Das Konzil von Trient: Fresko in Santa Maria in Trastevere in Rom (vorne die allegorische Darstellung der Kirche – die ”Ecclesia“ mit Tiara).
Das Konzil von Trient: Fresko in Santa Maria in Trastevere in Rom (vorne die allegorische Darstellung der Kirche – die ”Ecclesia“ mit Tiara).
Kurzer Überblick der Liturgiegeschichte (Teil II): Die großen Entwicklungslinien der Messfeier vom Trienter Konzil bis zur Liturgiereform nach dem II. Vatikanum.
Das Konzil von Trient (1545-1563) reagierte auf die Angriffe der Reformatoren gegen die Messpraxis vorwiegend defensiv. Vor allem die ausführliche Rechtfertigung der Messe ohne Gemeinde prägte die Messfrömmigkeit bis ins 20. Jahrhundert. Erst nach dem Konzil wurde das Messbuch reformiert; es erschien unter Papst Pius V. 1570 und führte im Lauf der Neuzeit zu einer vorher nie da gewesenen Vereinheitlichung in der gesamten römisch-katholischen Kirche.
Die Möglichkeit, eine mehr als 200 Jahre alte eigene Lokaltradition beizubehalten, wurde nur wenig genutzt (so vor allem in Mailand).Das nachtridentinische Missale – zuletzt, mit nicht unerheblichen Änderungen, 1962 gedruckt – brachte gegenüber seinen mittelalterlichen Vorgängern nur wenig Neues, im Bereich der liturgischen Texte und Gesänge in mancher Hinsicht auch eine Verarmung. Als Grundform der Messe galt nun über Jahrhunderte die stille Messe des Priesters mit einem Ministranten. Personell wurde die Messe allein auf den Priester konzentriert; bis 1960 galt nur das als liturgischer Vollzug, was der Priester tat. Dieser Klerikalisierung der Messe entsprach die räumliche Konzentration auf den Altar, der vor allem in der Barockzeit zur großen Schaubühne für die sakramentale Erscheinung Christi ausgestaltet wurde.
Eine wichtige Neuerung brachte Anfang des 20. Jahrhunderts die Förderung der häufigeren Kommunion durch Pius X. Freilich wurde noch jahrzehntelang die Kommunion den Gläubigen nicht in der Messe selbst, sondern davor oder danach gereicht, was sich bis heute in der unangemessenen Praxis der Kommunionausteilung aus dem Tabernakel auswirkt.
Einschneidender als die Kommuniondekrete Pius' X. und für die vom zweiten Vatikanischen Konzil angeordneten Reformen grundlegend wurde die Liturgische Erneuerung zwischen den beiden Weltkriegen, die nach klösterlichen Anfängen in großen Teilen der katholischen (übrigens auch der evangelischen) Jugendbewegung aufgenommen wurde und von da aus die Praxis nicht weniger Pfarren prägte.
Die in der volksliturgischen Bewegung (P. Parsch) geforderte aktive Teilnahme der Gläubigen an der Messe konnte man freilich nur durch eine Art Parallellliturgie zur offiziellen, rein lateinischen Handlung des Priesters verwirklichen. Es entstanden die verschiedenen Formen der Gemeinschaftsmesse, vor allem die Betsingmesse, in der die vom Priester still verrichteten Teile von den Gläubigen gemeinsam oder im Wechsel mit einem Vorbeter laut gebetet oder gesungen wurden.
Auf dieser Basis konnte dann nach dem zweiten Vatikanischen Konzil eine tiefgreifende Reform der Messe durchgeführt werden, deren leitendes Prinzip die tätige Teilnahme aller Gläubigen war. Jenseits der (im Einzelnen durchaus diskutierbaren) Details erscheint die Messe wieder – in der Kirche des römischen Ritus erstmals seit vielen, vielen Jahrhunderten – als gemeinschaftliche Handlung der ganzen Gemeinde.
Die Geschichte Feier der Eucharistie und der Heiligen Messe