Hände halten beim Vater unser.
Hände halten beim Vater unser.
Erstarrter Ritus oder Erlebnis-Event – eine falsche liturgische Alternative. Über die ”ars celebrandi“, die Kunst, Liturgie zu feiern.
Zur Zeit der Evangelisierung der Kiewer Rus um 1000 sandte der Großfürst Volodimir Abgesandte aus, nach dem besten religiösen Bekenntnis zu forschen. Sie berichteten: "So kamen wir zu den Griechen, und sie führten uns dahin, wo sie ihrem Gott dienen, und wir wissen nicht, ob wir im Himmel waren oder auf Erden. Denn auf Erden gibt es weder einen solchen Anblick noch eine solche Schönheit; und wir vermögen es nicht zu beschreiben. Nur das wissen wir, dass Gott dort unter den Menschen weilt. Ihr Gottesdienst ist besser als der aller anderen Länder....". Das war geglückte "ars celebrandi" in lebendiger Erfahrung.
"Ars celebrandi" enthält das Wort Kunst. Kunst kommt von Können. Aber kann man eine liturgische Feier wirklich "können"? Kunst ist ja das Tun des Menschen. Zu Ende gedacht, geht es dabei um bloße Gottesdienst-Technik und Liturgie gerät so auf die Ebene eines Produkts von Akteuren mit oft gut gemeinten kundenfreundlichen liturgischen Events und Gags oder wortreicher Selbstinszenierung, die die Begegnung mit dem lebendigen Gott verstellen.
Dasselbe gilt für das erstarrte Rituelle der alten (bisweilen auch der neuen) Messgestalt, das den "heißen Kern" des liturgischen Feuers, den Lebensaustausch mit dem durch sinnenfällige Zeichen liebend an uns handelnden Gott, verdeckt: Gottesdienst ohne "Gottesgefahr" degeneriert zu einer Veranstaltung harmlosen Kulturchristentums und wird religiös zahnlos. Es ist die glaubensrelevante Erkenntnis des Konzils, dass Liturgie gerade nicht zuerst das gestalterische oder rituelle Tun des Menschen ist, sondern umgekehrt: in der Liturgie kommt zu allererst Gott selbst auf den Menschen zu.
Daher besteht die "ars celebrandi" zuallerst in der Grundhaltung des betenden und dankbar-liebenden Empfangens seitens der Feiernden, ihrer Rollenträger und des Vorstehers. Dies muss in den liturgischen Gesten, Haltungen, der Vortragsweise der liturgischen Redesorten (Gebet, Lesen, Predigt), in allen Elementen der Feiergestalt, deutlich werden. Daran entscheiden sich Gelingen oder Verfehlen des Gottesdienstes. Wenngleich es hier um den aktuellen Liturgievollzug der konkreten Gemeinde und um die wahrnehmbare Außenseite der Liturgie geht, sind damit notwendig die theologischen Grundlagen der Liturgie berührt. Die Kunst der sachgerechten Feier bleibt angewiesen auf das sachgerechte Verstehen dieser Grundlagen, aus denen ihre Strukturen und ihre äußere Gestalt herauswachsen.
1. Darum braucht "ars celebrandi" das immer tiefere Eindringen in den "Geist der Liturgie": ohne persönliches Bemühen und ständige pastorale Anstrengung um liturgische Bildung und mystagogische Hinführung geht nichts!
2. Sie vollzieht sich auch in der "aktiven Teilnahme" als Ausdruck der Gliedschaft am Leib Christi: ihre Verwirklichung ist sakramentliches (!) Zeichen der Teilnahme an Gottes Leben und erfahrbar nur, wenn Geist und Leib betend zusammenspielen: in Bewegung, Gestik und Körperhaltung, Beteiligung an Gebet und Gesang, in guter Rollenverteilung.
3. Sie lebt vom "Glanz edler Einfachheit" (SC 34): alle Überladenheit, jede Übertreibung, kreative Sekundärsymbole, stören den Vollzug der Liturgie. Wesentliches soll eindeutig und schön hervortreten, weniger Wichtiges zurücktreten: in den Zeichen und Symbolen, in den Bewegungsabläufen, in den "Sachen" (Geräte, Paramente, Altar und Ambo, Raum). Schönheit ist zu fördern, "flapsige" Stillosigkeit zu vermeiden.
4. Gottesdienst muss erkennbar bleiben als Vollzug des ganzen Leibes Christi, in den die konkrete Gemeinde hineingetauft ist. Inkulturierte Gestaltungen der Einzelgemeinde müssen sich an den liturgietheologischen Strukturgesetzen orientieren: je näher sie die Mitte der Liturgie berühren, umso stärker sind sie an die Vorgaben der Gesamtkirche gebunden.
5. Frage: Was sind uns die Vorbereitung der Feier, die Arbeit mit dem Liturgieausschuss, die Ordnung und Sauberkeit der Sakristei wert?
Die Geschichte Feier der Eucharistie und der Heiligen Messe