Seit einigen Jahren gibt es - sowohl in städtischen wie auch im ländlichen Gebieten - eine steigende Tendenz von Taufen im Kindergarten- oder Volksschulalter.
Seit einigen Jahren gibt es - sowohl in städtischen wie auch im ländlichen Gebieten - eine steigende Tendenz von Taufen im Kindergarten- oder Volksschulalter.
Kardinal Schönborn: Broschüre will Pfarren unterstützen, "taufwillige Kinder auf ihrem Weg zur Taufe zu begleiten, ihren Glauben zu stärken und ihnen und ihren Familien, die Bedeutung der Taufe zu erschließen.
Durchschnittlich werden in der Erzdiözese Wien pro Pfarre und Jahr ein bis zwei Kinder im Volksschulalter getauft. Für diese spezielle Zielgruppe hat die Erzdiözese unter dem Titel "Jesus ruft dich in unsere Gemeinschaft!" eine Broschüre für Pfarren herausgegeben, wie diese Kinder altersgerecht zur Taufe begleiten können.
"Kinder spüren, was sie brauchen und wollen, und manche Kinder wünschen sich eben eine Taufe", erklärt Friederike Dostal, Leiterin der Abteilung Erwachsenenkatechumenat. Das bedeute auch, Kinder mit ihren Fragen ernst zu nehmen und diese altersadäquat zu beantworten. Daher reiche es auch nicht aus Bibelstellen "nur vorzulesen, sie sollten besser in eigenen Worten erzählt werden", so Dostal.
Die Theologin bemerkt seit einigen Jahren - sowohl in städtischen wie auch im ländlichen Gebieten - eine steigende Tendenz von Taufen im Kindergarten- oder Volksschulalter. Einerseits seien Taufen im Säuglingsalter für viele Eltern nicht mehr selbstverständlich; andererseits, gebe es den Wunsch der Eltern, dass ihre Kinder selbst entscheiden, ob sie getauft werden wollen oder nicht, nennt Dostal die Gründe.
"Heute ist es nicht mehr selbstverständlich, dass Eltern für ihre Kinder die Taufe erbitten", betont auch Kardinal Christoph Schönborn im Vorwort des rund 90-seitigen Behelfs. Dieser könne Gemeinden unterstützen "taufwillige Kinder auf ihrem Weg zur Taufe zu begleiten, ihren Glauben zu stärken und ihnen und ihren Familien, die Bedeutung der Taufe zu erschließen", so der Wiener Erzbischof.
Hintergrund der Broschüre ist ein Auftrag des Bischofsrats, einen Behelf zur Vorbereitung der Kinder zu entwickeln. Der neu herausgegeben Taufbehelf bietet neben kindgerecht nacherzählten Schriftstellen, Liedern und Gebeten auch Ausmalbilder sowie Tipps für Katecheten. Ziel der Taufvorbereitung mit Kindern im Schulalter sei ein "behutsame Annäherung" an die Gestalt Jesus Christus, die Kirchengemeinschaft und die Bibel, so Dostal, die gemeinsam mit "Quo vadis"-Leiterin Lisa Huber den Behelf verfasst hat.
Als Gründe für eine Taufe im Kindergarten- oder Volksschulalter, nennt Dostal etwa den Wunsch der Kinder an der Erstkommunionsfeier im Klassenverband teilnehmen zu können. "Durch die Vorbereitungen bekommen manche Kinder Interesse, sich selbst taufen zu lassen", erklärt die Theologin und Juristin.
Andere Kinder verlangen nach dem Sakrament der Taufe, da ihre Eltern sie nicht im Säuglingsalter taufen ließen, aus dem Wunsch heraus, dass sich die Kinder selbst dazu aktiv entscheiden sollten. "Das kommt bei religiösen Eltern oder auch gemischt konfessionellen Elternteilen vor". Kinder ohne jegliche religiöse Grundlage helfe der Wunsch der Eltern nach einer eigenen Entscheidung - ob Taufe oder nicht - aber nicht weiter, wirft Dostal kritisch ein. "Wenn man ein Kind areligiös erzieht, hilft man ihm bei seiner Entscheidung nicht weiter."
In seltensten Fällen setzen Kinder die Tauferlaubnis bei Eltern durch, "die strikt dagegen sind oder keinerlei religiöse Grundlage besitzen". Das Verlangen nach einer Taufe entstehe bei diesen Kindern oft nach einer persönlichen Gotteserfahrung, etwa nach Krankheit oder Trennungssituationen bei Eltern. "Sie spüren ein Interesse daran, dass es mehr geben muss als Kindergarten oder Schule", beschreibt Dostal die Situation dieser Kinder. Es komme dabei auch vor, dass die Täuflinge mit ihrer Begeisterung ihre Eltern oder die ganze Familie bekehren.
Kinder würden sehr wohl spüren, was sie brauchen oder wollen, daher sei sie auch strikt gegen "Zwangstaufen". "Nur weil es sich die Großeltern wünschen, ist kein Grund für eine Taufe." Im schlimmsten Fall entwickeln betroffene Kinder eine "extreme Kirchenfeindlichkeit und wollen nichts mehr mit der Kirche zu tun haben".
Der Behelf und die dazugehörigen Ausmalbilder sind im Behelfsdienst der Erzdiözese Wien erhältlich (Stephansplatz 6/Zwettlerhof, 1010 Wien; Mail: behelfsdienst@edw.or.at; T +43 1 51552-3625)