwas stimmiger übersetzt: "Das bin ich für euch!" Dann folgt: "Tut dies zu meinem Gedächtnis!" Das hebräische Wort für "Gedächtnis" meint kein sentimentales Zurückdenken an längst Vergangenes, sondern ein Gegenwärtig-Machen. Sinngemäß könnte man übersetzen: "Tut dies, dann bin ich mitten unter euch!"
Gestorben und auferstanden
Ohne dass die Seinen die Tragweite dessen verstanden, was er da mit dem Brot tat, erlebte er am folgenden Tag dieses Schicksal selbst: Er wurde zerbrochen am Holz des Kreuzes – Gott war in der Welt gestorben. Als aber nach unendlichen Stunden der Todeserfahrung die Frauen am dritten Tag zum Grab kamen, war es leer. Immer stärker begann die Erfahrung zu wachsen, dass er lebt, dass er aufstanden ist, dass er in ihrer Mitte vollendet bleibt und Auferstehung bewirkt; und dass genau dies in dem von ihm eingesetzen Feiern am tiefsten spürbar wird.
Sonntag, der Tag der Auferstehung
So haben es die Apostel verstanden, so haben es die Jünger erlebt und die Jesus-Treuen haben zu feiern begonnen: Am ersten Tag der Woche, dem Sonntag, dem Auferstehungstag Jesu, als von ihm gerufene Gemeinschaft - als Kirche - kamen sie zusammen: Sie lasen in den alten Schriften, in der Bibel, und haben erfahren: Er selbst, Jesus, spricht zu uns. Sie nahmen seinem Auftrag gemäß Brot und Wein, sprachen Lob- und Dankgebete, brachen das Brot, verteilten den Wein, aßen und tranken.