„Priorität muss sein, neben der Verbindung zu Gott, auch stets die Antennen für die neuen Entwicklungen und Strömungen der Gesellschaft feinfühlig zu sensibilisieren und zu schärfen“.
„Priorität muss sein, neben der Verbindung zu Gott, auch stets die Antennen für die neuen Entwicklungen und Strömungen der Gesellschaft feinfühlig zu sensibilisieren und zu schärfen“.
Am 26. Dezember – Stephanitag – feiern die Ständigen Diakone ihren Patron. Drei Diakone erzählen über ihren Dienst und ihre Berufung.
Das Bild vom Diakon als „Außenminister“ der Kirche „finde ich sehr zutreffend: Als Ehemann und Familienvater lebe ich so wie tausende anderer Ehemänner und Väter, die tagtäglich im Zivilberuf erwerbstätig und tagtäglich mit den ganz normalen Freuden und Sorgen des Lebens konfrontiert sind“, sagt Wolfgang Aumann, derzeit Schulseelsorger im Schulzentrum Sacre Coeur Pressbaum und als Notfallseelsorger bei Feuerwehr und Rettung tätig.
Aumann: „Für viele Menschen, die kaum eine Beziehung zur Kirche haben, stehe ich jetzt stellvertretend für die Kirche – bei jedem Einsatz auf der Autobahn, bei Taufen und Hochzeiten, bei Begräbnissen, bei Krisengesprächen mit Jugendlichen.“
Deswegen falle auch oft der Satz: „Sie wissen ja, wie das Leben ist – Sie wissen ja, wovon sie reden!“
Aumann wurde 1995 zum Ständigen Diakon für die Erzdiözese Wien geweiht. Die Berufung zu diesem Dienst wuchs durch die Mitarbeit in seiner Wiener Pfarre Hernals-Kalvarienbergkirche von Kindheit und Jugend an. Und „durch die Liebe zur Kirche, durch die Erfahrung einer starken Gemeinschaft und durch die Freude am Mitleben und Mitgestalten in einer konkreten Gemeinde, verbunden mit dem Einbringen meiner Charismen“, sagt Aumann.
Wie sich der Dienst des Diakons weiterentwickeln wird? Aumann: „Die diakonalen Grundaufgaben bleiben gleich: die Sorge um die Armen und die Verkündigung.“ Doch jede Zeit muss sich fragen: Wie gelingt das heute? Wer sind die Armen heute? Welche Mittel braucht die Kirche heute, um die Frohe Botschaft zu verkünden?“ Denn: „Wir können nicht im Heute leben und die Methoden von vorgestern anwenden.“ Am Vorbild des biblischen Diakons Stephanus (Apostelgeschichte, Kapitel 6 und 7) fasziniert Aumann „seine Weisheit und sein Geist, seine Argumentation, sein Verzeihen bei der Steinigung“.
Seit seiner Weihe im Jahr 1993 ist Karl Hinnerth ehrenamtlicher Diakon in Dobermannsdorf im nordöstlichen Weinviertel, davon die letzten 16 Jahre als
Pfarrassistent. Er geht dabei „pastoralen und liturgischen, aber auch verwaltungsmäßigen Aufgaben nach“. Wie er seine Berufung verspürte? Hinnerth: „Ich war der Liturgie, aber auch dem Arbeiten in und mit der Gemeinde schon als Jugendlicher zugetan. Viele Geistliche waren dabei auf meinem Weg. Letztlich hat ein Redemptorist, Pater Geiblinger, den entscheidenden Anstoß gegeben.“
Was das Amt/die Aufgaben des Diakons auszeichnet? Hinnerth: „Der Diakon darf wirklich voll im Leben stehen. Mit Beruf und Familie lebt er mitten in der Gemeinde und wird damit meist auf gleicher Augenhöhe gesehen. Damit weiten sich das Verkündigungsgebiet und auch die Verkündigungsmöglichkeit enorm aus.“
Wie sich der Dienst des Diakons heutzutage weiterentwickeln soll oder muss? „Priorität muss sein, neben der Verbindung zu Gott, auch stets die Antennen für die neuen Entwicklungen und Strömungen der Gesellschaft feinfühlig zu sensibilisieren und zu schärfen“, sagt Hinnerth.
Am „ersten Diakon“ Stephanus fasziniert ihn, dass dieser „unter“ dem Volk war, wie es in der Lesung heißt. Hinnerth: „Das segensbringende Mitleben mit der Gemeinde regt zur Nachahmung an.“
„Ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit in meiner Wohn- und Einsatzpfarre Wien-Meidling liegt
bei den Menschen, deren Ehen gescheitert sind, Geschiedene und wiederverheiratete Menschen.
Eine weitere Aufgabe ist der Blick auf jene Menschen, die der Kirche fernstehen. Menschen, die zwar noch Kirchenbeitrag zahlen, aber mit der Kirche nicht mehr viel zu tun haben“, erzählt Martin Mader, der heuer als einer von 14 neuen Diakonen geweiht worden ist.
Seine Berufungsgeschichte? „Begonnen hat es vor einigen Jahren mit der Frage eines sehr interessierten Jungscharkindes: Martin, wieso gibt es in der Bibel zwei Schöpfungsgeschichten?“ Da war er um eine Antwort verlegen und konnte nur mit Mühe eine passende Antwort formulieren. „Ich beschloss, mich für den Theologischen Kurs in Wien anzumelden.
Während des Kurses hat mich dann ein guter Freund das erste Mal auf das Thema Diakonat angesprochen.“ Was zeichnet das Amt des Diakons aus? „Ich sehe einen großen Vorteil in meiner persönlichen Lebenserfahrung: Erfahrung im Berufsleben, im Familienleben und im Glaubensleben“, sagt er: „Das hält mich in der Bahn. Die Hauptaufgabe meines Diakonats sehe ich in der Nähe zu den Menschen. Natürlich gehört auch der liturgische Dienst zum Amt des Diakonates.“
Was fasziniert ihn am „ersten Diakon“ Stephanus? Mader: „Die Apostel haben sehr früh erkannt, dass es nur durch eine gute Aufgabenteilung möglich ist, eine Gemeinde gut zu leiten. Es gab ein klares ,Anforderungsprofil‘. Stephanus hat die an ihn gestellten Anforderungen bestens erfüllt.“
Derzeit 191 Ständige Diakone
Die ersten neun Ständigen Diakone in der Erzdiözese Wien wurden am 26. Dezember 1970 von Kardinal Franz König geweiht. Derzeit gibt es 191 der Erzdiözese Wien angehörende Diakone, berichtet Franz Ferstl, Leiter des „Diözesanen Instituts für den Ständigen Diakonat“.
Die Diakone sind in erster Linie als ehrenamtliche Diakone in den Pfarren der Erzdiözese Wien und zwei in den Missionspfarren in Ecuador tätig; weiters in der Caritas; in der Kategorialen Seelsorge (Krankenhausseelsorge, Schulseelsorge, Notfallseelsorge, Gefangenenhausseelsorge, Polizeiseelsorge) und 11 in leitenden Funktionen in diözesanen Dienststellen.
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