"Dieses am Konzil vertiefte Liturgieverständnis wäre ohne die Erkenntnisse demütiger
liturgiegeschichtlicher Arbeit, aber auch ohne die wiederentdeckte Liturgietheologie der Kirchenväter einfach undenkbar gewesen", so Redtenbacher.
"Dieses am Konzil vertiefte Liturgieverständnis wäre ohne die Erkenntnisse demütiger
liturgiegeschichtlicher Arbeit, aber auch ohne die wiederentdeckte Liturgietheologie der Kirchenväter einfach undenkbar gewesen", so Redtenbacher.
Andreas Redtenbacher über die Bedeutung liturgiegeschichtlicher Forschung für die Liturgische Bewegung im 20. Jahrhundert.
Was wir heute "Liturgische Bewegung" nennen, setzte bereits sehr früh mit der Gründung der Benediktinerabtei von Solesmes in Frankreich durch Abt Prosper Guéranger (1805-1875) ein: die Erneuerung der Liturgie und durch sie der Kirche aus ihren ureigenen Quellen. Sehr bald erfasste diese Reformbewegung weite Kreise und kam im 20. Jahrhundert zu ihrem vollen Durchbruch.
Es war der Österreicher Pius Parsch (1884-1954) aus dem Chorherrenstift Klosterneuburg mit der "Volksliturgischen Bewegung", die als zweiter Zweig der Gesamtbewegung diese erst an ihr eigentliches Ziel, die Pfarrgemeinden brachte: Sie sollten den Gottesdienst nicht als Zuseher, sondern in "aktiver Teilnahme" mitfeiern. Papst Pius XII. sprach 1956 sogar von einem "Zeichen der göttlichen Vorsehung" und einem "Hindurchgehen des Heiligen Geistes durch seine Kirche".
Als spirituelle und dynamische Kraft hatte die Liturgische Bewegung die Weltkirche erfasst und trat ihren endgültigen Siegeszug in der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils "Sacrosanctum Concilium" (1963) und in der folgenden Liturgiereform an.
Bereits der Auftakt in Solesmes und die gesamte "heiße Phase" der Entwicklung bis zum Konzil lebten von Voraussetzungen, die vor allem im theologischen Nachdenken und in konkreten historischen Forschungsergebnissen lagen. Die "Liturgische Bewegung" war zugleich Frucht eines tief zurückreichenden und vielschichtigen Erneuerungsprozesses, der weit über die Fragen der Liturgie hinaus ging. Es kam schließlich – ganz kurz gesagt – zu einer von ihren Quellen her erneuerten Theologie ("nouvelle théologie"), deren Erkenntnisse in enger Wechselwirkung zum Gottesdienst der Kirche standen.
Vieles davon reichte zurück vor und in die Zeit der Aufklärung und der Romantik: ein geradezu "erotisches" Interesse auf den Gebieten der Bibelwissenschaft, der Geschichte der frühen Kirche, der Patrologie, des Mönchtums, der Ekklesiologie (Lehre über die Kirche), der Pastoraltheologie und vor allem auch der Liturgiegeschichte war erwacht. Aus der nun neu gewonnenen Kenntnis der alten liturgischen Quellen (Sacramentare, Ordines, Evangeliare, Hymnare, Psalterien, etc...), der neu entdeckten (Liturgie-) Theologie der Kirchenväter sowie der durch Forschungsergebnisse jetzt immer sichtbarer werdenden geschichtlichen Entfaltung und Entwicklung des Gottesdienstes der Kirche war nach und nach klar geworden: das gottesdienstliche Leben war – zumindest bis vor dem Konzil von Trient – nicht ein erstarrter und oder unverstandener Ritus, sondern seine Gestalt war – bei Aufrechthaltung seines vom Herrn her uns zukommenden (göttlichen) Kernes – die längste Zeit der Geschichte in Bewegung.
Und der Gottesdienst durfte folglich auch durch das Konzil wieder so "bewegt" werden, dass er nicht wie seit 400 Jahren (Trient) ein unverstanden bleibendes Ritengefüge blieb, sondern wieder zum erfahrbaren "Lebensaustausch zwischen Gott und Mensch" wird (Johannes Pinsk), zum "Leben in Fülle" führt (Pius Parsch) und so "Dialog zwischen Gott und Mensch" ist (Josef E. Lengeling), kurzum: wieder Urquell des Christseins wird.
Dieses am Konzil vertiefte Liturgieverständnis wäre ohne die Erkenntnisse demütiger
liturgiegeschichtlicher Arbeit, aber auch ohne die wiederentdeckte Liturgietheologie der Kirchenväter einfach undenkbar gewesen.
Die Geschichte Feier der Eucharistie und der Heiligen Messe