"Wir wollen dienen, wo die Menschen die Nähe Gottes durch einen konkreten Menschen ersehnen, vielleicht, weil sie sich an den Rand der Gesellschaft gedrängt fühlen", sagt Diakon Franz Ferstl.
"Wir wollen dienen, wo die Menschen die Nähe Gottes durch einen konkreten Menschen ersehnen, vielleicht, weil sie sich an den Rand der Gesellschaft gedrängt fühlen", sagt Diakon Franz Ferstl.
Sie wollen die Nähe Gottes zu den Menschen spürbar machen, sagt Franz Ferstl, der Leiter des Diakoneninstituts, und blickt auf "40 Jahre Ständiges Diakonat" in der Erzdiözese Wien zurück.
"Der Ständige Diakon – ein Versuch, der Zukunft hat" überschrieb im Jänner 1970 die "Wiener Kirchenzeitung" ihren Beitrag und berichtete von der Weihe der ersten neun Diakone in Wien. Das Konzil hat knapp davor die Wiederbelebung des Ständigen Diakonats beschlossen und so haben sich die ersten Männer in der Erzdiözese Wien auf die am Stephanitag 1970 von Kardinal Franz König vollzogene Weihe vorbereitet.
Weltweit 37.000
Seither wurden 221 Ständige Diakone geweiht, von denen bereits 51 verstorben sind. 171 sind derzeit in Pfarren und kategorialen Einrichtungen tätig. Weitere zwei Gruppen von Diakonenanwärtern bereiten sich mit je 15 Männern in einem vierjährigen Diakonenseminar auf die für 2012 und 2014 geplanten Weihen vor. In den Diözesen Österreichs unterstützen über 700 Ständige Diakone die Pastoral und weltweit ist die Zahl der zum Dienst Geweihten auf über 37.000 Männer angewachsen.
Wie entwickelte sich dieser "Versuch" in der Erzdiözese Wien?
Nach den ersten Diakonenweihen und der Einrichtung einer Diakonenkommission zur Auswahl und Vorbereitung unter der Leitung von Prälat Steiner, übernahmen die "bewährten und geweihten Männer" einzelne Bereiche von Diensten in den Pfarren, im Besonderen die Sorge um alte und kranke Menschen. Weihbischof Florian Kuntner, in seiner "Sorge um die Gemeinden" motivierte viele Männer, die bereits ein Theologiestudium mitbrachten und Kompetenzen in der Leitung von Gemeinschaften hatten, zu diesem neuen Dienstamt in der Kirche. Kardinal Hermann Groer schätzte die Tätigkeiten der Ständigen Diakone und wollte die Verbindung der Diakone mit der zum Heiligen Diakon Stephanus geweihten Domkirche. So wurden ab jetzt alle in Sankt Stephan gemeinsam geweiht. Bis dahin hatten die meisten Diakonenweihen in den Heimatgemeinden stattgefunden. In der Amtszeit von Kardinal Christoph Schönborn wurde den Diakonen eine große Selbstständigkeit überlassen. War bis dahin die Ausbildung in den Händen von Priestern, so wurde einem Diakon die Verantwortung für die Ausbildung der Kandidaten übertragen. Es wurden ein "Diakonenrat" mit sieben Männern und das Diakoneninstitut eingerichtet, das unter der Autorität des Kardinals die laufenden Agenden für alle spirituellen und personellen Aufgaben der Diakone regelt und wahrnimmt.
Ein Ehrenamt auf Lebenszeit
Über 85 Prozent der Ständigen Diakone verdienen ihren Lebensunterhalt durch einen Zivilberuf und bringen ihre Dienste ehrenamtlich ein. Eine Erhebung im Sommer 2004 hat ergeben, dass die Diakone im Durchschnitt 17,6 Wochenstunden für die Diözese ehrenamtlich tätig sind. Die restlichen 15 Prozent werden nicht als Diakone, sondern für ihren beruflichen Aufgabenbereich im pastoralen Dienst als Diözesanangestellte, Pastoralassistenten oder Krankenhausseelsorger von der Kirche entlohnt. Auch die so genannten hauptamtlichen Diakone leisten über die normale Dienstzeit hinaus wesentliche ehrenamtliche Tätigkeiten. Durch die Mitwirkung der Ehefrauen und die Familien der Diakone wird das ehrenamtliche Engagement der Diakone für die Kirche bereichert und auf eine breite Basis gestellt. Zu einem Dienst, den die Not der Menschen bestimmt, zu einer Hingabe an Gott, die auf Erfahrung baut. Was wir selbst empfangen haben, soll für andere, für eine Gemeinschaft, eine Pfarre im pastoralen Dienst fruchtbar gemacht werden. Wir wollen dienen, wo die Menschen die Nähe Gottes durch einen konkreten Menschen ersehnen, vielleicht, weil sie sich an den Rand der Gesellschaft gedrängt fühlen.
Mitwirken an einer diakonalen Form der Kirche
Als Diakone wollen wir nicht nur unseren Dienst in die gegebene Struktur der Kirche einbringen, sondern die diakonale Form der Kirche mitgestalten. Die bedingungslose Liebe Gottes zu allen Menschen wurde uns in Jesus geoffenbart und vorgelebt. Jesus bezeugt seine Sendung besonders beeindruckend im Aufsuchen der Menschen, um ihnen Befreiung, Heil und Erlösung zu bringen.
Die Zuwendung Jesu galt besonders den mit dem Gelingen menschlichen Lebens Ringenden und den von der Gesellschaft Ausgeschlossenen. In seiner Nähe konnten die in den Beziehungen Gescheiterten aufatmen. Er zeigte ihnen einen Weg aus der Unfreiheit und machte ihnen den göttlichen Heilswillen durch sein Wirken erlebbar. Die Kirche soll als Ursakrament die Heilsliebe Gottes noch bewusster erfahrbar machen.
In der diakonalen Gestalt der Kirche soll noch mehr als bisher:
- der Dienst am Wohl und Heil der Menschen im pastoralen Handeln erfahrbar werden
- durch Anerkennung der Lebensrealitäten unsere Wertschätzung ausgedrückt werden
- diese Wertschätzung in unseren Begegnungen zeichenhaft und glaubwürdig zum Ausdruck kommen.
Diakonenprofil und Vision
Diakonales Handeln ist kein Privileg der Diakone, sondern allen Christen aufgetragen. Es ist Kernauftrag der Diakone, die Gläubigen zu diakonalem Handeln anzuleiten und zu befähigen. Es geht also nicht darum, als Diakon anstelle der Christen den Dienst an den Armen und Ausgegrenzten zu vollziehen, sondern durch unser Beispiel und Dienst die diakonale Berufung aller Christen zu wecken und zu fördern. So lebt in uns die Hoffung, dass auf dem Hintergrund unseres Berufungsprofiles in jeder Pfarre der Diakonat als eigenständiger Dienst gesehen und gefördert wird. Wir wünschen uns für jede unserer Pfarren einen Ständigen Diakon, der den Dienst an den Menschen lebendig erhält.
40 Jahre Grund zum Feiern
Seit der ersten Diakonenweihe 1970 sind 40 Jahre Kirchengeschichte weiter geschrieben worden. In jeder vierten Pfarre ist ein Ständiger Diakon – in 85 Prozent ehrenamtlich – tätig. Vom Kirchenvolk in den Gemeinden wird der "Ständige Diakon" geschätzt und die Sendung dieses neuen, eigenständigen Dienstamtes durch das diakonale Handeln klarer. Der Diakon will weder ein "Sozialarbeiter" noch ein "Priesterersatz" sein, sondern sein Handeln will "Christus den Diener der Menschen" durch sein Tun gegenwärtig setzen. Dafür ist er geweiht und als Helfer des Bischofs gesandt. Er will der Liebe Gottes durch seine Zuwendung zu den Menschen ein Gesicht geben und andererseits die "Ängste und Freuden der Menschen" am Altar durch seinen liturgischen Dienst bei der Eucharistiefeier präsent machen. So hat jeder Diakon als kleines Zeichen des dienenden Christus bei der Jubiläumsfeier ein weißes Handtuch mit dem Logo des Ständigen Diakonates erhalten – ein Symbol, dass unsere Sendung die Fußwaschung und die Sorge um den Dienst an den Menschen ist – nach dem Vorbild des Meisters, und dass wir Diakone für eine "Kirche, die dient" stehen.
Diakon Franz Ferstl, Leiter des Diakoneninstituts.
Arbeitsgemeinschaft der Ständigen Diakone Österreichs
Diakon Franz Ferstl
Wollzeile 2/3/5, 1010 Wien
Tel.: 01/515 52 - 3355
E-Mail: f.ferstl@edw.or.at
Institut für den Ständigen Diakonat
Boltzmanngasse 9, 1090 Wien
Tel.: 01/890 35 35
E-Mail: diakonat@edw.or.at