Liebe, die bis zum Tod ging: Erlösend war nicht Jesu Schmerz, sondern seine Liebe – Gottes Liebe. (Kruzifix, Pfarrkirche Wolkersdorf)
Liebe, die bis zum Tod ging: Erlösend war nicht Jesu Schmerz, sondern seine Liebe – Gottes Liebe. (Kruzifix, Pfarrkirche Wolkersdorf)
In welchem Sinn die Messfeier ein ”Opfer“ ist.
Die Älteren werden sich noch gut erinnern. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil hat man von der Heiligen Messe vor allem als "Messopfer" gesprochen. Und wenn man heute den Katechismus der Katholischen Kirche aufschlägt, dann findet man – mit Überlegung verändert – die Bezeichnung "Opfermahl". Warum diese Rede vom Opfer? Braucht Gott ein Opfer? Müsste man die Rede vom Opfer nicht längst aufgeben?
Tatsächlich: Im Neuen Testament und in der Urkirche kennen die Christen keine Opfer-priester und keinen Opferkult wie in anderen Religionen. Sie wissen in ihrem Glauben, dass Gott selbst das alles entscheidende Opfer gebracht hat – durch Jesus, der am Kreuz für die vielen, also für alle Menschen gestorben ist. Und sie wissen auch: Erlösend war nicht sein Schmerz, sondern seine Liebe, Gottes Liebe, die durch Jesus gegenwärtig wurde. Man kann es so sagen: Um uns für die Gemeinschaft mit ihm zu gewinnen, ist uns Gott in Jesus nachgegangen bis zum Äußersten. Er ist der Gewalt, dem Bösen und dem Tod nicht ausgewichen, sondern hat sie auf sich genommen und in der Auferstehung überwunden. So ist der Tod am Kreuz der Ernstfall der Liebe Gottes und unsere Erlösung. Um die eingangs gestellte Frage aufzugreifen: Gott braucht kein Opfer.
Aber in einer Welt, die so ist, wie sie ist, mit ihrer Lieblosigkeit und ihren Abgründen wird die Liebe sehr schnell zur leidenden Liebe, zum Opfer. Das gilt für die Liebe unter Menschen, aber – wie uns das Evangelium zeigt – auch für die Liebe Gottes.
Gott also bringt das erlösende Opfer, nicht wir. Deshalb ist der christliche Gottesdienst vor allem eines: Danksagung, Eucharistie. Ausgehend vom letzten Mahl Jesu am Abend vor seinem Leiden hat die Feier der Eucharistie die äußere Gestalt eines Mahles. Dieses Mahl ist durch die Jahrhunderte zu einer feierlichen Liturgie mit vielen rituellen Momenten geworden. Das hat seinen Sinn. Denn die Zeichen, Symbole und Riten bewahren und schützen ein Geheimnis und erinnern uns daran, dass im christlichen Gottesdienst nicht in erster Linie Menschen handeln, sondern Gott selbst. Die mit dem Priester zur Eucharistie versammelte Gemeinde feiert Gott, indem sie des Todes und der Auferstehung Jesu gedenkt. Das ist aber keine bloße und blasse Erinnerung, sondern in ihr wird durch das Wirken des Geistes Gottes das Vergangene gegenwärtig: die Liebe Jesu bis zum Tod am Kreuz, die uns heimholt und rettet, das eigentliche Opfer, das uns erlöst, Vergebung und Leben schenkt.
So wird in der Eucharistie das Opfer Jesu gegenwärtig und für uns wirksam. Die Feiernden lassen sich auf dieses Opfer dankbar ein und bringen dafür das "Opfer des Lobes" dar. Wenn wir in diesem Sinn – wie die Christen seit dem ersten Jahrhundert – die Eucharistie auch ein Opfer nennen, wird noch deutlicher, was der Grund unserer Dankbarkeit ist.
Die Geschichte Feier der Eucharistie und der Heiligen Messe